Kritik zu Die drei Musketiere
Paul W. S. Anderson (Resident Evil) hat den berühmten Roman von Alexandre Dumas mit großem Selbstbewusstsein und in 3-D adaptiert
Die Politik und der Krieg, internationale Beziehungen und Intrigen, das alles ist in den Augen des Engländers Lord Buckingham nur ein Spiel. Allerdings eins, das vom Verlierer einen hohen Preis fordert. Aber das gehört nun einmal dazu, wie der Spion im Dienste seiner Majestät dem jungen D’Artagnan versichert, den er gerade in seine Gewalt bekommen hat. Nur geht es in diesem Spiel auf Leben und Tod eben nicht nur ums Gewinnen. Die Haltung, mit der gespielt wird, ist letzten Endes genauso bedeutend.
Die Politik ist in Paul W. S. Andersons wunderbar eleganter Adaption von Dumas’ berühmtem Roman tatsächlich ein niemals endendes Spiel. Einige bleiben dabei auf der Strecke, andere kommen nach Rückschlägen und Niederlagen zurück und setzen erneut alles. So ergeht es hier auch den drei Musketieren Athos, Porthos und Aramis, die zu Beginn von der mit allen nur denkbaren Tricks spielenden M’Lady de Winter ins Abseits gedrängt werden. Doch der idealistische D’Artagnan, der noch mit einem geradezu heiligen Ernst an Ehre und Treue, König und Vaterland glaubt, wird sie zurück auf das Spielfeld führen und damit den noch sehr kindlichen König Frankreichs vor den Winkelzügen des machthungrigen Kardinal Richelieu bewahren.
Seit Hollywoods goldenen Tagen, als Mantel-und-Degen-Filme noch eine Selbstverständlichkeit im Kino waren, hat wohl kein Filmemacher mehr so oft und auch so selbstverständlich animierte Landkarten benutzt, um das Kräftespiel der Mächte oder auch nur einen Ortswechsel zu illustrieren. Allerdings gibt die modernste 3-D-Technik, derer sich Paul Anderson mit einer Nonchalance bedient wie im Moment kein anderer Regisseur, diesen Karten tatsächlich noch eine andere Dimension. Der Boden des Audienz-Saals von Richelieu, auf dem eine riesige Europakarte gemalt ist, auf der wiederum enorme, Armeen symbolisierende Figuren stehen, erinnert an ein »Risiko«-Spielfeld. Die Spielsymbolik ist allgegenwärtig.
Anderson selbst spielt auch mit Dumas’ Roman, den an ihn geknüpften Assoziationen und natürlich mit den Erinnerungen an seine zahllosen Verfilmungen. Gelegentlich leistet er sich dabei neben deutlichen Comicanleihen in den Actionsequenzen, die in einer grandiosen Luftschlacht gipfeln, auch gezielte Anachronismen. Christoph Waltz darf als Richelieu sogar einmal gänzlich aus der Rolle fallen, als sei dies ein Film von Quentin Tarantino. Aber dieser spielerisch-ironische Ton kippt nie in Zynismus um. Wie die drei Musketiere, die einmal zu oft vom Leben und der Politik enttäuscht wurden, bleibt Anderson ein melancholischer Romantiker. Und so schenkt er der von Milla Jovovich gespielten M’Lady de Winter die Szenen, in der sich die zerstörerische Natur der Welt, von der er erzählt, am deutlichsten zeigt. Sie ist nicht das eiskalte Monster der anderen Filme, sondern eine selbstbewusste, starke Frau, die im Spiel der Männer nur die Böse sein kann.
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