Gerhard Midding
Gerhard Midding ist freier Autor für Tageszeitungen (Berliner Zeitung, Die Welt), Zeitschriften (epd Film, filmbulletin) sowie Radio-(rbb Kulturradio) und Fernsehsender (3sat).
Filmkritiken von Gerhard Midding
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Eine risikoreiche Raumfahrtmission, die zugleich von einer Vatersuche erzählt, die mit dem Durchtrennen der Nabelschnur endet: James Grays erste Eskapade ins Science-Fiction-Genre ist ein intimes Epos, das spektakuläre Schauwerte und Seelenerforschung schillernd verknüpft. Bad Pitt spielt einnehmend den anfangs stressfreien Astronauten, der in der Weite des Alls nach Erkenntnis sucht. Tommy Lee Jones, Ruth Negga und Donald Sutherland leisten charismatische Unterstützung
Drei Jahre nach dem Terroranschlag auf das Pariser Bataclan spiegelt Mikhael Hers in seinem sommerlichen Melodram die Verletzbarkeit der Städte und ihrer Bewohner – mit wunderbaren Darstellern und hingebungsvoller Detailgenauigkeit
Richard Levines Tragikomödie »Submission« über die erotischen und intellektuellen Anfechtungen eines Literaturdozenten mutet im Licht der #MeToo-Debatte fast fahrlässig nostalgisch an. Die Darsteller (Stanley Tucci, Kyra Sedgwick und die Entdeckung Addison Timlin) schlagen sich wacker, und die Schlusspointe ist hübsch
Ein Schlaganfall rüttelt den Generaldirektor eines Autokonzerns (Fabrice Luchini) wach. Mit Hilfe einer Logopädin (Leila Bekhti) gibt er seiner Existenz eine neue Richtung. Hervé Mimran inszeniert dies als einen heiteren Parcours der Läuterung. Ein Wohlfühlfilm, gewiss. Aber einer, der Neugier für seine Figuren entwickelt
Drei Fabrikarbeiterinnen geraten dank einer bizarren Fügung an eine Tasche voll Geld. Alsbald sind ihnen Drogenhändler und ein undurchsichtiger Polizist auf den Fersen. Allan Mauduit jagt seine Hauptdarstellerinnen (Cécile de France, Yolande Moreau und Audrey Lamy) von einer Bredouille in die nächste und lässt ihnen wenig Raum, ihr komödiantisches Talent zu entfalten
Samel Zoabis Komödie »Tel Aviv on Fire« handelt gleich zweifach von einem kleinen Grenzverkehr: zwischen Palästina und Israel sowie zwischen Leben und Fiktion. Der frisch gebackene Autor einer in Ramallah entstehenden Seifenoper und der Kommandant eines Kontrollpunkts tun sich zusammen, damit diese nicht mehr ganz so antizionistisch ist
Eine Pflegerin in einer katholischen Seniorenresidenz wird Opfer eines sexuellen Übergriffs und lehnt sich auf gegen das System des Stillschweigens. Marco Tullio Giordana inszeniert den David-gegen-Goliath-Kampf mit besonnener, einfühlsamer Dramatik: »Nome di donna«
Die Regisseurin Julie Bertucelli versenkt diesmal ihren Blick in die französische Provinz und versucht sich auf dem Terrain des Starkinos, mit gemischter Bilanz: Catherine Deneuve glänzt routiniert als Mutter, die sich vom Leben verabschieden will, während Chiara Mastroianni als ihre entfremdete Tochter unterbeschäftigt ist: »Der Flohmarkt von Madame Claire«
Der französische Dokumentarfilmer Nicolas Philibert ist spezialisiert auf die Erforschung von Institutionen, die sich vor seiner Kamera zu einem Mikrokosmos entfalten. Nun begleitet er in »Zu jeder Zeit« eine Klasse angehender Krankenschwestern und -pfleger in ihrem ersten Ausbildungsjahr. Die minutiöse Chronik des zu erlernenden Alltags verdichtet sich zur Hommage an einen Beruf
In der Rolle eines Bankräubers und Ausbrecherkönigs zieht Robert Redford eine kleine Summe seiner Leinwandfiguren und findet in Sissy Spacek und Casey Affleck wunderbare Mit- und Gegenspieler: »Ein Gauner & Gentleman«