11/2011
In diesem Heft
Thema
Die Psychoanalyse ist in der Filmtheorie ziemlich aus der Mode gekommen. Aber zum Verhältnis von Kino und Psychoanalyse ist immer noch nicht alles gesagt. Die Filmwissenschaftlerin Veronika Rall nimmt David Cronenbergs Freud-Film "Eine Dunkle Begierde" zum Anlass, für eine neue Sicht auf die beiden modernen Kulturphänomene zu plädieren
Filmkritik
In seinem zweiten in den USA entstandenen Film »Possession – Das Dunkle in dir« bedient Ole Bornedal so ziemlich alle Konventionen des Exorzisten-Kinos. Große Innovationen hält die Geschichte aber nicht bereit
Blutleere Bestsellerverfilmung über die Schwierigkeiten einer Investmentbankerin, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen. Mit »Sex and the City«-Star Sarah Jessica Parker
Drei Pionierfamilien gehen auf dem Weg nach Oregon in der Prärie verloren: hypnotischer Western von Kelly Reichardt, der den Fokus auf die Geschlechterbeziehungen legt
Dokudrama? Komödie? Krimiserie? Maïwenns Film über die Pariser Jugendschutzpolizei zieht alle Register und entwickelt sich trotz seiner oft schwerverdaulichen, authentischen Geschichten zu einem Filmvergnügen. Meisterlich
Die streckenweise rasant inszenierte Geschichte einer Frau, die buchstäblich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird
Nach Wolfgang Murnberger zettelt auch Leander Haußmann mit »Hotel Lux« auf dem Hintergrund von Nationalsozialismus und Stalinismus eine heitere Verwechslungskomödie an, der Bully Herbig lässigen Schwung gibt
Vor dem Hintergrund der französischen Religionskriege entfaltet Bertrand Taverniers überaus kultivierter Mantel-und-Degen-Film »Die Prinzessin von Montpensier« eine komplizierte Gefühlsgeometrie. Historisch authentisch
Cyril Tuschis Dokumentation über den russischen Oligarchen bleibt voraussehbar in der Montage von Selbstinszenierung, Zeitzeugeninterviews und Animationsszenen
Werner Herzog erforscht prähistorische Malereien mit der 3D-Kamera: ein Kulturfilm der etwas anderen, poetischen Art
Eine Gruppe geprellter Arbeiter plant einen Einbruch in die gesicherte Luxuswohnung Finanzbetrügers. Amüsante, gut besetzte Komödie mit schönen Seitenhieben auf die amerikanische Klassengesellschaft
Geschickt erweckt dieser Spielfilm ein Bild Pieter Bruegels, »Die Kreuztragung Christi«, zum Leben: als anschauliche Vergegenwärtigung der Ikonografie des berühmten Gemäldes
»Der letzte Angestellte« ist ein feiner kleiner Genrefilm aus Deutschland, der die Unheimlichkeit der Arbeitswelt in eine effektvolle Schauergeschichte übersetzt, mit Christian Berkel in der Hauptrolle glänzend besetzt
In zweieinhalb amüsanten Stunden führt Jörg Adolphs dokumentarische Chronik der Passionsspiele Oberammergau 2010 hinter die Kulissen eines Großereignisses, das Volksgläubigkeit, Folklore und Geschäft in sich vereinigt
Der sonst auf krachende Katastrophenfilme abonnierte Roland Emmerich taucht in seinem neuesten Werk in die Historie des Tudor-England ein, wo er die Frage nach der Urheberschaft der Shakespeare-Werke nicht unraffiniert mit dem politischen Ränkespiel am Hof verzahnt
Ein Anlageberater bricht aus seiner erstarrten bürgerlichen Existenz aus, nachdem er dank einer Invasion spanischer Dienstmädchen den Zauber iberischer Lebensart entdeckt. Eine kleine, bescheidene Utopie aus dem Frankreich der 1960er Jahre
