DVD-Tipp: »The Convert«
Die Figur des weißen Missionars, der in fernen Ländern anlegt, um Ureinwohner davon zu überzeugen, ihre eigenen Riten zugunsten christlicher Religion aufzugeben, ist glücklicherweise aus der Mode gekommen: Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts sieht die Kolonialisierung Neuseelands deutlich komplexer und widersprüchlicher aus, erst recht bei einem Regisseur, der maorische Wurzeln hat.
So schickt Lee Tamahori im kleinen britischen Frachtkutter einen gebrochenen Helden an die neuseeländische Küste, der gezeichnet ist von den Gräueln des Krieges, die er gesehen und verursacht hat. Thomas Munro (Guy Pearce) will niemandem etwas aufzwingen, ist eher selbst auf der Suche. »Ich bat Gott, mich niederzustrecken«, erzählt er, »und er brachte mich hierher.« Statt sie um jeden Preis zu unterwerfen, schaut er wachsam und offen auf die fremde Welt mit ihren archaischen Regeln, bis es gar nicht mehr so eindeutig ist, wer hier eigentlich konvertiert wird, er oder die anderen.
Es sind keine historischen Ereignisse, die Lee Tamahori hier rekapituliert, der Film sei eine Fiktion, die auf vielen Realitäten im Aufeinandertreffen von Maori-Ureinwohnern und Pakeha, den ersten europäischen Siedlern, basiert. So wie vor 30 Jahren in seinem Debütfilm »Die letzte Kriegerin«, mit dem Tamahori bekannt wurde, brodelt auch in »The Convert« die wuchtig ungezügelte Energie der Maori-Kultur.
Aber es gibt auch die abgeklärte Ruhe eines weisen Chiefs, der schon zu viele sinnlose Kämpfe gesehen hat. Mit seinem suchenden Blick überwindet er Gewaltexzesse und Rassismus. Während die britischen Siedler geschäftliche Vorteile nutzen, um zugleich mit ihren Waffenlieferungen die Selbstzerstörung der rivalisierenden Stämme zu besiegeln, sucht ihr Abgesandter nach Wegen zum Frieden.
Liebevolle Zuneigung zwischen dem Pakeha Munro und der Maori Rangimai erleichtern den Prozess, »Schauspielerin zu sein, bedeutet auch, Suchende zu sein«, sagt Tioreore Ngatai-Melbourne, die sie spielt: »Wir erleben einen genuinen Austausch der Kulturen!«, sagt sie. »So wurde Maori-Kultur noch nie im Kino gezeigt.«
VÖ: 21. November 2024
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