Kritik zu Harry Potter und der Halbblutprinz
Liebe, Tod und andere Kleinigkeiten: Im sechsten und vorletzten Harry-Potter-Band verdichten sich die Zeichen des Bösen, während Harry und seine Freunde die ersten Stürme unglücklichen Verliebtseins erleiden
Jeder kennt wohl mittlerweile die Story: Im sechsten Harry-Potter-Band muss das Zaubererinternat vor dem Angriff der Todesser geschützt werden. Gleichzeitig erfährt Harry Potter, dass Dumbledore in geheimen Missionen herauszufinden versucht, wo der Dunkle Lord jene Teile seiner Seele versteckt hält, die er abgespalten hat, um sich das Überleben zu sichern. Von nun an wird es Harrys Aufgabe sein, diese aufzustöbern und zu zerstören.
Abgesehen von den üblichen Bedrohungen und Gefahren aber offenbart »Harry Potter und der Halbblutprinz« eine geradezu heitere Seite: Es geht auch um Liebe, Eifersucht und Rons Quidditch-Passion. Damit sind wir beim springenden Punkt des neuen Films: Mit seiner für dieses Genre mittlerweile durchaus üblichen Länge von 153 Minuten lässt er sich Zeit, Themen und Situationen zu entwickeln, die in den meisten Filmen zu kurz gekommen sind.
Regisseur David Yates zeichnete schon für den fünften Film »Harry Potter und der Orden des Phönix« verantwortlich und wird auch den siebten Band in zwei Teilen adaptieren. Eine kluge Entscheidung, denn schon im letzten Harry-Potter-Film hat Yates Gespür für zwischenmenschliche Situationen gezeigt. Durch dramaturgisch geschickte Kürzungen der Geschichte sind einzelne Handlungsstränge zwar ganz weg gelassen, anderen aber wurde dadurch mehr Raum verschafft. Das erste Verliebtsein der mittlerweile fast erwachsenen Schüler ist gepaart mit Situationskomik, wenn Ron beispielsweise Liebespralinen futtert und sich ad hoc in eine ihm ganz unbekannte Mitschülerin verknallt. Dieser Film ist weniger spannend als unterhaltsam; die meiste Zeit halten sich die Protagonisten im Internat auf, wo dann mehr Zeit für emotionale Begegnungen und um Quidditsch zu spielen bleibt.
Anstrengend ist allerdings der Look des Films. Man gewinnt das Gefühl, als spiele sich die gesamte Story in dauernder Dämmerung ab, ein diffuses Blau liegt über den Bildern. Das hätte einen logischen Sinn, wenn es einen Unterschied gäbe zwischen Zaubererwelt und Muggelwelt. Aber auch London ist in dieses ominöse Licht getaucht. Hier in der Hauptstadt beginnt die Geschichte mit einem fulminanten Angriff der Todesser auf die Millennium-Brücke. Das Trickstudio hat mit nichts gespart, um die Illusion offenbar werden zu lassen. Eigentlich sind die Harry-Potter-Filme mehr Computertrickfilme als alles andere, man wundert sich fast zu erfahren, dass es tatsächlich verschiedene Locations gegeben hat, an denen der Film gedreht wurde.
Wirklich überraschend ist der Score, der sich sehr den emotionalen und auch den actionreichen Situationen anpasst und nicht versucht, mit einem Musikbrei alles zuzukleistern, wie es in den meisten Blockbuster-Filmen der Fall ist. Nein, hier kommt die Musik sehr dezent daher und kann auch mal Pausen einlegen. So ist der neueste »Potter« doch ein Kinoerlebnis, bei dem man zu wissen glaubt, auf was man sich einlässt, und dann doch mehr bekommt.
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