DVD-Tipp: »Scientology: Ein Glaubensgefängnis«

Trailer englisch © Mad Man

2015
Original-Titel: 
Going Clear: Scientology and the Prison of Belief
L: 
115 Min
FSK: 
12

Irgendwie, so scheint es, hat man sich damit abgefunden, dass einige durchaus geschätzte Künstler Scientologen sind, solange sie weiterhin gute Kunst machen. In der Tat sind Werke wie der Science-Fiction-Filmflop »Battlefield Earth«, die Verfilmung eines Romans von Scientology-Begründer L. Ron Hubbard, mit dem John Travolta anno 2000 eher für unfreiwillige Komik sorgte, die Ausnahme. Jetzt hat sich der ebenso renommierte wie (schon fast unheimlich) produktive Dokumentarist Alex Gibney des Themas angenommen. Sein Film setzt in erster Linie auf Gespräche mit Aussteigern. Darunter befinden sich bekanntere Namen wie der Autor und Regisseur Paul Haggis (35 Jahre lang Scientologe) und der Schauspieler Jason Beghe (13 Jahre Scientologe), aber auch eine Reihe von Menschen, die zum innersten Kreis gehörten, wie die PR-Beraterin Spanky Taylor (13 Jahre bei Scientology) und Mike Rinder, der 25 Jahre lang Sprecher von Scientology war. L. Ron Hubbard kommt in einem alten Interview zu Wort, wo er eher jovial wirkt, während Tom Cruise (als prominentester Scientologe) und Hubbards Nachfolger als Leiter der Organisation, David Miscavige, bei ihren Ansprachen während einer Scientology-Gala 2012 voller Sendungsbewusstsein sind.

Der Film widmet sich der Biografie Hubbards, der seine Militärzeit schönte, indem er sie mit schweren Verwundungen ausschmückte, und seine erste Frau bedrohte. Mit über tausend Publikationen hält er einen Weltrekord, spannend ist mitzuverfolgen, wie seine Ideen für Science-Fiction-Storys Eingang in seine »Dianetics«-Konstruktion fand: Das 1950 veröffentlichte Werk umriss die Grundlagen seiner Lehre.

Wie kommen intelligente Menschen dazu, sich ganz und gar in die Hände einer Organisation zu begeben, die sie Gehirnwäsche aussetzt? Paul Haggis erzählt, wie er sich als junger Mensch wegen eines Problems an Scientology wandte; als sich dieses zu seiner Zufriedenheit löste, gewann Scientology sein Vertrauen, das erst nachhaltig erschüttert wurde, als er eine sogenannte höhere Bewusstseinsstufe erlangt hatte und daraufhin mit den kruden Theorien der Organisation vertraut gemacht wurde. Die kamen ihm dann tatsächlich wie schlechte Science-Fiction vor.

Gibneys Film liefert kein komplettes Bild (da habe ich aus Andrew Mortons Tom-Cruise-Biografie mehr erfahren), ist aber sehenswert, weil er den Finger auf die Wunde legt.

 

 

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Meinung zum Thema

Kommentare

Ich habe mich selbst informiert habe Bücher von Scientology gelesen. Glaubesgefängis ist übertrieben. Scientology enrhält glaubessätze von Buddha und exakte Techniken zur Meditation. Lerntechniken die einfaxh anzuwenden sind also nichts komplizierstes. Beichten im Sinn Eigenverantwortung zu lernen. Das ist aber auch schon alles! Man muss die Scientology nicht zu kompliziert sehen. Tipp einfach hinsehen und selbst ausprobieren! Liebe grüsse A.Donzallaz

Vor Scientology und ihrer kruden und totalitären Herrenrasse-Ideologie muss immer wieder gewarnt werden. Das System ist ein vorsätzlich herbeigeführtes Lenken in eine Parallelwelt. Es kommt zu einem radikalen Persönlichkeitswandel und häufig zu einem kompletten Bruch mit dem bisherigen Lebensweg. Die Person wird ohne es zu bemerken Schritt für Schritt einen Weg geführt, Interessen zu dienen, die ihr selbst schaden. Dabei wird ihr die Illusion von Freiheit und Verbesserung vermittelt, während jeder zum Feind gemacht wird, der versucht, sie daraus zu befreien oder ihr die Augen zu öffnen. Anhänger werden darauf gedrillt, jede Kritik für unwahr zu halten. Mit den Kursen, dem Training und den Auditing wird die Denkweise von Scientology geformt, immer wieder bestätigt, stabilisiert und versiegelt - es ist geistige Versklavung. Anhänger werden schier unbegreiflich abhängig gemacht, womit sie gewillt sind, alles für Scientology zu opfern und die Organisation zu verteidigen. "Ich war 34 Jahre lang in einer Sekte. Jeder konnte das sehen. Ich begreife nicht, warum ich es nicht konnte“, sind die mahnenden Worte von Oscar-Preisträger Paul Haggis.

Ich habe mir den Film auch angesehen. Auffällig ist, dass eigentlich nur Leute zu Wort kommen, die entweder ausgeschlossen wurden oder im Streit Scientology verliessen. Nähme man nur unzufriedene Ex-Mitglieder der evangelischen Kirche, missbrauchte Kinder in kirchlichen Heimen, liesse noch Eugen Drewermann zum Christentum sprechen, berichte dann über die brutale Kirchengeschichte, blende Stellungnahmen der heutigen Kirchenverantwortlichen aus: und fertig wäre der Film "Glaubensgefägnis evangelische Kirche".
Es ist an der Zeit, dass man beginnt zu differenzieren und alle Seiten zu Wort kommen lässt. Scientology hat auf ihren Webseiten z.B. freedommag.org Stellung zu dem Film genommen...man vergleiche und macht sich dann ein eigenes Bild.

Hr. Stettler, Sie hätten sich den Film auch bis zum Ende ansehen müssen! Dort stand nämlich, dass sehr wohl versucht wurde, aktive Scientology-Anhänger zu Wort kommen zu lassen - sämtliche Interview-Fragen wurden wurde abgelehnt bzw. nicht beantwortet!

Aber das ist die zu erwartende Antwort des Geheimdiensts (OSA) ihrer Organisation. Und ganz egal wie lange jemand bei Scientology war und welche hohen Posten er hatte, die Erfahrungen dieser Personen stimmen NIE! Anhänger werden darauf gedrillt, jede Kritik für unwahr zu halten.

Hr. Jürg Stettler, wenn Sie die Einseitigkeit des Films so anprangern, warum kommt dann z.B. bei den unvorteilhaften Artikeln in der Scientology-Zeitschrift "Freedom" über die Psychiatrie niemals ein Psychiater zu Wort???

Was Sie hier schreiben ist Heuchelei ... und es ist gut dokumentiert, wie Scientology ihren Anhängern aktiv Schaden zufügt, systematisch Menschenrechtsverletzungen begeht, und wie sie Familien zerreißen und ihnen ihr Geld bis zum völligen Bankrott wegnimmt.

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