Blog

Gerhard Midding

Der gestrige Tag war für mich, wie für die meisten von Ihnen, ein besonderes Datum. Für die Aufgabe, einen solchen Gedenktag am besten zu begehen, gibt es keine Patentlösungen. Er verlangt nach einem Innehalten. Dafür existieren Konventionen und Formeln. In Auschwitz, im Bundestag und anderswo fielen wohlerwogene Worte über die historische Verantwortung. Als ich am Abend in die Philharmonie ging, ahnte ich nicht, welche Botschaft mich dort erwartete.

Gerhard Midding

Die Zelluloidkopie von „Der Brutalist“, die zur Premiere nach Venedig verschifft wurde, wog sage und schreibe 140 Kilo. Brady Corbets Film ist nicht nur ästhetisch ein Koloss. Ich nehme jedoch an, die 70mm-Kopie, die ab heute im Berliner Delphi in Previews gezeigt wird, ist erheblich leichter. Es handelt sich um die einzige, die im deutschsprachigen Raum existiert. Das Delphi spielt sie ab dem offiziellen Kinostart eine Woche lang, danach gastiert sie im Gartenbaukino in Wien.

Gerhard Midding

Ein kleiner Sport, der durchaus in die Zuständigkeit der Kritik gehört, ist die Frage, ob einem Film eventuell Anachronismen unterlaufen sind. Man kann ihn ohne Schadenfreude ausüben. So war ich beispielsweise beruhigt, dass die Vokabeln "Fabrik" und "Tourist" bereits in den 1830er Jahren existierten und Robert Eggers bei „Nosferatu“ diesbezüglich kein Fehler unterlaufen ist.

Gerhard Midding

Momentan sind aus Washington ja keine erfreulichen Nachrichten zu erwarten. Die Vorstellung, dass es im aktuellen Klima so etwas wie eine respekt-, ja liebevolle politische Gegnerschaft geben könnte, müsste man eigentlich ins Reich der Phantasie verbannen. Um so mehr ließ mich am letzten Wochenende ein Artikel in der „Frankfurter Rundschau“ aufhorchen. Er erwärmt Herz, Seele und Verstand, obwohl er von einer Trauerfeier berichtet.

Gerhard Midding

Wie Täter angeblich immer zum Tatort zurückkehren, suchen auch Filmemacher bisweilen gern alte Drehorte wieder auf. In Savannah, wo Clint Eastwoods jüngster Film »Juror No 2« angesiedelt ist (gestern bei uns angelaufen), hat er bereits 1997 einen seiner untypischsten Filme gedreht, »Mitternacht im Garten von Gut und Böse« gedreht. Erstaunlich, wie tief sich sein Blick damals in Topographie und Folklore der Stadt versenkte.

Gerhard Midding

Manchmal findet das größere Drama nach den Dreharbeiten statt. Dann gilt es, Enttäuschungen und Kränkungen zu erdulden, dann werden langjährige Partnerschaft aufgekündigt oder mitunter zerbrechen gar Freundschaften. Wenn während der Nachproduktion plötzlich eine Filmmusik abgelehnt und kurzerhand ersetzt wird, möchte man in der Haut von keinem der Beteiligten stecken.

Gerhard Midding

In drei Wochen wird die Buchhandlung Wolff, das vorletzte Traditionsgeschäft in Herford, nach 151 Jahren endgültig ihre Türen schließen. Seit vier Generationen war es in Familienhand. Zwar lagen in den Schaufenstern stets die aktuellen Neuerscheinungen aus, aber ansonsten hatte man die Zeit still gestellt. 

Gerhard Midding

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern macht »Rio Lobo« seinem Titel wenig Ehre. Der Abschluss von Howard Hawks' inoffizieller Trilogie, den arte gerade rauf und runter zeigt, spielt kaum in besagter Stadt und wenn, dann interessiert er sich wenig für sie.

Gerhard Midding

Heute früh las ich, dass Robert Eggers' »Nosferatu« ein Startergebnis erzielte, das die kühnsten Erwartungen übertraf. Über die Feiertage hat er 40, 8 Millionen US-Dollar eingespielt, etwa doppelt so viel, wie die Produktionsfirma Focus Features sich erhofft hatte. Das ist eines der besten Ergebnisse in der Firmengeschichte und stellt in diesem Jahr auch den Rekord für unabhängige Studios insgesamt auf.

Gerhard Midding

In den üblichen Jahresbilanzen wird diese Meldung nicht auftauchen. Deshalb an dieser Stelle: Eines der wichtigsten cinéphilen Ereignisse 2024 war die (Wieder-) Entdeckung von Stephanie Rothman. Gleich an drei Orten – in Frankfurt, Zürich und Berlin – konnte man im Spätsommer das beklagenswert schmale Werk der Exploitation-Regisseurin besichtigen. Das war der konzertierte Versuch der Rehabilitierung einer Filmemacherin, die gründlich aus dem Geschäft und der Geschichtsschreibung hinaus radiert wurde.