Apple TV+: »Carl Hiaasen's Bad Monkey«

»Bad Monkey« (Serie, 2024). © Apple TV+

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Der Klang der Eiswürfel im Glas

Kaum etwas passt besser zu letzten, trägen, heißen Sommertagen wie Carl Hiaasens Florida-Krimis. Nicht nur das Setting von Strand und Drinks und Meeresschildkröten machen sie zur geeigneten Ferienlektüre, sondern besonders der Unterton seiner Detektivgeschichten, der von schwarzem Humor und Laissezfaire geprägt ist, dabei aber das Gegenteil des blasierten Zynismus der klassischen »Noir«-Erzählungen darstellt. Die Figur, die Vince Vaughn in »Bad Monkey« spielt, ist dafür ein gutes Beispiel. Sein Andrew Yancy würde nichts lieber tun, als vor seinem kleinen Häuschen am Strand in Südflorida zu sitzen und dem Klang der Wellen und der Eiswürfel im Glas zu lauschen. Aber erstens ist da der Nachbar, der durch das Hochziehen einer geschmacklosen Riesenvilla ein Ärgernis darstellt. Und zweitens ist da die Tatsache, dass man ihn vom Polizeidienst suspendiert hat, nachdem er den im Golfcart sitzenden Ehemann seiner Geliebten Bonnie (Michelle Monaghan) tätlich angegangen war. Obwohl das ein Akt der ritterlichen Verteidigung war, ist er nicht stolz darauf. Anders als seine Dampfplauderei (eine der Spezialitäten von Vaughn) anzeigt, ist Yancy nämlich ein Idealist in mehrfacher Hinsicht. Es stören ihn all die Umweltsünder, die aus Gier und Dummheit das Paradies, das Südflorida einst war, ruinieren. Es fällt ihm schwer, das Unrecht, das um ihn herum passiert, einfach hinzunehmen. Und er kann kein Verbrechen einfach auf sich beruhen lassen, selbst wenn das seine Vorgesetzten so wollen.

Die Krimihandlung von »Bad Monkey« beginnt damit, dass Yancy einen abgerissenen Männerarm, der an den Strand gespült wurde, nach Miami bringen soll. Die Anweisung lautet ausdrücklich, nichts weiter zu unternehmen, denn Sinn der Sache ist es, lokal keine Aufmerksamkeit zu erregen um die Besucher der Keys nicht zu verschrecken. Aber Yancy kann eben nicht anders. Während er einerseits ohne große Bedenken im Kofferraum gleich neben dem gefrorenen Arm sein Mango-Eis-am-Stiel aufbewahrt, verfolgt er andererseits akribisch die Spuren, die darauf hinweisen, dass dieser Arm auf größere Verbrechen hinweist. Dass das vermeintliche Leichenteil den Mittelfinger zeigt, ist ein typischer Carl-Hiaasen-Zug, der in seiner Bizarrerie fast zu viel erscheint, aber wenig später noch getoppt wird. Man muss nur abwarten.

Wer Hiaasen gelesen hat, weiß allerdings auch, dass man nicht zu viel Raffinesse erwarten darf, was Plot und Verbrechensmotivation anbelangt. Auch die Frauenfiguren geraten ihm oft zu zweidimensional. Die Serienadaption von Bill Lawrence, der für AppleTV+ schon bei »Ted Lasso« und »Shrinking« dabei war, versucht Hiaasens Flachheit durch viel Atmosphäre und Diversität der Akteure auszugleichen.

In mehreren parallelen Handlungssträngen erweitert sich der Blick weg von den Florida Keys hin zu den naheliegenden Inseln der Bahamas, wo die Kombination von Gier und Dummheit ebenfalls Paradieszerstörung zeitigt. Nach zehn Folgen stellt man fest, dass einige der Plot-Fäden vielleicht allzu brachial gelöst werden, aber man doch sehr gerne noch weiter Zeit da unten in Florida mit Yancy und Co. verbringen würde.

OV-Trailer

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