Vier junge Leute machen einen Abenteuertrip in die Unterwelt des Tunnellabyrinths unter der Hauptstadt Berlin. Doch der kontrollierte Nervenkitzel wird zum Kampf ums Überleben. Deutscher Low-Budget-Horrorfilm
Der ehrgeizige C. G. Jung, sein väterlicher Mentor Sigmund Freud und das intelligente Fräulein Spielrein: David Cronenberg erzählt die Frühgeschichte der Psychoanalyse als kopflastiges Kostümdrama, in dem die Erotik ganz in der Sprache liegt
»Tom Sawyer« ist eine gelungene, bewusst altmodische Adaption des Klassikers von Mark Twain aus deutscher Produktion. Neben Joachim Król und Heike Makatsch glänzt vor allem Benno Fürmann als bedrohlicher Indianer Joe
Sophie Fiennes’ grandioser filmischer Trip durch das Werk, die Ateliers und die Reflexionen des Künstlers Anselm Kiefer muss man unbedingt im Kino sehen
In einer nahen Zukunft treten ein Vater und sein vernachlässigter Sohn mit einem Kampfroboter vom Müll gegen hochentwickelte Konkurrenten an. Nicht uninteressante Mischung aus futuristischen Actionszenen und sentimentaler Vater-Sohn-Geschichte
Inge Brandenburg war die wichtigste Jazzsängerin der Bundesrepublik. Marc Boettcher zeichnet in seiner eher schlichten Doku ihre Biografie nach und präsentiert faszinierende Archivaufnahmen
Ein Lkw-Fahrer entwickelt sich vom zynischen Menschenschlepper zum Fluchthelfer
Andreas Dresen erzählt in seiner typischen semidokumentarischen Inszenierung vom Sterben im Mikrokosmos einer Familie. »Halt auf freier Strecke« ist ein nüchterner und doch ergreifender Film, der zeigt, wie das Sterben auch zum Leben gehört
Die Geschichte einer jahrzehntelangen Freundschaft und Liebe erzählt in Momentaufnahmen, die immer am gleichen Tag, dem 15. Juli, gemacht werden
Ein ebenso kurioses wie ärgerliches Drama über einen abgehalfterten Rockstar – Sean Penn –, der sich auf die Suche nach dem Nazipeiniger seines Vaters begibt
Eine Einführung in das Denken von C. G. Jung, angelegt als Reise, die den Zuschauer als staunenden Passagier mit an Bord nimmt. Informativ und sorgfältig illustriert, eher Würdigung als kritische Auseinandersetzung
Feinsinnige Coming-of-Age-Komödie über einen 15-jährigen Waliser Waliser, der Mitte der achtziger Jahre seine erste Liebe erlebt und nebenbei die Ehe seiner Eltern kittet. Das Regiedebüt des britischen Schauspielers Richard Ayoade überzeugt durch fantasievolle Machart und entspannten Erzählduktus
Die dritte Musikdoku von Mika Kaurismäki zeichnet die Lebensund Erfolgsgeschichte der afrikanischen Sängerin nach – die leider verstarb, bevor die Filmarbeiten begannen
Mit minimalem Aufwand und brillanten Darstellern entwirft Mike Cahills Spielfilmdebüt ein Science-Fiction Szenario, das ein Gedankenspiel über Schuld und Vergebung, zweite Chancen und parallele Welten anstellt
Eine sehr bemühte Kunstadaption japanischer Genre-Erotik mit Gesang und Tanz, die leider auf keiner Ebene annähernd überzeugen kann
Kein bürgerliches Trauerspiel, sondern eine bitterböse Groteske über zwei gut situierte New Yorker Paare, die sich treffen, um zivilisiert über eine kleine Spielplatzschlägerei zu reden. Roman Polanski und sein glänzendes Ensemble sorgen dafür, dass es auf die amüsanteste Art unzivilisiert zugeht: »Der Gott des Gemetzels«