Kritik zu 33 Szenen aus dem Leben

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Die Mutter stirbt an Krebs, der Vater säuft sich zu Tode, die Aufzugtür klemmt, und Julia stürzt in ein seelisches Chaos. Ein Lichtblick: Julia wird von Julia Jentsch gespielt

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»Manche Filme muss man einfach gegen alle ihre Erzählabsichten als Porträts ihrer Hauptdarstellerinnen betrachten«, empfahl einst François Truffaut. Was immer uns die »33 Szenen« in ihrer krampfigen Exzesstheatralik auch vorführen mögen, man kann den Film der polnischen Regisseurin Malgoska Szumowska (Jahrgang 1973) einfach als Julia-Jentsch-Porträt nehmen und sich am Facettenreichtum der 30-jährigen, mit ihrer Titelrolle in Sophie Scholl – Die letzten Tage berühmt gewordenen Darstellerin erfreuen: an der verspielten Mädchenhaftigkeit, der fragilen Schönheit, dem konzentrierten Ernst.

Autobiografisch im strengen Sinn sei der Film nicht, erklärt Malgoska Szumowska, aber er gehe von einschneidenden persönlichen Erfahrungen aus: den Erlebnissen und Empfindungen, als ihre Eltern (die Schriftstellerin Dorota Terakowska und der Dokumentarist Maciej Szumowski) innerhalb von sechs Monaten verstarben. Tagebuchnotizen aus dieser Zeit seien Ausgangspunkt für die »33 Szenen«. Der Film präsentiert seine Hauptfigur Julia als junge, aufstrebende Künstlerin (Fotografie), die erleben muss, dass ihre Mutter (eine erfolgreiche Krimiautorin) unheilbar an Krebs erkrankt und stirbt und kurz darauf ihr Vater (ein renommierter Filmregisseur) durch einen von übermäßigem Alkoholgenuss verursachten Herzinfarkt das Zeitliche segnet. Julia taumelt durch ein seelisches Nirwana, was unter anderem dazu führt, dass sie ihren im Ausland weilenden Ehemann (Komponist) mit einem ihr allzeit zur Seite stehenden wortkargen Freund betrügt.

Überlagert wird die Erzählung von einer Mise-en-Scène, die sich mit prätentiösem Kunstwollen in Szene setzt, alle Figuren fortwährend in irgendeinen Exzess treibt (Alkohol, Sex, hysterische Albernheit als hilflos-groteske groteske Reaktion auf Trauer und Erschrecken) und dabei zwei Effekte hervorbringt: alle Figuren – nicht nur Julia, auch die sterbende Mutter, der in Schmerz versinkende Vater und die zwei mit sich selbst beschäftigten Geschwister Julias – erscheinen als infantilisierte, haltlose Wesen, und alle Erzählmotive (das Sterben, der Schmerz) werden zum bloßen Anlass für ein gespreiztes Befindlichkeitstheater. Es ist der Regisseurin wichtiger, die Komik einer klemmenden Aufzugstür auszustellen, als von den immer nur flüchtig angedeuteten innerfamiliären Konflikten zu erzählen. Sie macht jede Szene zu einer Art Psychodramaübung für Schauspieler. Was schließlich dazu führt, dass man sich für das Geschehen gar nicht mehr interessiert.

Wenn Malgoska Szumowska von ihren Erfahrungen und Absichten sagt: »Meine Vorstellungen von Krankheit und Tod waren so verschieden von dem, was ich fühlte, sah und erlebte, dass ich dieses Gefühl der Absurdität und das Bedürfnis, in den unangebrachtesten Momenten zu lachen, teilen musste«, dann ist damit auch schon alles gesagt. Sie kapriziert sich allein auf »dieses Gefühl der Absurdität« und opfert ihm jede Glaubwürdigkeit. Sie zelebriert einen Subjektivismus, der sich ganz ins Idiosynkratische verkriecht. Ein Verfahren, das einer gewissen Tendenz im aktuellen Theaterbetrieb folgt, wo sich infantilisierter Narzissmus zur ultimativen Provokationskunst stilisieren mag.

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