Marli Feldvoß
Marli Feldvoß ist Publizistin, Filmkritikerin und Lehrbeauftragte für Filmgeschichte. Aufgewachsen in Frankfurt am Main. Ausbildung als Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch und Französisch (Frankfurt, London, Nizza); Studium der Germanistik, Romanistik, Filmwissenschaft (Frankfurt, Paris). Seit 1985 freie Autorin. Kritiken, Porträts, Essays über Film und Literatur für FAZ, Frankfurter Rundschau, NZZ, DIE ZEIT, epd Film u. a.; zahlreiche Buchbeiträge; Radio- und Fernsehsendungen für BR, DLR Köln, HR (»Kinostarts«), WDR (Begleitfilme »Agnès-Varda-Retrospektive«) u. a.
Quelle: Stroemfeld Verlag
Filmkritiken von Marli Feldvoß
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Katrin Seybolds Dokumentarfilm konzentriert sich auf das Umfeld der Geschwister Scholl und rückt Menschen in den Mittelpunkt, deren wichtige Rolle für die Arbeit der Weißen Rose bisher kaum gewürdigt wurde
Dror Zahavi lässt Täter und Opfer in einer ganz normalen Nachbarschaft in Tel Aviv aufeinandertreffen und tut so, als gäbe es ein »Auge des Orkans«, in dem alles möglich ist: Freundschaft, Liebe, Verständnis, sogar Rollentausch. Ein Hauch von Hoffnung – bis zum bitteren Ende
Der Pariser Kommissar Bellamy (Gérard Depardieu), eine echte Maigret-Figur, kann auch im Urlaub das Aufklären nicht lassen. Aber der Mord mit Versicherungsbetrug scheint in Claude Chabrols neuem Werk lediglich ein Vorwand zu sein, um über das Glück zu philosophieren. Mit »Kommissar Bellamy« ist ihm ein genialer Altersfilm gelungen, dem man – dank hervorragender Besetzung – nur langsam auf die Schliche kommt
Der Film zeichnet den Lebensweg des islamischen Vordenkers und Gelehrten Muhammad Asad (geboren als Leopold Weiss) nach und entwickelt sich dabei zu einem Plädoyer für Toleranz und Weltoffenheit, die in den Schriften und im Wirken Asads an erster Stelle standen
Der Erfolgsfotograf Finn (Campino) nimmt sich eine Auszeit in Palermo, wird allerdings von einem müden Gesellen im langen grauen Mantel (Dennis Hopper) verfolgt, der ihm den Garaus machen will. Prachtvoll fotografiert, verschießt »Palermo Shooting« zu viele Pfeile, die den Fotografen treffen sollen, aber letztlich nur der Geschichte schaden
Nach 15 Jahren Gefängnis trifft Juliette ihre Schwester Lea wieder. Philippe Claudels Regiedebüt »So viele Jahre liebe ich dich« verlangt dem Zuschauer viel Geduld ab, überzeugt jedoch mit behutsamer Beharrlichkeit und hervorragender Besetzung
Das Porträt einer glücksbegabten Zeitgenossin, die zunächst nur zum Mitlachen animiert und erst auf den zweiten Blick ihre Geheimnisse enthüllt. »Happy-Go-Lucky« ist eine »unbeschwerte« Komödie von Mike Leigh, der das soziale Elend einmal hinter sich gelassen hat und wie ein warmer Sommerregen für das Leben und sonst nichts plädiert
Das Porträt einer unheilbaren Alkoholikerin, die in eine Kindesentführung verwickelt wird. Ein Roadmovie, das nach Windungen in Mexiko endet. Unbedingt sehenswert in »Julia« ist Tilda Swinton. Zum Filmende hin eine unentschiedene Regie von Erick Zonca
Ein unvergessliches Lebensgefühl, wie es der atemlos flippige »Chungking Express« mit seinem »California Dreamin« oder die vergebliche Liebesmüh von »In the Mood For Love« mit Nat King Coles »Quizas, Quizas, Quizas« hinterließen, lässt sich in den »Blaubeernächten« nicht unbedingt entdecken
Eine junges Mädchen mit schriftstellerischen Ambitionen lädt durch falsche Zeugenaussage Schuld auf sich und will dafür ein Leben lang Abbitte leisten. Im ersten Teil gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ian McEwan, dessen zweiter Teil leider sehr schwerfällig geraten ist