Kritik zu Piece by Piece
Biopic meets Dokumentarfilm meets Animation: Morgan Neville porträtiert Leben und Karriere von Hitproduzent, Musiker und Sänger Pharrell Williams
Filme über die Lebensgeschichten berühmter Musiker*innen boomen ungebrochen. In jüngster Zeit wird dabei gern mal ein wenig mit Verfremdungseffekten experimentiert. Nachdem gerade erst in »Better Man« Robbie Williams als Affe über die Leinwand turnte, führt in »Piece by Piece« nun Pharrell Williams als Lego-Männchen durch sein eigenes Leben.
Von der ersten Einblendung des Universal-Pictures-Logos zu Beginn an ist der Film von Oscargewinner Morgan Neville (»Twenty Feet from Stardom«) ein Animationsfilm. Jede Person und jedes Musikinstrument sehen aus wie aus einem Set des besagten Spielzeugherstellers, und selbst die Wellen des Atlantiks sind aus bunten Plastiksteinchen zusammengesetzt. Wobei es mit diesem Erzählansatz weniger darum geht, ein junges Publikum für das Biopic zu begeistern, sondern darum, dass es Williams leichter fiel, Einblicke in sein Leben zu geben, wenn statt seiner selbst eine niedliche kleine Steckfigur zu sehen ist.
Tatsächlich ist »Piece by Piece« ansonsten ein recht klassisch erzählter Dokumentarfilm, in dem der Protagonist selbst sowie zahlreiche Wegbegleiter*innen als Talking Heads an ihren Erinnerungen teilhaben lassen. Statt Archivmaterial gibt es nachgespielte Lego-Szenen, doch inhaltlich werden all die biografischen Stationen abgearbeitet, die man auf Williams' Weg zu einem der erfolgreichsten Hip-Hop-/ Pop-Produzenten und Solokünstler der vergangenen 25 Jahre erwartet.
Es geht um Williams' Kindheit und Jugend in Virginia Beach, wo er sich immer wieder als Außenseiter fühlt, die Freundschaft mit Schulkamerad Chad Hugo, mit dem er später lange Jahre unter dem Namen The Neptunes Welthits produziert, schließlich den großen Durchbruch, vorübergehende Rückschläge und das umso erfolgreichere Comeback mit dem omnipräsenten Song »Happy«. Zu Wort kommen neben ihm selbst dabei auch Eltern und Ehefrau sowie Snoop Dogg, Kendrick Lamar, Justin Timberlake, Missy Elliott und Co.
Das mit dem Lego ist vor allem anfangs eine hübsche Idee, die zu einigen originellen Bildern führt und gut passt zu Williams' synästhetischer Wahrnehmung, die ihn Musik in Farben sehen lässt. Die Methode stößt aber auch an ihre Grenzen, und sei es nur weil Stars wie Jay-Z oder Gwen Stefani in Lego nicht unbedingt als sie selbst zu erkennen sind.
Ansonsten schwächelt »Piece by Piece« eher inhaltlich. So interessant Williams' Leben ist und so schwungvoll der Film daherkommt, so sehr bleibt er an der Oberfläche hängen. Über seine Begeisterung für Carl Sagan hätte man ebenso gern mehr erfahren wie über die selbst attestierte Arroganz oder seine Ambitionen jenseits der Musik (etwa in Sachen Modedesign). Das Zerwürfnis mit Hugo, der trotzdem Rede und Antwort stand, kommt nicht zur Sprache, und auch daraus, dass die Arbeit am Film hier schon selbst kommentiert wird, macht Neville – ebenfalls als Lego-Figur zu sehen – zu wenig.
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