Danny Krausz
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Gut 18 Jahre nach »Vier Minuten« klinken sich Chris Kraus und Hannah Herzsprung noch einmal ins Leben der psychisch versehrten Klaviervirtuosin Jenny von Loeben ein. Nach all den Jahren Knast für einen Mord, den sie nicht begangen hat, ist sie noch immer eine tickende Zeitbombe, in einem vielschichtig starken Film, der zugleich Liebesgeschichte und Rachedrama, Musical und TV-Show-Satire und eine Geschichte über Migration und Integration sein will.
Sozialdrama von Hüseyin Tabak, das ganz um seine Hauptfigur, die rumänische Romni Ali herum gebaut ist und den Boxsport zur deutlichen Lebensmetapher macht. Die Roma-Aktivistin Alina Șerban ist ein Ereignis in der Hauptrolle. Ihr sprechender Blick ist es, der den Zuschauern eine ganz eigene Sicht auf prekäre Arbeitsverhältnisse und das Hamburger Milieu vermittelt
Im Österreich der späten 50er Jahre reibt sich ein Zwölfjähriger erst am strengen Patriarchat seines Vaters, dann am Diktat eines katholischen Internats. Schrill-schräge, gleichwohl mit großem Aufwand produzierte Adaption von André Hellers autobiografisch gefärbtem gleichnamigen Buch »Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein«
Anhand von sechs Momentaufnahmen aus den Jahren, die der Schriftsteller Stefan Zweig im amerikanischen Exil verbrachte, stellt Maria Schrader in »Vor der Morgenröte« die Frage nach der politischen Verantwortung des Künstlers. Die zweite Regiearbeit der Schauspielerin überzeugt durch ihre große, elegante Formenstrenge und vorzügliche Besetzung
Nach »Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr« und »Ein Lebender geht vorbei« die dritte Auskoppelung aus den Interviews, die Lanzmann für »Shoah« geführt hat. Es geht um die Frage der schuldhaften Verstrickung der jüdischen Offiziellen am Beispiel des Theresienstadt-Überlebenden Benjamin Murmelstein. Der Film zeigt, dass angesichts der systematischen Vernichtung von Millionen von Menschen Fragen der Moral auch unauflösbare Widersprüche nach sich ziehen
Diesmal ist der Brenner so ziemlich am Ende und kehrt in seine Heimatstadt Graz zurück. Wo natürlich wieder was passiert. Der vierte Krimi von Wolfgang Murnberger/Josef Hader/Wolf Haas ist gewohnt schwarzhumorig
Realistisch zeigt Hüseyin Tabak den Mikrokosmos eines Immigrantenwohnblocks in Wien. Mittendrin der Junge Veysel, der trotz Rückschlägen seinen Platz in der Gemeinschaft finden muss
In der Manier eines filmischen Kettenbriefs verknüpft der brasilianische Filmemacher Fernando Meirelles kleine Geschichten um Liebe, Triebe und Sehnsüchte von Europa bis in die USA. Der u. a. mit Anthony Hopkins und Jude Law besetzte Episodenfilm verharrt jedoch zu oft auf dem Niveau einer Telenovela
Rekonstruktion des gescheiterten Erstbesteigungsversuchs der Eigernordwand 1936: Ästhetisch und dramaturgisch an Vorbildern des deutschen Bergfilms angelehnt, ist Stölz eine Art »Titanic« am Berg gelungen, mit mechanischer Dramaturgie und einem konsensorientierten politisch korrekten Geschichtsbild
Der Brenner ist zurück: In Wolfgang Murnbergers dritter, sehr atmosphärischer Wolf-Haas-Verfilmung »Der Knochenmann« übersetzt ein weiteres Mal Josef Hader in der Hauptrolle auf treffende Weise die Sprache der Vorlage in Gesichtsausdrücke. Als Widersacher steht ihm diesmal ein kongenialer Sepp Bierbichler gegenüber. Und mit Birgit Minichmayr eine wunderbar spröde Frauenfigur zur Seite