Kritik zu Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

© Warner Bros. Pictures

Im dritten opulenten Abenteuer der Prequel-Serie kämpft der junge Albus Dumbledore weiter gegen Schwarzmagier Gellert Grindelwald

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Wo steckt denn der Niffler? Erst in der Filmmitte feierte das lustige Tier, eine Kreuzung aus Ente und Dachs, das im Koffer von Magizoologe New Scamander haust, einen größeren Auftritt. Trotz des Versprechens auf phantastische Tierwesen dominieren im dritten Teil des Spin-Offs der »Harry Potter«-Saga ernst blickende Menschen: eine unübersehbaren Zahl von erwachsenen Zauberern und exakt ein Muggel, der stets verblüffte Jacob Kowalski. Der Bäcker, im Vorgängerfilm einem Vergessenszauber unterworfen, wird wieder reaktiviert. Albus Dumbledore – das junge Alter ego des späteren Hogwarts-Direx – stellt eine sechsköpfige Eingreifgruppe zusammen, um den Schwarzmagier Grindelwald, der nun an der Wahl zum Chef der Zaubererkonföderation teilnimmt, zu stoppen.

Wer weder mit den beiden Vorgängerfilmen noch, horribile dictu, mit der »Harry Potter«-Saga vertraut ist, dürfte beim Verständnis des Inhalts schnell kapitulieren. Selbst Autorin Joanne K. Rowling, die die Drehbücher für diese in fünf Teilen geplante Prequel-Serie schrieb, wirkt beim Versuch, die Handlungsfäden zusammenzuhalten, wie jener Goethe'sche Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr unter Kontrolle bekommt. So werden im Getümmel der Sippen Dumbledore und Lestrange, mit heimlichen Kindern, verschmähten Geliebten und immer neuen Parteigängern der Muggel-tolerierenden bzw. -hassenden Fraktionen anfangs wichtig scheinende Figuren allzu schnell abgefertigt. Ab und an taucht im Hin- und Her zwischen London, New York, Berlin, Hogwarts & Hogsmeade sowie Bhutan sogar ein merkwürdig schönes Tier wie das asiatische Einhorn Qilin auf. Und trotz Déjà-Vu-Effekt ist Bond-Schurke Mads Mikkelsen als neuer Grindelwald ein würdiger Ersatz für Johnny Depp, der wegen des Vorwurfs, ein Frauenschläger zu sein, geschasst wurde.

Dass die in den dreißiger Jahren angesiedelte Folge mit dem Demagogen Grindelwald platte Analogien zum Aufstieg Hitlers sucht, dass aufgrund Rowlings Tweets zu Transfrauen die Filmreihe selbst zum Politikum wurde: geschenkt. Die wahre Attraktion auch dieser Folge besteht im sehenswerten Ensemble – so freut man sich über hiesige Darsteller wie Oliver Masucci – und dem stimmungsvollen Look. Regisseur David Yates, der bereits den letzten vier »Potter«-Filmen ihre charakteristische Düsterkeit verliehen hatte, baut weiter an einem eigenständigen »Potterverse«. Historischer Realismus, Steampunk-Details und psychedelische Special Effects ergeben erneut eine herrlich eskapistische Märchensause. Rowlings Ideenreichtum – das originellste Portal in die magische Parallelwelt etwa ist eine Berliner U-Bahn, deren Verließe von einem boshaften Peter Simonischek bewacht werden – ist abermals grandios. Dumbledores traurigstes »Geheimnis« wird bereits in der hinreißend elegischen Ouvertüre enthüllt. Dennoch ist das Spektakel weniger als die Summe seiner Teile: in all dem bedeutungsheischenden Budenzauber sind Rowlings augenzwinkernder Humor und Charme nahezu untergegangen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Auch dieser Teil ist wieder ein langweiliger, uneinfallsreicher und unlogischer Film. Das ärgerlichste ist, dass er sich nicht um die innere Logik der harry-potter-Welt schert, sondern diese immer wieder für billige Filmeffekte verrät. Dass Joanne K. Rowling, die ja eigentlich mit der Logik so gut vertraut ist wie kein anderer, mit fürs Drehbuch verantwortlich ist, macht's nicht besser, sondern zeigt nur, dass es ihr schnurzegal ist...

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