Kritik zu Tod auf dem Nil

© Walt Disney

Nach dem großen Erfolg seines Remakes des Krimi-Klassikers »Mord im Orient-Express« hat sich Kenneth Branagh nun den nächsten Agatha-Christie-Stoff vorgenommen – und tritt erneut als Hercule Poirot auf

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Eine Fahrt durch die Schützengräben des ersten Weltkrieges, in denen Hercule Poirot seinen Scharfsinn noch nicht als Meisterdetektiv, sondern als Soldat und Kriegsstratege spielen lässt. Doch nachdem er sein Regiment durch eine Finte retten konnte, explodiert eine Bombe, die seinen Captain in den Tod reißt und sein eigenes Gesicht so sehr verunstaltet, dass er die Narben fortan durch das berühmte ausladende »Gesichtsmöbel« kaschieren wird. Nach dieser schwarz-weißen Vorgeschichte taucht der Film in die exotische Opulenz Ägyptens ein, wo Hercule Poirot (Kenneth Branagh) das Treiben auf der Tanzfläche eines mondänen Tanzlokals beobachtet.

Ein luxuriöser Schauplatz, der sich durch grandiose Landschaftsszenerien bewegt, eine außergewöhnliche Konzentration von Menschen und ihren Schicksalen auf engstem Raum, zugespitzt durch das Geheimnis eines Mordes: Neben seinem Faible für die Dramen Shakespeares entwickelt Branagh eine Liebe für die Kammerspielkrimis von Agatha Christie. Auf den »Mord im Orient-Express« (der 2017 das Siebenfache seiner rund 55 Millionen Produktionskosten einspielte) lässt er nun den »Tod auf dem Nil« folgen, erneut mit einem schillernden Ensemble von Schauspielstars, die die Salons und Kabinen eines Dampfers zur Bühne ihrer Auf- und Abgänge machen. Angeführt von Branagh selbst, der die Manierismen des belgisch-britischen Meisterdetektivs in den Fußstapfen von Peter Ustinov und Albert Finney lustvoll zelebriert, geben sich unter anderem Annette Bening, »Wonder Woman« Gal Gadot, das Komikerinnen-Duo (Jennifer) Saunders und (Dawn) French, Russel Brand, Danny Hughes und der in Missbrauchsvorwürfe verstrickte Armie Hammer (neben Covid ein weiterer Grund für die Startverzögerungen) die Ehre.

Gal Gadot spielt die mondäne Linnet Ridgeway, die ihrer von Emma Mackey verkörperten Freundin Jacqueline de Belfort den Bräutigam ausspannt, was diese nicht kampflos hinnehmen will. Als Stalkerin verfolgt sie das strahlende Paar bis zur mehrtägigen Honeymoon-Reise mit geladenen Hochzeitsgästen. Die zunehmend beunruhigte Ehefrau engagiert Hercule Poirot und bald beginnt eine Mordserie, die die Anzahl der Passagiere sukzessive dezimiert. 

Das Drehbuch verfasste erneut Michael Green, der sonst in Filmen und Serien wie »Wolverine« und »American Gods« eine Brücke schlägt, zwischen modernen Superhelden und den Göttern der griechischen Mythologie. Und wie schon bei »Mord im Orient-Express« pustet Branagh auch hier wieder den theatralischen Staub aus der Geschichte, beschleunigt und dynamisiert die gediegene Brillanz der berühmten Vorlage, mit grandiosen Kamerafahrten, die das durch den Fluss gleitende Schiff und die monumentalen Bauwerke immer wieder aus weiter Ferne umkreist, mit einer agilen Handkamera, die die Passagiere in der Bewegung einfängt und umkreist. Er verbindet Glamour und Grandezza des klassischen Hollywoods mit einem dezent modernen Puls, ohne das eine gegen das andere auszuspielen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Mich wundert - und ärgert - das David Suchet immer hinten runterfällt, der über Jahre dutzendfach Poirot gespielt, letztlich gelebt hat... Übrigens auch in Tod auf den Nil...

Ich schliesse mich Herr Käthler an. Für mich bleibt David Suchet mit seinem feinem Spiel, dass auch die Herzensgüte und einen unverwechselbaren Humor Poirots durchscheinen lässt, der überragendste Darsteller von allen! Hier wird er nicht mal erwähnt, das ist sehr traurig und ärgerlich.

Sorry, aber dem kann ich gar nicht zustimmen. Wir waren drauf und dran, die Vorstellung im Kino mehrmals vorzeitig abzubrechen. Dachten am Ende nur, schade um das Geld. Diese Verfilmung ist genauso wie die erste, eine tote Seele. Bestes Beispiel: die Hauptdarstellerin heult bei Poirot rum, dass sie Angst um ihr Leben hat. Aber WARUM und was die einzelnen Gäste für Motive eigentlich hätten, bleibt völlig im Dunkeln. Das Ende ist ein schnelles runter Gerassel. Man merkt dem Film die ganze Zeit die UNLUST an. Wer hier Spannung und mehr erwartet, wird nichts erhalten. Bauwerke? Grade mal zwei wurden gezeigt. Szenen gekürzt die wichtig wären und manches wurde in EINEM Abwasch dargestellt. Eben UNLUST. Wir sind raus. Definitiv. Die nächste Verfilmung werden wir uns nicht mehr an tun. Es ist eine Schande und Beschämend was hier abgeliefert wird.

Kleiner Hinweis: Sie hätten die Vorstellung nur einmal vorzeitig abbrechen können, nicht mehrmals ;-)

Ansonsten widerspreche ich Ihnen einfach mal vehement.

