Kritik zu Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose
Katrin Seybold schließt mit ihrem Dokumentarfilm eine Lücke in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen Hitler
Der Widerstand der »Weißen Rose« und die Namen Sophie und Hans Scholl sind weithin bekannt. Dass es im Umfeld der beiden Geschwister zwangsläufig noch einen »anderen Widerstand«, nämlich ihre Freunde und Helfer, gab, hat Katrin Seybold nun zum ersten Mal in einem Dokumentarfilm in den Mittelpunkt gerückt: Im Fokus stehen Beteiligte aus dem Münchner und Ulmer Freundeskreis, die zur Verbreitung der sechs Flugblätter beitrugen, für deren Texte Hans Scholl, Alexander Schmorell sowie der Philosophieprofessor Kurt Huber verantwortlich waren. Die führenden Mitglieder der Gruppe wurden am 22. Februar 1943 in München zum Tode durch Enthauptung verurteilt, vierzehn weiteren wurde zwei Monate später der Prozess gemacht.
Katrin Seybold hat an ihrem Projekt zehn Jahre gearbeitet, obwohl die Zeit drängte, weil die Befragten heute um die achtzig und älter sein müssen. Ihre Namen sind nach wie vor so gut wie unbekannt: Elisabeth Hartnagel, Schwester von Hans und Sophie Scholl, Traute Lafrenz-Page, Freundin von Hans Scholl, oder Lilo Fürst-Ramdohr, Freundin von Alexander Schmorell, um nur wenige zu nennen. Bestechend ist die Frische ihrer Erinnerungen, die Gegenwart ihrer Aussagen, ihre Bewegtheit – als wäre es gestern gewesen. Sie alle treten als wertvolle Zeugen einer Zeit auf, über die nur noch wenig Beweismaterial zur Verfügung steht.
Ausgangspunkt sind die Erinnerungen an das letzte Treffen mit den Geschwistern Scholl, kurz vor ihrer Festnahme, und an den Tag der Beerdigung, als Vater Scholl sagte: »Schneiden wir uns alle die Pulsadern auf.« Und die Mutter: »Nein, jetzt essen wir was.« Voller Elan sind die Fotos der jugendlichen Märtyrer der deutschen Geschichte, alle aus gutem Hause, alle Überzeugungstäter, alle Beweise für ein anderes Deutschland, das es, mit wenig Hoffnung, dennoch gab.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns