Kritik zu Sieben verdammt lange Tage
Shawn Levy (Date Night, Prakti.com) hat einen Roman von Jonathan Topper verfilmt, in dem vier erwachsene Geschwister aus traurigem Anlass auf sehr launige Weise für eine Woche zusammenkommen
Eine große Dichte an namhaften Schauspielern ist leider selten eine Garantie für einen guten Film. Im Gegenteil, manchmal scheint die pure Anhäufung von Stars wie der Versuch, ein nicht wirklich überzeugendes Drehbuch doch noch zu retten. Im Fall von Sieben verdammt lange Tage wird die Besetzungsliste von Jason Bateman und Jane Fonda angeführt, hinzu kommen eine ganze Reihe von Namen, die vor allem die Serienfans mit Vorfreude erfüllen: Tina Fey (30 Rock), Corey Stoll (House of Cards, The Strain), Timothy Olyphant (Justified), Connie Britton (Nashville) und Adam Driver (Girls). Jane Fonda spielt die Mutter von vier längst erwachsenen Kindern, die für genau eine Woche ins elterliche Haus zurückkehren, weil es der Wunsch ihres verstorbenen Vaters war, dass sie nach seinem Tod nach jüdischer Tradition »Schiwa sitzen«. Die vier Geschwister zeigen sich zunächst weniger betrübt über den Tod des Patriarchen als überrascht von diesem Ansinnen, schließlich sei die Mutter christlich erzogen und der Vater ein jüdischer Atheist gewesen. Er habe es eben so gewollt, ist die einzige Antwort, die sie kriegen. Was der Film am Schluss als die wahre Absicht nahelegt, nämlich dass der Vater auf diese Weise die einander entfremdeten Geschwister wieder zusammenbringen wollte, drängt sich dem Zuschauer von den ersten Szenen an als reiner Vorwand dafür auf, die besagte Menge an interessanten Schauspielern aufeinander stoßen zu lassen.
Jeder der Figuren kommt mit einem charakteristischen Problem daher. Judd (Bateman) hat gerade seine Ehefrau im Bett mit seinem Chef erwischt. Seine Schwester Wendy, verheiratet mit zwei Kindern, schaut wehmütig ihrer Jugendliebe Horry (Olyphant) hinterher, der aber seit einem Autounfall nicht mehr ganz Herr seiner geistigen Kräfte ist. Paul (Stoll), der ältere Bruder, hat es nach über zwei Jahren noch nicht geschafft, seine Ehefrau zu schwängern. Der jüngste der Geschwister, Phillip (Driver), rauscht als designierter Tunichtgut der Familie mit Porsche und einer 20 Jahre älteren Verlobten an. Die Mutter schließlich trägt ein unangenehm deutlich ins Bild gesetztes Paar neuer Brüste vor sich her. Diese unvollständige Auflistung zeigt gleichzeitig, mit welchen Mitteln hier Humor trotz trauriger Angelegenheit geschaffen werden soll: durch harte Kontraste von Tiefe und Oberflächlichkeit, von Tradition und Unkonventionalität. So werden intime Geständnisse grundsätzlich vor versammelter Trauergemeinde herausgebrüllt, die Brüder prügeln sich wie kleine Kinder und einer der Enkel läuft ständig mit Töpfchen durchs Bild. Das alles soll turbulent, flott und schamlos wirken und damit den Zuschauer zum Lachen und zum Weinen bringen. Aber das ganz auf diesen Effekt zugespitzte Drehbuch lässt den Darstellern kaum Gelegenheit, sich mehr als scharfzüngige Dialogzeilen zuzuwerfen und zwischendurch wieder verständnissinnig in die Augen zu blicken.
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