11/2008
In diesem Heft
Thema
Herbert Achternbusch war einst das gefeierte Enfant terrible des deutschen Films. Zwischen 1970 und 2002 hat er 30 Filme gedreht und damit echte Filmskandale erzeugt. Dem Provokateur und Avantgardist zum 70.
Filmkritik
Julian Jarrolds Verfilmung von Evelyn Waughs Klassiker bietet gediegenes Historienkino, das eine Menge hübscher Schauwerte, aber wenig Emotionalität zu bieten hat
Durch geschickten Einsatz fernsehspezifischer Rituale der Berichterstattung werden in der sympathischen Fake-Dokumentation inszenatorische Schwächen zu Stärken umgemünzt
Nach 15 Jahren Gefängnis trifft Juliette ihre Schwester Lea wieder. Philippe Claudels Regiedebüt »So viele Jahre liebe ich dich« verlangt dem Zuschauer viel Geduld ab, überzeugt jedoch mit behutsamer Beharrlichkeit und hervorragender Besetzung
Nach »We Feed the World« eine weitere filmische Anklage globalisierter Ausbeutungsverhältnisse, leider ohne Auberginen
Wider das Vergessen – Dörte Franke dokumentiert die Arbeit des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der Gedenksteine vor den Häusern von jüdischen und anderen Nazi-Opfern anbringt
Ein Film wie in Trance, aber geschaffen mit der Genauigkeit eines Mathematikers – sinnlich und poetisch, versponnen und verrückt, wie er nur von Julio Medem stammen kann
Mark Wahlberg müht sich redlich als finster gelaunter Cop – aber die dünne Story und die holprige Erzählweise von »Max Payne« lassen das Zuschauerinteresse schwinden, lange bevor der Film zu Ende ist
Die von Peter Schamoni lebendig und diskret entfaltete Biografie Boteros berührt neben den konkreten Stationen von Leben und Werk immer wieder auch allgemeine Fragen zur Existenz des Künstlers, die den Film nicht nur für Fans des Malers der voluminösen Körper interessant machen
Ken Loach behandelt in »It's a Free World« das Thema der Ausbeutung aus verschiedenen Blickwinkeln, doch sein Hauptaugenmerk liegt auf Angie, einer ganz untypischen Loach-Heldin, die Täter und Opfer zugleich ist
Ein Ausflug zweier Freunde in die Wälder von Oregon wird als sarkastisch melancholisches Generationenporträt erzählt. Die einstmals vom alternativen Leben überzeugten Dreißigjährigen ziehen sich vor Bushs Amerika zurück, ohne ganz entfliehen zu können
Mit verkrampftem Kunstwollen in Szene gesetztes Familiendrama, in dem die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska den Tod ihrer Eltern verarbeitet
Der Erfolgsfotograf Finn (Campino) nimmt sich eine Auszeit in Palermo, wird allerdings von einem müden Gesellen im langen grauen Mantel (Dennis Hopper) verfolgt, der ihm den Garaus machen will. Prachtvoll fotografiert, verschießt »Palermo Shooting« zu viele Pfeile, die den Fotografen treffen sollen, aber letztlich nur der Geschichte schaden
Eine gefühlvolle Reise in die Vergangenheit, mit dem Wissen, dass man diese niemals wiedergewinnen kann. Christian Schwochows Abschlussfilm »Novemberkind« ist ein sensibles Porträt einer Familientragödie, die in ihrem Zentrum auch die Tragödie eines ganzen Staates DDR ist
Eine typische Nicholas-Sparks-Verfilmung, in der die Liebenden von einer Liebe zehren, die von Wind und Wasser an der Küste North Carolinas gehörig aufgeschäumt wird. Den lässig agierenden Richard Gere und Diane Lane gelingt es, über die gröbsten Ungereimtheiten der Geschichte hinwegzuhelfen
In der von Dany Boon ohne störenden Stilwillen inszenierten Komödie »Willkommen bei den Sch'tis« wird ein Postbeamter aus der Provence in den gefürchteten Norden des Hexagons strafversetzt. Aber statt Eiseskälte und Sozialtristesse begegnet er dort warmherziger Gastfreundschaft
Der gottesfürchtige und glücklose Händler Mihram versucht in Ben Hopkins Tragikomödie, die im Jahre 1994 spielt, durch geschickte Deals ein reicher und ein guter Mensch zu werden
Amerikanische Zeitgeistkomödie um eine allein lebende Geschäftsfrau, die sich mit Hilfe einer Leihmutter ihren Kinderwunsch erfüllen will. Knallige Lifestyle-Kritik mit romantischer Wendung
Stimmiges Gefühlsdrama mit hervorragenden Darstellern, in dem sich Caroline Link erneut als Ausnahme-Filmemacherin erweist
Sind nicht alle Geschichten über den Holocaust erzählt? Längst nicht. Wie Gerda haben viele Überlebende aus vielerlei Gründen geschwiegen. Britta Wauers Dokumentarfilm »Gerdas Schweigen« kreist um das Unausgesprochene und endlich Gesagte, ohne die Schmerzen zu beschönigen, die die talking cure des Kinos auslöst
Peter Otts Doku über Die Goldenen Zitronen bietet als »Zeitzeugen« etwa Diedrich Diederichsen und Clara Drechsler auf, die das politisch-ästhetische Projekt »Die Goldenen Zitronen« in seiner Widersprüchlichkeit beschreiben
Das Debüt von Alejandro Cardenas Amelio erzählt mitten aus einer charmant-chaotischen Schöneberger WG von der schwierigen Liebe zu Argentinien in den achtziger Jahren
Dominique Abels und Fiona Gordons »Rumba« vereint Slapstick und Poesie, philosophische Betrachtung und Lovestory. Der Film stellt seine Künstlichkeit aus, trifft den Zuschauer aber immer wieder ins Herz
Johnnie Tos neuer Film ist eine Reflexion über die Wohltaten der Lächerlichkeit: Mit prunkender, schwereloser Könnerschaft erzählt er von einem Quartett liebenswürdiger Taschendiebe, das in einer unbekannten Schönen seine Meisterin findet