Kritik zu Einfach mal was Schönes

© Warner Bros. Pictures

Die Uhr tickt: In ihrer vierten Regiearbeit spielt Karoline Herfurth eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch, umzingelt von weiblichen Angehörigen, die ebenfalls in der Krise stecken

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Puh, eine Frauenkomödie. Das Wort drückt besonders in Deutschland eine doppelte Verachtung aus, für das Genre der Komödie und für Frauen. Besonders die komödiantische Betrachtung von Pro­blemen rund um die weibliche Biologie gilt als intellektuell nicht satisfaktionsfähig. Deshalb war der Erfolg von Karoline Herfurths Episodenkomödie »Wunderschön« über den Dauerstress, dem Frauen durch ein gesellschaftlich aufoktroyiertes Körper­ideal unterliegen, umso erfreulicher. Nun legt sie nach mit einer Tragikomödie, in der sie ein besonders tabuisiertes Thema aufgreift: das nur begrenzte Zeit offene Fenster weiblicher Fruchtbarkeit und die Verzweiflung von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch. Im Zentrum steht Karla, eine Radiomoderatorin, die bei der zufälligen Begegnung mit ihrem Ex, dem zuliebe sie fünf Jahre zuvor eine Abtreibung durchmachte, das heulende Elend befällt. Denn jetzt hat er eine hochschwangere, strahlende Freundin an seiner Seite. Statt nach dem richtigen Lebenspartner zu suchen, reduziert die 39-Jährige nun ihre Suche auf den passenden Samenspender. Gestützt und getriezt wird Karla von zwei Schwestern und ihrer Mutter, die weitere Sollbruchstellen eines Frauenlebens zur Geltung bringen.

Mit Spaß am bunten Kintopp und in flottem Tempo inszeniert Herfurth die Krisen dieses familiären Klüngels als ein Wechselbad aus burlesken, herzerweichenden und auch todernsten Szenen, die bis hin zu einer Fehlgeburt reichen. Das Bestechende an dieser Tragikomödie ist die Unbefangenheit, mit der clever, unideologisch und scheinbar nach dem Motto »schau'n mer mal« Drama und Komik zur Kollision gebracht werden. Das funktioniert längst nicht immer, doch die Treffer überwiegen die Nieten – und manchmal wird wunderbar lässig geblödelt. Was auffällt, ist die Lust der Beteiligten, dem Affen Zucker zu geben. Herfurth, die mit clowneskem Slapstick die Heldin am Rande des Nervenzusammenbruchs verkörpert, gewährt auch ihren Mitspielerinnen Raum zum Austoben. Ulrike Kriener darf als selbstmitleidige Alkoholikerin die Hochzeit ihres Ex-Mannes crashen und ist dennoch eine mehr tragische als hassenswerte Figur. Nora Tschirner gibt mit galligem Humor Klaras Schwester, eine dreifache Familienmutter, der genau das, was Klara sich wünscht, zum Hals heraushängt. Die zweite Schwester – Milena Tscharntke als hyperventilierender Kontrollfreak – plant die perfekte Hochzeit mit ihrer Freundin.

Männer spielen die zweite Geige; ihre leeren Gesichter bei der Konfrontation mit weiblichen Emotionen sprechen Bände. Im Notfall flüchtet der Vater ins Klo. Der zehn Jahre jüngere Traummann, der Klara über den Weg läuft, ist eben das: ein so aufmerksames, witziges und dazu gut aussehendes Wesen gibt's nur im Film.

Inspiriert von Klassikern wie »Harry & Sally« und jüngeren Hollywoodkomödien wie »Umständlich verliebt« erobert Herfurth mit ihrer vierten Komödie über uncoole Frauenprobleme quasi im Alleingang ein seit langem vernachlässigtes Terrain.

Meinung zum Thema

Kommentare

Eine Abtreibung im Vorspann, eine Fehlgeburt während des Filmes, eine ewig nörgelnde, ich-bezogene Mutter, Schwestern, die einander nicht zuhören. Nein, definitiv kein schöner Film. Zeitverschwendung, Geldverschwendung im besten Fall. Fazit: NIE wieder was von Karoline Herfurth

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