Kritik zu Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht

© Sony Pictures

Auf einem nächtlichen Streifzug durch die New Yorker Indie-Musikszene bahnt sich eine zarte Teenie-Romanze ihre verschlungenen Pfade. Was vielversprechend klingt, wird durch aufdringlichen Klamauk verscherzt

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Es ist, als würde Dieter Bohlen einen Song wie Patti Smiths »Because the night belongs to lovers« durch die Mangel drehen. Die Grundidee von »Nick und Norah« ist gut; das Teenie-Liebespaar hat Charme, aber das Komödien-Drumherum dümpelt in den Niederungen banalster Teenie-Comedies. Die Grundidee: Geschichte einer Nacht, die den Liebenden gehört. Bei Filmen wie »American Graffiti« oder »Before Sunrise« wird diese Idee zu einer magischen Reise. Eintauchen in die Nacht heißt da: eintauchen ins Innere der Helden, in deren Universum, Sehnsüchte, Lebensentwürfe – und der Sternenhimmel wölbt sich über einer tastenden Annäherung, die Schritt für Schritt die Schwerkraft überwindet, ins Schweben gerät. »Nick und Norah« veranstaltet eine Odyssee durch die Indie-Clubs von Manhattans Lower East Side und kann kaum – auch wenn Kurzauftritte von Bands wie Vampire Weekend, Band of Horses, Bishop Allen zu sehen sind – die Atmosphäre dieser Szene stimmig zeichnen.

Das Paar: siebzehnjährige Highschool-Kids. Der Schüchterne und die Seelenvolle. Beide laborieren daran, schmerzhafte Erfahrungen in Liebesdingen zu verdauen. Sie sind füreinander geschaffen, auch wenn sie das nicht sogleich bemerken. Nick (Michael Cera, den man aus »Juno« kennt), Bassist der Schülerband The Jerk Offs, leidet unter heftigem Trennungsschmerz. Immer noch ist er in die reichlich zickige Blondine, die ihn abserviert hat, verliebt und brennt ihr seine Lieblingssongs auf CD. Um Nick aus der Depression zu holen, überreden seine Band-Kumpels ihn zu einer nächtlichen Tour, einer Art Schnitzeljagd auf der Suche nach dem Club, in dem die derzeit angesagteste Indie-Band namens Where’'s Fluffy ein geheim gehaltenes Konzert geben soll. Bei dieser Tour trifft Nick auf Norah (Kat Dennings), die schon mal dieselben Bands liebt wie er.

Nick hat das Schlaksige und Gehemmte des spätpubertären Jünglings, aber er verfügt über trockenen Witz. Norah gehört zu den Mädchen, die sich für unattraktiv halten, aber sie ist klug, schlagfertig, einfühlsam und allein schon wegen ihrer tiefgründigen, dunklen Augen liebenswert. Die beiden bilden ein hübsches Paar, und die Szenen, in denen sie ihre Seelenverwandtschaft erahnen und einander vorsichtig näherkommen, gehören zu den erfreulichen Momenten eines Films, der unglücklicherweise glaubt, die Liebesgeschichte mit Billig-Gags garnieren und schließlich überwuchern zu müssen.

Ein Beispiel für das Gag-Niveau: Da gibt es Norahs beste Freundin Caroline, die sich in den Clubs einen Cocktail nach dem anderen reinkippt und in kürzester Zeit stockbesoffen durch die Gegend wankt. Sie verliert den Kontakt zur Clique, landet am Busbahnhof Times Square auf der Toilette, wo sie sich geräuschvoll übergibt, um dann in der Kloschüssel ausgiebig nach ihrem Kaugummi zu fischen. Von solch einer Komik, die bestenfalls Würgereflexe auslöst, kann man sich nur schwerlich erholen. Unvermeidlich, dass auch die Szenen mit Nick und Norah einen schalen Beigeschmack bekommen. Schade um deren Lovestory.

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