Kritik zu Die Ironie des Lebens

© Warner Bros. Pictures

2024
Original-Titel: 
Die Ironie des Lebens
Filmstart in Deutschland: 
05.09.2024
L: 
109 Min
FSK: 
12

Oliver Ziegenbalg und Markus Goller gelingt der Coup, Uwe Ochsenknecht und ­Corinna Harfouch als Ehepaar unter existenziell dringlichen Bedingungen ­zusammenzubringen

Bewertung: 4
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Ironie gibt es hier erst mal nicht, sondern eher brachiale Comedy, ohne Rücksicht auf Verluste: Alles, was wehtut, das Alter, der Tod, die Liebe, quatscht der erfolgreiche Comedian Edgar (Uwe Ochsenknecht) einfach so weg, in der One-Man-Show, mit der er durch die Republik tingelt. Da dauert es ein Weilchen, bis hinter dem wirbelnden Ego, mit sonnenbankgebräunter Haut, Goldkettchen, Sonnenbrille und Goldblouson ein ­verletzlicher und einsamer Mensch erkennbar wird.

Eines Abends erkennt Edgar seine Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch) im Publikum und beginnt sofort, Ehe- und Scheidungs­witze zu reißen, man ahnt, die sind der Panzer, mit dem er sich vor echten Gefühlen schützt. Und dann kommt Eva nach der Vorstellung in seine Garderobe und konfrontiert ihn mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs und ihrer Entscheidung, nach Evaluierung ihrer Chancen auf Operation und Chemotherapie zu verzichten. Schwer zu sagen, was Eva getrieben hat, ihren Ex -Mann nach 25 Jahren Funkstille in der Garderobe aufzusuchen: Weil sie das Gefühl hatte, es dem Mann, mit dem sie viel Lebenszeit verbracht hat, schuldig zu sein? Aus der Hoffnung, sie könne ihren erwachsenen Kindern den Kontakt zum abtrünnigen Vater ebnen? Für einen wie Edgar ist das schwer auszuhalten, erst allmählich lernt er, Evas Entscheidung für ein letztes bisschen Lebensqualität und einen würdevollen Tod zu respektieren. Auf einen Sachverhalt zu treffen, der sich weder durch hektischen Aktionismus noch durch flotte Witze im Zaum halten lässt, wird für ihn zur heilsamen Lebenstherapie, die ihn vom hohen Bühnenross runterholt ins echte Leben, samt Annäherung an die entfremdete Familie.

Für den großen Altersblues sind sie eigentlich noch ein bisschen zu jung: Oliver Ziegenbalg als Autor und Markus Goller als Regisseur sind ein eingespieltes Team, in Filmen wie »Friendship!« oder »25 km/h« haben sie sich immer wieder mit unsicheren Familien- und Freundschaftsverhältnissen beschäftigt und zuletzt in »One for the Road« auch mit dem leichtfertigen Umgang mit der Volksdroge Alkohol. Immer wieder haben sie dabei eine gute Balance gefunden, zwischen komischen, ernsthaften und gefühlvollen Noten. Und sie hatten immer ein gutes Gespür für die Chemie unter Schauspielern. Uwe Ochsenknecht und Corinna Harfouch als Paar zusammenzubringen, auf die Idee muss man erst mal kommen. Aber es funktioniert ganz wunderbar, in dieser Mischung aus Vertrautheit durch die Ehe und Fremdheit durch die Trennung, und dazu der Tod, der eine gewisse Dringlichkeit herstellt. Es hat einen großen Zauber, dabei zuzuschauen, wie sie noch einmal aufblüht, das Leben sinnlich auskostet, tanzend und singend im kostbaren Kleid, sprühend vor Lebenslust und ultimativer Freiheit, mit der verführerischen Erotik einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, die keine Zeit hat für Spielchen und weiß, was sie will. Kein Wunder, dass Edgar sie plötzlich wieder mit anderen Augen sieht, ganz frisch und verliebt.

Meinung zum Thema

Kommentare

Corinna Harfouch hat nun schon drei Mal innerhalb kurzer Zeit im Film eine Sterbende gespielt. Wie oft sollen wir eigentlich Corinna Harfouch noch beim Sterben zusehen? Warum beschäftigt man immer die gleichen Schauspieler? Gibt es keine interessanten Gesichter, außer denen von Lars Eidinger, Corinna Harfouch und den üblichen Verdächtigen? Von Uwe Ochsenknecht ganz zu schweigen. Schade. Und das Sterben als Roadmovie ist eine verkitschte Lüge, die selten mit der Wahrheit übereinstimmt. Ein typisch deutscher Film.

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