Kritik zu Rock the Kasbah

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In Barry Levinsons neuer Satire verkörpert Bill Murray einen abgehalfterten Musikmanager, der auf einer Tour durch Afghanistan  ein junges Talent entdeckt

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3 (Stimmen: 2)

Das Missverständnis fängt schon beim Titel an: Der gleichnamige Punkklassiker von The Clash ist im ganzen Film nicht einmal zu hören, und der Maghreb befindet sich mehrere Tausend Kilometer weiter westlich. Aber für einen abgehalfterten Musikmanager, der in einem versifften Motelzimmer in Los Angeles die wenig hoffnungsvollen Karrieren mäßig begabter Nachwuchssängerinnen lenkt, muss der griffige Slogan wie ein Versprechen klingen. Richie Lanz (Bill Murray) erzählt jedem, der es nicht hören will, dass er Madonna entdeckt hat, und seine verwitterte Erscheinung weckt zumindest den Anschein eines Rock 'n' Roll-Lifestyle. Aktuell hat er eine einzige Klientin, Ronnie (Zooey Deschanel), die nebenbei als seine Assistentin arbeitet und nachts in Karaoke-Spelunken auftritt. Die Rolle des versoffenen Möchtegern-Svengali Richie ist Murray wie auf den Leib geschrieben, und das erweist sich sehr schnell auch als großes Problem von Barry Levinsons Film.

Murray ist an einem Punkt in seiner Karriere angelangt, wo es im Grunde egal ist, ob er einen misanthropen Frührentner in der Suburbia (»St. Vincent«), einen Multimilliardär auf Hawaii (»Aloha«) oder einen US-Präsidenten (»Hyde Park on Hudson«) spielt. Sein Repertoire besteht aus einem guten Dutzend Variationen desselben amüsiert-desinte­ressierten Gesichtsausdrucks. Fällt einem Drehbuchautor partout nichts mehr ein, kann man sich notfalls immer auf Murray verlassen. Hier macht er stoische Miene zum bösen Spiel.

Dabei klingt die Idee vielversprechend. »Rock the Kasbah« basiert lose auf der Geschichte von Setara Hussainzada, die vor einigen Jahren in der Talentshow »Afghan Star« im afghanischen Fernsehen ohne Hidschāb auftrat und damit für einen landesweiten Skandal sorgte. Richie verschlägt es ebenfalls nach Afghanistan, wo er Ronnie einen undankbaren Gig als Truppenunterhalterin besorgt hat. Sein Schützling nimmt jedoch den erstbesten Rückflug und lässt Richie ohne Geld und Ausweis in der Pampa sitzen. In einem Wüstendorf trifft er das Paschtunen-Mädchen Salima (Leem Lubany), die davon träumt, an einem nationalen Talentwettbewerb teilzunehmen. Das einzige Hindernis auf dem Weg zum Ruhm stellen ihr Vater und dessen archaischer Clan dar.

Die erwartbaren Kulturclash-Witze sparen in »Rock the Kasbah« kein noch so abgegriffenes Afghanistan-Klischee aus, inklusive schwer bewaffneter Warlords und selbst gebauter Sprengsätze am Straßenrand. Aber auch Richies Gelegenheitsbekanntschaften – die Hure mit Herz (Kate Hudson), zwei windige Amerikaner (Danny McBride und Scott Caan), die ein einträgliches Waffengeschäft mit Einheimischen betreiben, und ein in Ungnade gefallener Söldner (Bruce Willis) – bilden eine Schicksalgemeinschaft, die jedes Klischee vom ugly american bestätigt. Kaum zu glauben, dass dieser Barry Levinson derselbe Regisseur ist, der einst mit der Satire »Wag the Dog« einen bösen Seitenhieb auf die US-Außenpolitik ablieferte. Sein neuester Film erinnert eher daran, warum Amerikaner derzeit jenseits ihrer Landesgrenzen einen so schlechten Ruf genießen.

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