Kritik zu Mama Africa

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Die in Prospect Township in der Nähe von Johannesburg geborene Sängerin Miriam Makeba (1932-2008) verbrachte 30 Jahre im Exil, wurde in Amerika ein Weltstar und kehrte erst 1990 auf die Bitte von Nelson Mandela in ihre Heimat zurück. Eine Hommage

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Die junge Miriam Makeba war noch keine »Mama Africa«, sondern eine gertenschlanke junge Frau mit großen, lachenden Augen, aber schon eine aufregende Erscheinung, die mit ihrer kehligen, aber melodischen und warmen Stimme nicht zu überhören war. Mit den hautengen eleganten Schlauchkleidern – sie zählte zu den am besten angezogenen Frauen des Landes – konnte man sie sich schon gut in einem New Yorker Jazzclub wie dem Village Vanguard vorstellen, wo sie 1959 tatsächlich von Harry Belafonte entdeckt wurde. In Südafrika hatte sie 1954 mit den Manhattan Brothers ihren Durchbruch, tourte durch Südafrika und Rhodesien und trat später in der Frauenband The Skylarks auf. Da im Apartheidstaat Südafrika Auftrittsverbot für Afrikaner galt, mussten sie sich mit ihren Bands immer heimlich in die Lokalitäten schleichen; regelrecht verbannt wurde Makeba nach der Mitwirkung im regimekritischen Film Come Back Africa (Regie: Lionel Rogosin, 1959), für den sie in Venedig ausgezeichnet wurde. Damit begann, zunächst an der Seite von Harry Belafonte, Miriam Makebas Weltkarriere. Dann landete ihr Song »Pata Pata« 1967 in der Top Ten – es war der erste internationale Hit einer afrikanischen Sängerin überhaupt.

Ausgerechnet das mitreißende »Pata-Pata «-Lied, das von einem südafrikanischen Tanz handelt, wollte sie später nicht mehr singen, weil es ihr zu albern erschien. Andererseits sah sie sich nie als politische Sängerin: »I do not sing politics. I merely sing the truth.« Als sie 1968 den Black Panther Führer Stokely Carmichael heiratete, war es mit der fragwürdigen amerikanischen Gastfreundschaft ganz vorbei: über Nacht wurden ihre US-Tourneen abgesagt, ihre Musik von den Radiostationen boykottiert, und der FBI war hinter ihr her, bis sie mit ihrer Familie nach Guinea zog.

Miriam Makeba verwandelte sich – schon rein äußerlich – in eine »Mama Africa«, als in späteren Jahren ihre Körperfülle zunahm und sie mit immer opulenteren folkloristischen Auftritten ihr Publikum begeisterte. Regisseur Mika Kaurismäki hatte seinen dritten Musikfilm noch mit der leibhaftigen Makeba geplant, die jedoch kurz vor Drehbeginn bei einem Benefizkonzert in Italien an einem Herzinfarkt verstarb. Durch das Umdisponieren auf die etwas trockenere Machart mit Archivmaterial und Hintergrundinterviews kommt das »authentische« Makeba-Gefühl nur in den zahlreichen Konzertmitschnitten auf, die aber immer wieder wie eine Bombe einschlagen. Egal, ob der Star auf Englisch oder in Xhosa oder Zulu singt.

Wichtige Zuträger sind aber auch die Zeitzeugen, ihre Enkel – ihre einzige Tochter starb mit 35 bei der Geburt ihrer Tochter – oder die immer noch rührige Jazz-Ikone Lorraine Gordon. Mit von der Partie sind auch die alten Freundinnen von den Skylarks oder Ex-Ehemann Hugh Masekela, der heute in Los Angeles lebt. Mama Africa ist der Ergänzungsfilm zur Belafonte-Dokumentation Sing Your Song, doch nachhaltiger im Gefühl für die vielen Kränkungen dieser Künstler, ohne regelrecht anklägerisch aufzutreten. Trotzdem: die große Miriam Makeba hätte man lieber Auge in Auge getroffen.

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