Sascha Westphal

Filmkritiken von Sascha Westphal

Florian Gallenberger gibt sich in seiner Bestsellerverfilmung nach der gleichnamigen Vorlage von Jochen-Martin Gutsch und Maxim Leo große Mühe, die Konventionen drastischer Teenie-Komödien für ein älteres Publikum zu adaptieren. Das Ergebnis ist eine Komödie, die Witz mit Peinlichkeit verwechselt und schamlos ein wertkonservatives Weltbild predigt
Ausgehend von seiner eigenen Biografie erzählt Sobo Swobodnik davon, was es bedeutet, die eigene Herkunft hinter sich zu lassen. Sein experimenteller Dokumentarfilm ist von Didier Eribon und Annie Ernaux geprägt und findet eindringliche Bilder für ein Gefühl andauernder Fremdheit
İlker Çataks Verfilmung von Finn-Ole Heinrichs gleichnamigen Roman fängt auf magische Weise ein, was es heißt, 18 und frei zu sein. Die Geschichte zweier ungleicher Freunde, die zusammen nach Istanbul reisen, ist zugleich eine Feier der Unbeschwertheit der Jugend und ein genaues Porträt ihrer Vergänglichkeit
Gelegentlich nähert sich Christian Schwochows Film über eine neu-rechte Bewegung zwar der Kolportage an. Aber das nimmt ihm nichts von seiner Dringlichkeit. Denn Schwochow fängt die Strategien der Identitären so präzise und so hellsichtig ein, dass man sich immer bewusst ist, wie real die Gefahr ist, die von den Neuen Rechten ausgeht
Barry Alexander Browns Verfilmung der Autobiografie des weißen Bürgerrechtlers Bob Zellner ist mehr als ein konventionelles Biopic
Ein moderner Film noir, der die Welt als Höllenpfuhl zeigt. Guy Ritchie inszeniert mit kalter Präzision
Die Geschichte um einen Umzug, der zwei Freundinnen trennt, erzählt in schwebend leichten Momentaufnahmen von alltäglichen Enttäuschungen. Lyrischer Realismus des Regiebrüderpaars Ramon und Silvan Zürcher
Der Film beeindruckt durch den Mut, keine simplen Lösungen anzubieten. Radikaler und zugleich wahrhaftiger lassen sich die verheerenden Auswirkungen von Kindesmissbrauch kaum darstellen
Ute Adamczewski spürt in ihrem Essayfilm der Geschichte der wilden Konzentrationslager nach, die die Nationalsozialisten ab März 1933 in Sachsen eingerichtet haben, und zeigt zugleich wie das dort Geschehene in Vergessenheit geraten ist. Sie beschwört so ein fortwährendes Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart herauf, das einen lehrt, die alltägliche Welt um einen herum mit offeneren Augen zu betrachten
Bryan Fogel inszeniert seine überaus aufschlussreiche Recherche zum Mord an Jamal Khashoggi und zu den Methoden, mit denen das saudische Königshaus Oppositionelle zum Schweigen bringen will, bewusst mit den Mitteln eines Politthrillers. So schärft er den Blick für die manipulativen und propagandistischen Aspekte der gegenwärtigen (Geo-)Politik

Weitere Inhalte zu Sascha Westphal

Thema
Mit »Parasite« hat der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Der Film um eine arme Familie, die einen Villenhaushalt unterwandert, ist der vorläufige Höhepunkt eines Werks, das die Welt aus der Perspektive der Erniedrigten und Beleidigten betrachtet
Thema
Als man dachte, Action geht nicht mehr... trat Jason Statham mit »Transporter« auf den Plan. Seitdem hat er das Modell »Actionheld« gründlich überarbeitet: mit der Eleganz eines ehemaligen Turmspringers, mit einem Hauch Metrosex und überraschenden Brüchen. Jetzt in einem neuen »Fast & Furious«-Film
Thema
Als kämpferischer, aber immer netter Pizzabote gewann Steven Yeun in »The Walking Dead« viele Fans. Aber ist das jetzt gelungene Diversitätspolitik oder Klischee? Sein neuer Film »Burning« führt den koreanisch-amerikanischen Schauspieler zurück nach Seoul. Hier kann er andere Facetten entfalten
Thema
Als Frau an der Seite von Genie Stephen Hawking in »Die Entdeckung der Unendlichkeit« machte sie die Welt auf sich aufmerksam, in Mimi Leders Film »Die Berufung« darf Felicity Jones als Ruth Bader Ginsburg endlich selbst die Rolle im Mittelpunkt einnehmen
Thema
Sein neuer Film »Shoplifters« hat in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Aber Hirokazu Kore-eda ist schon lange Japans wichtigster Auteur
Thema
Blutige Effekte waren gestern. In neueren Horrorfilmen wie »Hereditary« oder »The Killing of a sacred Deer« schleicht sich der Schrecken leise an
Thema
Mit Gangsterserien und dem Thriller »Suburra« hat der Italiener Stefano Sollima sich als Spezialist für die Analyse prekärer Gesellschaften etabliert. Kein Wunder, dass man ihn für »Sicario 2« verpflichtet hat
Thema
Manchmal wirkt sie fast körperlos – zart und zerbrechlich. Aber gerade mit ihrer Physis erzielt Alba Rohrwacher auf der Leinwand nachhaltige Wirkung. Die italienische Schauspielerin arbeitet vor allem mit Autorenfilmern zusammen. Wie jetzt in »Meine Tochter« zum zweiten Mal mit Laura Bispuri
Thema
Der philippinische Autorenfilmer Lav Diaz bringt Bilder auf die Leinwand, in denen man sich verlieren kann – stundenlang. Sascha Westphal über den Traum von einem entgrenzten Kino
Thema
In den neuen »Star Wars«-Filmen steht er als General Hux auf der dunklen Seite der Macht. Typischerweise aber spielt der Ire Domhnall Gleeson Figuren mit Idealen, Leute, die versuchen, das Richtige zu tun. Das gibt ihm in unseren unsicheren Zeiten eine fast unwiderstehliche Aura