Kritik zu Berlin Nobody

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Jordan Scott, Tochter von Ridley, drehte einen Mystery-Thriller über eine Selbstmordsekte

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Ben Monroe (Eric Bana) bringt es auf den Punkt: »Wenn jemand von Aufopferung oder Erlösung spricht, rieche ich Kult.« Und in der Tat lautet eines der Mantras der Gruppe um die strenge wie charismatische Hilma (Sophie Rois): »Aufopferung ist Erlösung«. Ausgerechnet Bens Tochter Mazzy (Sadie Sink) gerät in genau diese Gruppe. Es ist nur eine der zahlreichen arg konstruierten Volten von Jordan Scotts »Berlin Nobody«.

Nach einer schmerzhaften Trennung von seiner Frau ist der renommierte Sozialpsychologe Ben nach Berlin gezogen. Dort treibt er seine Forschung über die Macht des Kollektivismus voran. Dafür arbeitet er mit Nina Hoffmann (Sylvia Hoeks) vom Bundesverfassungsschutz zusammen. Zur gleichen Zeit kommt seine 16-jährige Tochter nach Berlin, damit sich die beiden wieder etwas annähern. Schon am Flughafen bekommt sie die Nachricht, dass er sie nicht abholen kann. Dafür trifft sie an der S-Bahn den charmanten Martin (Jonas Dassler). Die beiden tauschen Telefonnummern aus. Gleichzeitig beginnt dieser Martin Mazzy aus der Ferne zu beobachten.

Aus dem kollegialen Verhältnis von Ben zu Nina entwickelt sich, angetrieben von ihr und kritisch registriert von Mazzy, eine Liebesbeziehung. Martin führt die vom Vater enttäuschte Mazzy derweil in seine Gruppe ein. Hilma verspricht ihren Anhängern eine Heilung für sich selbst und für die verwirrende und vom Klimawandel bedrohte Welt – und sei es durch den eigenen Tod.

Es wirkt konstruiert, dass all die Personen und Ereignisse eng miteinander verwoben sind. Selbst die Eingangsszene, in der Ben mit einer jungen Frau durch eine geschlossene Tür spricht, die sich dort vor der Welt verbarrikadiert hat, fügt sich zum Ende erklärend in die Story ein. Es ist ein Phänomen, das in Japan unter dem Namen Hikikomori bekannt ist. Nicolas Hoggs Romanvorlage spielt in Japan.

Scott präsentiert ein gegensätzliches Berlin: eine heruntergekommene Hochhaussiedlung, braun vertäfelte Behördenräume, miefige Einfamilienhäuser, im Gegensatz dazu elektrisierende Nachtclubs und die stylischen Wohnungen von Ben und Nina. Zugleich wirft sie Fragen nach der Gemeinschaft, dem Individuum auf, die sie jedoch ins Leere laufen lässt. Dass ein traumatisches Ereignis in Mazzys Kindheit bis heute bei Vater und Tochter nachwirkt und am Ende eine Erlösung erfährt, grenzt dann schon an Kitsch. So bleibt »Berlin Nobody« trotz des überzeugenden Casts seltsam blutleer.

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