Marli Feldvoß
Marli Feldvoß ist Publizistin, Filmkritikerin und Lehrbeauftragte für Filmgeschichte. Aufgewachsen in Frankfurt am Main. Ausbildung als Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch und Französisch (Frankfurt, London, Nizza); Studium der Germanistik, Romanistik, Filmwissenschaft (Frankfurt, Paris). Seit 1985 freie Autorin. Kritiken, Porträts, Essays über Film und Literatur für FAZ, Frankfurter Rundschau, NZZ, DIE ZEIT, epd Film u. a.; zahlreiche Buchbeiträge; Radio- und Fernsehsendungen für BR, DLR Köln, HR (»Kinostarts«), WDR (Begleitfilme »Agnès-Varda-Retrospektive«) u. a.
Quelle: Stroemfeld Verlag
Filmkritiken von Marli Feldvoß
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Als Glücksfall ist zu bewerten, dass Jane Goodall nun in einem Dokumentarfilm ihre wichtige Arbeit vorstellen kann. Umso bedauernswerter allerdings, dass der Film ein klassisches Fernsehfeature geworden ist, in dem einfach Lebensstationen abgeschritten werden
François Ozon hat mit der tatsächlich schwangeren Isabelle Carré, bescheidensten Mitteln und quasi aus dem Stegreif ein Memento gedreht, das erst im Nachklang seine Bedeutung entfaltet: »Rückkehr ans Meer«
Radu Mihaileanu macht es sich bei der Umsetzung der Idee vom »falschen Bolschoi-Orchester« allzu leicht. Seine polternde Komödie »Das Konzert« lässt kein Klischee über Juden, Zigeuner oder den Russen an sich aus
»Me Too – Wer will schon normal sein?« ist ein ambitionierter Debütfilm, der zwar das heiße Eisen »Behinderung« anpackt, nach dem Motto »Wir sind alle behindert«, dann aber eine falsche, wenn nicht verlogene Solidarität mit denen schafft, die hier im Grunde als Ausnahmemenschen vorgeführt werden. Die Rührung kommt bestimmt
Die Romanverfilmung »Die Eleganz der Madame Michel« nach Muriel Barbery kann der Vorlage nicht das Wasser reichen. Vielleicht hätte sich die Regiedebütantin Mona Achache an einem bescheideneren Projekt versuchen sollen
Jessica Hausner kreist mit »Lourdes« in realistischer Manier das Unerklärbare ein, zeigt es im Umfeld der Pilger und ihrer Betreuer, die sich als ganz normale fehlerhafte Menschen aufführen und auf ihre Art den ganzen Rummel infrage stellen
Zu turbulent geht es zu im Schmelztiegel Ajami, in dem Araber, Christen, Juden, Palästinenser und Beduinen Tür an Tür leben. Nach der siebenjährigen Vorarbeit hätte man vom Regieduo Scandar Copti und Yaron Shani eine überzeugendere Erzählstruktur und akzentuiertere Charaktere erwarten können
»An Education« ist ein großer kleiner Wurf über eine frühreife Göre, die einem nicht allzu verruchten Verführer in die Hände gerät und dabei reparablen Schaden erleidet: fulminante Regie von Lone Scherfig, ein Wirbelwind von spritzigen Dialogen von Nick Hornby und eine glänzende Besetzung mit Neuentdeckung Carey Mulligan und einem großartigen Peter Sarsgaard
Ein verhalten auftretender Debütfilm mit Sandrine Bonnaire und Kevin Kline über die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die begriffen hat, dass Schach in Wirklichkeit nicht das Spiel der Könige sondern der Damen ist: »Die Schachspielerin«
Ein kleiner Film über eine »amour fou«, der es in sich hat. »Die Affäre« ist spannend wie ein Krimi und zugleich ein Film über die Liebe zu Zeiten des Spätkapitalismus