Kritik zu Planet der Affen: Survival
Matt Reeves setzt im dritten Film der Prequel-Reihe die Mission des Franchise fort, die Affen menschlicher erscheinen zu lassen als die Menschen
Hollywood zieht mal wieder in den Krieg. Die Konflikte in Afghanistan und im Irak dienen als Grundlage für mehr oder weniger geschmackssichere Komödien wie »War Dogs« und »Rock The Kasbah«, die Avengers beginnen bald mit ihrem »Infinity War«, und auch der neue Film der »Planet der Affen«-Prequel-Reihe wirft sich ins Schlachtgetümmel. Ein drohender Atomkrieg stand zugegeben schon immer im Zentrum dieser originellen Science-Fiction-Reihe – spätestens seit dem zweiten Teil »Rückkehr zum Planet der Affen« von 1973, den Regisseur Matt Reeves hier an einer Stelle auch ganz bewusst zitiert. Denn der Affenplanet ist – wie wir wissen – die Erde, nachdem sie einige katastrophale, menschengemachte Veränderungen durchlaufen hat. Der Reiz, diesem sich vollziehenden Schrecken zuzuschauen, hat bisher die Faszination dieser Neuauflage der Kultserie ausgemacht. In »Planet der Affen: Survival« aber geht dem Franchise nun die Luft aus. Anstatt weiter kühn die Affenhistorie zu konstruieren, verliert sich der erstaunlich zähe Film in einer bemühten Sci-Fi-Version von »Apocalypse Now«.
Rein technisch gibt es daran wie bei den beiden Vorgängern nichts auszusetzen; im Gegensatz zu den komplett plastikhaften CGI-Welten vieler aktueller Blockbuster bemühen sich die Produzenten der Reihe um eine detailverliebte Ausstattung und Inszenierung, die nicht nur auf bloßen Bombast setzt. Dazu kommt die erneut verblüffende Überzeugungskraft der mit Performance-Capture-Technologie animierten Affen; allen voran Andy Serkis als Erlöserfigur Cäsar hat seine Körpersprache und Mimik der zunehmenden Vermenschlichung der Affen grandios angepasst – der »Leading Man« einer digitalen Kinogeneration.
Dem Drehbuch gelingt es aber nicht, diese schönen Einzelteile zu einem stimmigen Ganzen zusammenzubringen; denn nach dem Ende des Vorgängers erwartet man als Zuschauer in diesem Film nun den Übergang von dem tribalen Leben der Affen im Wald zu der hierarchischen Gesellschaft, die im Original von 1968 gezeigt wird – denn der Film mit Charlton Heston stellt ja sozusagen das Alpha und Omega, Anfang und Ende, im komplexen Zeitstrahl der Filmreihe dar. Stattdessen aber verzettelt sich Reeves dabei, die Fehde zwischen Oberaffe Cäsar und dem wahnsinnigen Colonel (Woody Harrelson) auszumalen. Harrelson spielt den sadistischen Heerführer einer verstreuten Armee der aussterbenden Menschen; das Skript imaginiert ihn als eine Version des berüchtigten Colonel Kurtz aus Joseph Conrads »Heart of Darkness« bzw. Coppolas »Apocalypse Now« – ein Mann, der für die Verteidigung gegen die »Wilden« bereit ist, selbst seine Menschlichkeit aufzugeben.
Selbst dieser etwas merkwürdige Einfall hätte funktionieren können, würde Reeves mit der gleichen Verve zu Werk gehen wie noch im vorherigen Film. Die schier endlose Episode im Gefängniscamp des Colonels aber wird vollkommen unnötig gestreckt und lässt kaum Spannung aufkommen. »Survival« ist ein ausgesprochen statischer Film mit langen, pathetischen Monologen, dessen waffenstarrendes Finale schließlich auch nichts mehr zu retten vermag.
Kommentare
Hätte ich mal diese Kritik gelesen ...
... wäre ich nicht so voller Erwartungshaltung ins Kino und vielleicht ebenso wenig enttäuscht wieder hinaus gegangen.
Ich teile die Meinung des Autors, der Film zieht sich unnötig in die Länge und schafft es trotz noch so toller Affen-Mimik und emotional aufgeblasenem Soundtrack nicht ein einziges Mal zu berühren! Schade.
Danke!
Die einzige zutreffende Kritik im Netz zu dem überschätzten Film
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