Kritik zu Der Weg nach Mekka – Die Reise des Muhammad Asad

© Mindjazz Pictures

2008
Original-Titel: 
Der Weg nach Mekka – Die Reise des Muhammad Asad
Filmstart in Deutschland: 
27.11.2008
L: 
96 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Der Dokumentarfilm folgt den Lebensstationen des aus Lemberg stammenden konvertierten Juden Leopold Weiss (1900-1992), der unter dem Namen Muhammad Asad bekannt wurde und heute noch zu den großen aufgeklärten islamischen Denkern zählt

Bewertung: 4
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Wer war Muhammad Asad? Seine Familie hat ihn totgeschwiegen, nachdem er zum Islam übergetreten war. Dazu war nur ein Händedruck und ein einziger bekennender Satz vonnöten. Das gefiel dem jungen Leopold Weiss, der mit zweiundzwanzig zum ersten Mal nach Jerusalem kam, in Beduinentracht auf dem Kamel durch die Wüste zog und alsbald von der Toleranz und Großzügigkeit des Islam begeistert war, von der Universalität einer Religion, die sich wie ein Gegenstück zur Lehre seines auserwählten Volkes ausnahm.

Die Idee, das Leben des Muhammad Asad zu verfilmen, stammt von der Koautorin Miriam Ali de Unzaga, die Asad als Koranübersetzer ins Englische kannte, ohne zu wissen, dass sich hinter dem Namen Muhammad Asad ein in Lemberg geborener Jude verbarg, der 1914 mit seiner Familie nach Wien geflohen war und im Kreis des assimilierten Wiener Judentums aufwuchs. Sie konnte den britischen Dokumentarfilmer Georg Misch zunächst nicht von der Bedeutung dieses gelehrten Weltenbummlers überzeugen, der sich für Misch wie ein »österreichischer Lawrence of Arabia« ausnahm. Erst die Ereignisse des 11. September 2001 ließen das außergewöhnliche Leben Asads in einem neuen und aktuellen Licht erscheinen.

Der große Bewunderer und Verkünder des Islam, der viele Schriften hinterließ, versprach, einen neuen Zugang und ein neues Verständnis für das Unfassbare zu liefern. Das Anliegen des Films ist also weniger, seine Biografie auszugraben und nachzuzeichnen, sondern dem Wirken seiner Gedanken bis heute nachzugehen. Asads Stiefbruder erzählt, er hätte ein islamischer Martin Luther werden können; ähnlich äußern sich saudi-arabische Zeitzeugen, die Asad noch von seiner Beratertätigkeit am saudischen Königshof kennen; später ging er nach Pakistan, um beim Aufbau eines islamischen Staats mitzuwirken, und wurde erster Botschafter Pakistans bei der UNO.

»Der Weg nach Mekka« – nach dem Titel des Hauptwerks von Asad – hat die unruhige Struktur eines weltumspannenden Roadmovies, das die Spuren Asads bis zu den Beduinen in der Wüste Nefud oder zur kleinen Gruppe von »Asadianern« verfolgt, die sich in seinem Angedenken alljährlich zum Unabhängigkeitstag in Lahore trifft. Die Spuren des Muhammad Asad werden an den sieben OrOrten seines Wirkens, in der Ukraine, Wien, Palästina, Pakistan, New York, Marokko und schließlich Spanien festgehalten, wo er vereinsamt und unbekannt verstarb. Auf diesem Weg werden die großen Verwerfungen in der islamischen Welt in Form von Streitgesprächen oder Gegenüberstellungen sichtbar, sei es an der hohen Mauer, die Israel heute von der West Bank trennt, sei es am World Trade Center, das den islamischen Terror bezeugt. Eine merkwürdige Szenerie beschließt den Film. Am Grab Asads in Granada beklagt sich der Imam, der die Filmcrew auf den keineswegs gepflegten Friedhof geführt hatte, dass die vorgeschriebenen Steinmaße nicht eingehalten worden seien. Ein letzter Beweis dafür, wie weit sich die heutige Praxis des Islam von der universalistischen Lehre einer großen Religion entfernt hat.

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