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Gerhard Midding

Zu dem Zeitpunkt, als Staudte seine "Dreigroschenoper" drehte, hatte er noch nicht aufgehört, das zeitgeschichtliche Gewissen des deutschen Nachkriegsfilm zu sein, zugleich aber bereits erste Signale gesendet, dass er sich auch auf reibungslose Unterhaltung verstand.

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Im Februar 2017 erlebte Guido Altendorf eine herbe Enttäuschung. Ungeduldig packte er die DVD der "Dreigroschenoper" aus, die bei gerade bei "Filmjuwelen" erschienen war. Endlich war Wolfgangs Staudtes Neuverfilmung wieder verfügbar! Er traute seinen Augen nicht, als er den Silberling einlegte. Als Ausgangsmaterial diente eine matschige Fernsehkopie im falschen Format. Das konnte Altendorf nicht auf sich beruhen lassen. Es mag nicht der beste Staudte sein, sagte er sich, aber er hat besseres verdient.

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Seit US-Filme kaum noch einen Vorspann haben, der die beteiligten Künstler nennt, erfährt man, was eigentlich zählt: die Produktionsfirmen. Gerade bei Produktionen mit mittlerem Budget kommen da meist eine ganze Menge zusammen, deren Namen und Logos zuweilen einfallsreicher sind als die folgenden Filme. Ein Name, der nicht durch Originalität auffiel, aber viel versprach, war Participant.

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Vermutlich gibt es wenige Dinge, die meinen Freund Binh in so großes Erstaunen versetzen wie die Entscheidung deutscher Verleiher. Er kann sich partout keinen Reim darauf machen, welche französischen Filme sie herausbringen und welche nicht. Mittlerweile ist er es gewohnt, dass ich regelmäßig über Wohlfühlkomödien schreibe, von denen die Kritik in Frankreich keinerlei Notiz nimmt.

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Morgen vor 30 Jahren ging "Turner Classic Movies" auf Sendung. Er ist nicht der erste Kabelsender in den USA, der sein Programm komplett mit Spielfilmen bestreitet, aber der beste. Das war maßgeblich Robert Osborne zu verdanken, der 23 Jahre lang dessen Gesicht war. Zum feierlichen Start auf dem Times Square hatte er es nicht weit, denn er wohnte nur ein paar Blocks nördlich.

Gerhard Midding

Mir war in diesen Tagen nicht nach Kino, aber heute kam es anders. Vielleicht war es eher Neugier als Lust. Die stellte sich später ein, aber die Wissbegier zählte zunächst doppelt. Zum einen wollte ich herausfinden, was für ein Publikum sich einfindet zu den Vorstellungen japanischer Animationsfilme, die hier zu Lande nur einen Tag zu sehen sind. Und dann wollte ich natürlich wissen, wie Hayao Miyazaki war, bevor er Hayao Miyazaki wurde.

Gerhard Midding

Das Wunder traf doch nicht ein, weder das österliche noch das medizinische, auf das wir gehofft hatten. Heiko wachte aus dem Koma nicht mehr auf. Die Pläne, die wir geschmiedet hatten, gehören nicht mehr der Zukunft an. Es waren keine großen Projekte, aber dieser Eintrag wird ohnehin von den Freuden des Unerheblichen handeln.

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Ich hatte mit einem anderen Empfang gerechnet. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich die Intensivstation überhaupt betreten durfte, denn ich bin kein Angehöriger. Nach Corona, so vermuteten wir, würden strengere Regeln gelten. Im Klinikum jedoch schlug uns ein ernstes, warmes Willkommen entgegen: "Schön, dass Sie da sind."

Gerhard Midding

Der 35. Geburtstag eines Filmemachers gehört nicht unbedingt zu den Jubiläen, die Feuilletons oder Fernsehsender auf keinen Fall verpassen sollten. Für Xavier Dolan mag eine andere Zeitrechnung gelten. Die Karriere des Goldjungen aus Québec kannte bisher keine Verschnaufpause. Die Hälfte seines Lebens hat er hinter der Kamera verbracht; vor ihr steht er bereits seit 30 Jahren.

Gerhard Midding

»Love is the Devil«, den Rapid Eye Movies gerade in ihrer "Zeitlos"-Reihe erneut in die Kinos bringen, beginnt mit einer Begegnung, die sich so wohl nur in England zutragen könnte. Zwei Klassen prallen aufeinander, als George Dyer unverhofft durchs Dach in die Atelierwohnung von Francis Bacon stürzt.