Kritik zu Let Me In

Trailer englisch © Overture Film

Eine Coming-of-Age-Geschichte der unheimlichen Art: Matt Reeves erzählt in seinem Remake von der Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Vampir

Bewertung: 3
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 2)

Im Jahr 2008 kam in die deutschen Kinos ein Vampirfilm, den man wegen seiner ungewöhnlichen Annäherung zu den Top Ten des Genres zählen muss: »So finster die Nacht «vom schwedischen Regisseur Thomas Alfredson. »Låt den rätte komma in«, hieß der Film im Original, »Lass den Richtigen herein«, ein Hinweis auf die Ausschließlichkeit im Verhältnis seiner beiden Hauptfiguren. Oscar ist ein eher unphysischer 12-jähriger Junge, keine Freunde, leidet unter der Scheidung seiner Eltern und ist in der Schule den Demütigungen sadistischer stärkerer Mitschüler ausgeliefert. Auf dem verschneiten Spielplatz seiner Hochhaussiedlung lernt er Eli kennen. Das Mädchen, mit dem er Freundschaft schließt, ist ein Vampir, ihr Begleiter besorgt ihr Blut.

Matt Reeves (»Cloverfield«), der Regisseur des Remakes, der wie sein Vorgänger vom Fernsehen kommt, hat die Geschichte ganz behutsam in die USA übertragen und eher ein wenig die Akzente anders gesetzt denn sie neu formuliert. Er hat die Handlung nach Los Alamos verfrachtet, ins Jahr 1983, als Ronald Reagan das »Reich des Bösen« beschwor. Auch die Schauplätze sind die gleichen, der Spielplatz, das Schwimmbad, in dem es zu einem Massaker kommt. Wobei der Film, obwohl er aus der wiedererwachten Horrorschmiede Hammer Films kommt, nicht blutrünstig ist. Man mag in diesem Remake die Originalität vermissen, aber es zollt auch in jeder Sequenz seinen Respekt vor dem Geist seiner Vorlage.

Vampire sind Triebwesen, die Begierde nach Blut übermannt sie, sie sind ihrem Verlangen willenlos ausgeliefert. Wahrscheinlich ist es diese Komponente seines Wesens, das den Vampir in der Populärkultur von Anfang an für jedweden erotischen Subtext prädestiniert hat – da sind »Twilight« und die »Vampire Diaries« nur die Speerspitze des Offensichtlichen. Aber Erotisches blendet Reeves konsequent aus: Es ist die Freundschaft zweier Außenseiter, zweier Einsamer, eine perfekte Symbiose zweier sich gegenseitig Beschützender. Was in einen ganz, ganz bösen Filmschluss mündet.

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