Kritik zu Operation: Kingdom
Jennifer Garner als FBI-Agentin in Nah-Ost
"Wie auf dem Mars" sei es in dem Wüstenreich, sagt einer aus dem vierköpfigen FBI-Team vor dem Abflug nach Saudi-Arabien, und das ist nicht nur ästhetisch gemeint. Das Muster, nach dem der Actionthriller einen halboffiziellen Einsatz in feindlicher Umgebung schildert, ist zwar bekannt, doch seine Intensität bekommt der Film durch die Politik, insbesondere durch das Attentat in Saudi-Arabien auf Westler im Jahre 2003. In der spannungsgeladenen Ouvertüre dringen in Riad Selbstmordterroristen in das abgesicherte Wohngebiet eines Ölkonzerns ein und richten unter den amerikanischen Angestelltenfamilien ein Blutbad an.
Doch aufregend ist bereits die erstaunlich unverblümte Lektion im Vorspann, wo ein kurzer historischer Abriss mittels Nachrichtenbildermontage à la Michael Moore über die schizophrene saudisch-westliche Zwangsehe informiert. Die Verquickung des archaisch strukturierten Feudalstaates mit westlichen Ölkonzernen unter Nennung der Bush-Familie, der Hinweis, dass 15 der 19 Attentäter vom 11. September Saudis waren, dass die parasitäre Königsfamilie einerseits die Amerikaner als Schutzmacht braucht, andererseits aber in einer Art religiösen Ablasshandels radikale Islamisten finanziert, bringt Öldurst und Terrorismus, Ökonomie und "culture clash" in einen logischen Zusammenhang. Die Zwielichtigkeit der Verbündeten wird noch dreister vorgeführt, wenn der saudische US-Botschafter, der eine Landegenehmigung des FBI-Teams zunächst verweigert, mit dem Hinweis auf eine Veröffentlichung, nach der saudische Gelder in terroristische Trainingscamps fließen, erpresst wird. Solcherart psychologisch vorbereitet, erscheint der fünftägige Einsatz in The Kingdom, wie der Film im Original drohend betitelt ist, anfangs als Tanz auf einem Minenfeld.
Wenig glaubhaft ist zwar, dass keiner der vier Super-Ermittler Arabisch kann und mit Jennifer Garner eine unverschleierte Frau sich dort frei bewegen darf. Auch wird hinsichtlich kultureller Befindlichkeiten der Ball eher flach gehalten. Doch die Katz-und-Maus-Spiele mit saudischen Bewachern und terroristischen Hintermännern, die Autoverfolgungsjagden und eine atemberaubende Hatz von Tür zu Tür im Wettlauf mit einer geplanten Enthauptung sind hautnah und packend inszeniert, wobei sich der Einfluss von Produzent Michael Mann bemerkbar macht.
Im weiteren Verlauf wird einer der polizeilichen Aufpasser als integre Figur herausgepickt und mit gewohnt naiver Rhetorik zur Schaffung zwischenmenschlicher Schnittmengen wie sein amerikanischer Gegenpart Fleury als liebevoller Familienvater vorgeführt. Vergleichbares geschieht übrigens, wenn auch weniger penetrant, im aktuellen Drama Ein mutiger Weg über die Ermordung eines Journalisten in Pakistan. Andererseits handelt es sich bei Operation: Kingdom um einen energiegeladenen Actionfilm und nicht um eine Auskoppelung des bedächtig-intellektuellen Öl-Krimis Syriana. Gemeinsam haben diese Filme den Tenor resignierter Ernüchterung: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
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