Die Motive der einzelnen Personen an Bord wurden alle herausgearbeitet. Ich könnte Ihnen jedes einzelne nennen. Vielleicht hätten Sie hinhören müssen, das mag schon sein.

Sicherlich ist diese Verfilmung nicht perfekt und es gibt auch zahlreiche negative Kritiken, keine davon geht aber so weit, Branagh "Unlust" vorzuwerfen.

Aber, ganz ehrlich, mehr als in bisschen frustriertes Gestammel kommt von Ihnen nicht, was setz ich mich damit überhaupt auseinander.

Sie fordern "Bauwerke"? Ich rate zu einem Besuch des Miniatur-Wunderlands. Da gibt es Bauwerke. Da müssen Sie dann auch nicht mitdenken, was vielleicht hilfreich sein mag.

Hallo da muss ich ihnen jetzt auch widersprechen.
Viele Charaktere wurden unbesetzt nur im im heutigen Zeitgeist “ korrekt“ zu wirken.
Es gibt nicht nur eine sondern 2 unnötige Nebenhandlungen. Ich habe ja nichts gegen künstlerische Freiheit in dem man was andeutet aber alleine die anfangs Szenen sind so übertrieben künstlerisch intoniert von Branagh das man null Lust hatte darauf.
Agatha Christie stand immer für Spannung und kurzweilligekeit. Jedoch wer so respektlos ist, das sonst von ihr als Schriftstellerin so gut gehütete Werk jetzt so zu verdrehen und zu zerstören gehört echt eine auf dem Deckel verpasst. Schön das sie ihn gut fanden aber dann muss ich annehmen das sie die wirklich interessanten und spannenden Geschichten inkl. Gesellschaft wiederspiegelneden Charaktere nicht kennen. Dies ist ein Film wo der Regiesseur sich selbst als Hauptdarsteller gewollt am besten in Szene setzten will und alle die es nicht besser wissen das auch schlucken da die Nebenhandlungen so nichtssagend sind das es schon wehtut. Er lässt niemanden außer sich selber gut darstehen. Ich denke mal die Rollen bleiben bei ihm aus. So toll ich ihn in Shakespeare Verfilmungen finde umso enttäuschender ist er in anderen Genres. Ich empfehle ihnen dringend die Verfilmungen mit Peter Ustinov. Dann sehen sie mal wie solche Filme ablaufen sollten u wie unterhaltsam sie sein können! Ich gucken immer alle Filme die ich anfange zuende jedoch dieser war so dumm vom Plot dass ich auch mehrfach ihn beenden wollte.

Ich stimme dir Peter voll und ganz zu. Wer so respektlos ist der Queen of Crime die ihre Geschichten solange sie lebte voll und ganz verteidigt und geschützt hat, der gehört eigentlich verdroschen. Neue Charaktere die in der original Story sind werden umgeschrieben nur um politisch korrekter zu sein. Andere kommen hinzu die nichts mit der Hauptgeschichte zu haben. Der Plot setzt voraus das man die Story kennt. Was auch nicht viel mehr Sinn macht. Daran stimmt absolut nichts. Anstatt auf dem Wasser zu drehen viel zu viel Inszenierung und unnötiges CGI. Brannagh intoniert es wieder wie seine Shakespeare Stücke das funktioniert hier aber nicht. Fasst man zusammen bleibt leider nur das die eigentliche Story gestrichen wurde, Charaktere wurden unbesetzt oder neue unnötige kommen hinzu und viel zu viel künstliches CGI. Einfach gesagt steht es für die heutige inzinierte künstliche Welt in der man nicht mal eine tolle Vorlage wiedergeben kann. Wenn ich sowas mitbekomme vermisse ich Peter Ustinov!!!!!!
Man kann tolle Filme machen die auch noch Klassiker werden ohne viel Technik. Eine tolle Geschichte reicht aber das haben in Hollywood wohl mittlerweile alle vergessen.

Bin grosser Agatha Christie Fan und habe alle Verfilmungen mit Peter Ustinov als auch die mit David Suchet gesehen. Tod auf dem Nil ist einer meiner Lieglingsfilme.
Was mir aber hier geboten wurde, war nur enttäuschend. Nur schon, dass Figuren ausgetauscht wurden oder im Sinne von Wokeness anders ausgestattet wurden, (Bespiel Mrs. Otterbourne, die plötzlich eine dunkelhäutige Nachtklubsängerin ist, statt einer ältlichen Schriftstellerin schwülstiger Liebesromane, (unvergessen Angela Lanabury’s Darstellung)nimmt ja dem Plot schon einen Teil seiner subtilen Nebengeschichten weg. Dann wozu brauchte es diese ellenlange Rückblende in eine Schützengraben des 1. Weltkrieges? Ich dachte tatsächlich, dass ich im Film „ im Westen nichts Neues“ gelandet bin.
Als dann die viel zu aufgesetzten Tanzszene kam, hat es mir abgelöscht. Ich hab den Film abgestellt. Das muss ich mir nicht antun.
Fazit: Agatha Christie hat die Plots so gut geschrieben, dass jeder Filmemacher dabei bleiben sollte. Ein Plot der Wokeness wegen so abzuändern, kommt einem Verbrechen gleich. Wem die Krimis zu wenig woke sind, täte besser daran, ein eigenes Stück zu schreiben.
Ich jedenfalls werde mir sicherlich keine weiteren Poirot Verfilmungen von Kenneth Branagh mehr anschauen.

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