Kritik zu Jungfrau (40), männlich, sucht

englisch © Universal Pictures

Gut besetzte Beziehungskomödie von Judd Apatow

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Andy ist umgeben von sorgfältig sortierten Actionfiguren, und in der Mitte seiner Wohnung ist ein Sessel mit Joystick platziert. Er macht sich selbst ein leckeres Frühstück, zieht frischgebügelte Bundfaltenhosen an und ein kariertes Hemd. Er verrichtet seine Arbeit als Angestellter eines Elektrofachhandels höflich und pflichtbewusst: der 40-jährige heterosexuelle Junggeselle, der in einem frauenlosen Dasein ungewöhnliche Fähigkeiten entwickelt hat, scheint sein Leben völlig im Griff zu haben. Die Morgenlatte nimmt er, der nach einer Handvoll unerquicklicher Begegnungen mit offensiven Frauen aus dem Beziehungsgeschäft ausgestiegen ist, so ungerührt hin wie einen Dauerschnupfen. Erst als seine Arbeitskollegen herausfinden, dass er eine männliche Jungfrau ist, und ihm unbedingt ein »erstes Mal« verschaffen wollen, gerät das Dasein des selbstgenügsamen Nerds mit dem Habitus eines altgewordenen Collegeboys in Schieflage.

Obwohl das Handlungsmuster in etwa dasselbe ist wie das einer Teenie-Klamotte, verschieben sich die Nuancen dieser Sexkomödie hin zu einem facettenreichen, oft geradezu geistreichen Film über Lebensstile, dessen Witz nicht nur auf Zoten beruht, sondern vor allem aus originellen Charakteren und amüsanten Streiflichtern – etwa auf Andys Berufsalltag – entsteht. Ungewöhnlich ist bereits der Mangel an Aggressivität von Andys Kollegen bei ihren Versuchen, ihren neuen Kumpel an die Frau zu bringen: »Speed-Dating« und Partys verraten mehr über ihre eigenen Projektionen und Probleme mit dem anderen Geschlecht als dass sie Andy weiterhelfen. Gutmütig durchläuft dieser das anstrengende Paarungs-Ritual – obwohl er mittlerweile seine Auserwählte kennengelernt hat, die nicht nur mehrfache Mutter, sondern sogar Großmutter ist. Und während die ungeglättete und unsilikonisierte Catherine Keener als Trish ihren rauen Charme entfaltet, sorgt Schauspieler Steve Carell, der sich die Rolle des Andy auf den Leib geschrieben hat, für noch mehr willkommene Irritationen. Denn Andy, der mal an Buster Keaton erinnert, mal an einen Ben Stiller, der zwei Gänge heruntergeschaltet hat, entwickelt die Figur des Nerds zum Typus eines netten Exzentrikers und stillen Nonkonformisten weiter, der im autoverrückten Amerika ungerührt mit dem Rad zur Arbeit fährt und eigentlich alles richtig macht. Dass das letzte Drittel sehr zäh ausfällt, weil das frivole Geplänkel dann doch in Einklang gebracht werden muss mit Hollywoods moralischer Botschaft – die männliche Jungfrau hebt ihre Tugend tatsächlich bis in die Hochzeitsnacht auf – ist allerdings schade. Doch bis dahin hat man mehr gelacht als in allen anderen US-Komödien dieses Jahres.

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