Kritik zu Jane's Journey
Jane Goodall war – kurze Zeit vor Diane Fossey (Gorillas) und Biruté Galdikas (Orang-Utangs) – die erste Frau, die Anfang der sechziger Jahre begann, Langzeitstudien über Menschenaffen anzustellen. Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau
Tee bei Angelina Jolie gehört zum Alltag im Globetrotterleben von Jane Goodall, die im Alter von 76 immer noch dreihundert Tage im Jahr in hoher Mission unterwegs ist. Seit 2002 ist die Engländerin UN-Friedensbotschafterin und längst von ihrer Königin in den Adelsstand gehoben, regelmäßig besucht sie die von ihr 1991 ins Leben gerufenen weltweit gestreuten Einrichtungen von »Roots & Shoots«, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen sollen, kleine Projekte zu entwickeln und einen Lebensunterhalt zu ermöglichen – und vieles mehr. In ihrem früheren Leben hat sie als Erstes dafür gesorgt, dass ihre Schimpansen in Gombe/Tansania in einem Nationalpark geschützt werden.
»Jane's Journey« heißt der Film, der in der zweiten Hälfte nur noch Goodalls Reisen vom Kongo bis Grönland begleitet und eine ruhelose Aktivistin vorstellt. Das Versprechen, dass wir die private Jane Goodall endlich kennenlernen dürfen, wird allenfalls im ersten Teil eingelöst. Da sieht man, dokumentiert durch alte Homemovies im 8-mm-Format, wie sie sich einst ihren Mädchentraum erfüllte und – zunächst in Begleitung ihrer Mutter – zum ersten Mal von ihrem Ersparten nach Afrika reiste. Jane hatte eine Sekretärinnenausbildung absolviert, weil ihre Eltern kein Studium finanzieren konnten – ihren Doktor machte sie erst viele Jahre später in Cambridge, wohin sie ihr Mentor, der Paläontologe und Evolutionsforscher Louis Leakey schickte. Leakey förderte übrigens auch Diane Fossey sowie Biruté Galdikas, er hatte ein Gespür dafür, dass Frauen mit ihrer besseren Einfühlungsgabe im Umgang mit menschenähnlichen Tieren auch die besseren Forscher wären.
Jane im hohen Gras in Gombe – das sind die schönsten und anrührendsten Szenen des Films. Wenn sich dann ein Schimpanse neben sie legt, ihre Haltung imitiert, offensichtliches Interesse für die Besucherin zeigt, die so ungeniert in seinem Terrain Platz genommen hat. Mit diesem Urvertrauen hat Jane Goodall ihre Forschung betrieben und revolutionäre Ergebnisse hervorgebracht: dass Schimpansen auch Fleischfresser sind, den Menschen Konkurrenz machen, ähnlich wie Menschen kommunizieren können und dass sie Werkzeuge herstellen und sie benutzen.
Man erfährt auch, dass Jane Goodall zweimal mit eher autoritären Ehemännern verheiratet war und als schüchterne Frau galt. Sie hat sich erst nach dem Tod ihres zweiten Mannes Derek Bryceson, des Leiters des Tansania National Parks, zu der Frau entwickelt, die wir heute vor uns sehen.
Alles, was Jane Goodall anfasst, verdient Hochachtung und macht sie zu einer Mutter Teresa der Ersten und der Dritten Welt, wo sie unermüdlich ihren Einfluss mit Vorträgen geltend macht, sich aber auch nicht zu schade ist, immer wieder vor Ort zu sein: wie in South Dakota in einem Indianerreservat, wo man sie wegen der hohen Selbstmordrate Jugendlicher zu Hilfe gerufen hat. Ihr bescheidener Auftritt – stets mit einem Stoffschimpansen unterm Arm – täuscht. Dahinter steckt eine ungeheure Energie, die sich allein aus dem Prinzip Hoffnung speist.
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