12/2011

In diesem Heft

Meldung

Regisseur Dominik Graf erläutert im Rahmen des Mannheimer Filmsymposium 2011 ausführlich seine Arbeitsweise: anhand seines Fernsehfilms »Der Skorpion« und in einem Werkstattgespräch mit dem Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger

Filmkritik

Die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem mädchenhaften Vampir: »Let Me In« ist das Remake des schwedischen Vampirfims »So finster die Nacht«, das wenig wagt, aber auch nichts falsch macht und seiner großartigen Vorlage großen Respekt zollt
»Good Night, and Good Luck« war schöner, »Confessions of a Dangerous Mind« durchgeknallter: ordentliches Politdrama von George Clooney mit einem hervorragenden Ryan Gosling als Schauwert
Die Geschichte eines traumatisierten, kriminellen Rinderzüchters, die ohne eigenen Grund Kinobilder von mafiöser Gewalt und bürgerlicher Sentimentalität imitiert
Ähnlich stringent wie in seinem Debüt »Gattaca« entwirft Andrew Niccol in »In Time« die beklemmende Zukunftsvision einer Welt, in der die Zeit zum materiellen Wert geworden ist, dem Gangster und Geheimdienstagenten, arme Schlucker und Milliardäre hinterherjagen
Eine Journalistin recherchiert das tragische Schicksal der 10-jährigen Jüdin Sarah und ihres Bruders nach der Razzia der Pariser Polizei 1942. »Sarahs Schlüssel« ist eine französische Romanverfilmung mit Feingefühl und Understatement
Harte Kost auf zwei eng verschachtelten Erzählebenen: Noomi Rapace, Hauptdarstellerin aus der »Millennium«-Trilogie, wird von ihrer Vergangenheit in einer dysfunktionalen Familie eingeholt
Ewan McGregor und Eva Green als Liebespaar, das zusammenfinden will, während rund herum den Menschen das Riechen, das Schmecken, das Hören und das Sehen vergeht – so sinnlich wie »Perfect Sense« war noch keine Filmapokalypse
Rod Lurie folgt der Handlung von Peckinpahs brutalem Belagerungsszenario von 1971 zwar recht akribisch, trotzdem ist sein Film eher Neuinterpretation als Remake. Wo Peckinpah männlichen Atavismus zelebrierte, gräbt Lurie nach den sozialen Wurzeln von Gewalt
Unverhofft begibt sich die 30-jährige Belinda, armenische Einwandererin der zweiten Generation, auf die Suche nach ihren Wurzeln. Das Regiedebüt von Samira Radsi ist ein freundlicher, großzügiger Film über den Widerspruch zwischen Heimat und Herkunft
Zwischen Authentizität und Modernität taucht der Film ins 19. Jahrhundert ein und macht Brontës »Jane Eyre« zur echten Konkurrenz für die populäreren Austen-Heldinnen
Álex de la Iglesias krude Faschismusparabel über den Streit zweier Clowns um die Gunst einer schönen Akrobatin entschädigt durch fantasievolles Gewaltspektakel
Exzess, Rausch, Drama, Liebe: Michael Radfords Dokumentarfilm ist die Geschichte eines Virtuosen, der das Leben auf der Überholspur genoss. Neben allerhand ehemaligen Wegbegleitern stehen natürlich ausführliche Konzertausschnitte im Mittelpunkt dieser schwungvollen Dokumentation
Arthur, der tollpatschige jüngere Sohn des Weihnachtsmannes, rettet das Fest, als er persönlich ein vergessenes Geschenk ausliefert. Animationsfilm, der hinter seinem gelegentlich atemlosen Tempo auch ein selbstreflexives Moment aufscheinen lässt
Ein Papst in Panik: Nanni Morettis Film »Habemus Papam« ist nicht die erwartete Vatikansatire, sondern etwas viel Feineres und Feinfühligeres – eine sanft-melancholische Komödie über Versagensangst und Alter mit einem wunderbaren Michel Piccoli in der Hauptrolle
Detlev Bucks sehr deutsche Variante von Tootsie mit Matthias Schweighöfer in Cross-Dressing-Turbulenzen bietet kaum Überraschungen. Seine Konventionalität macht er aber zumindest streckenweise durch nuancierte Inszenierung und das selbstironische Spiel mit Klischees wett
Ein prächtig anzusehendes Panorama kulturpessimistischer Horrorbilder aus einem in Hightech und Kontrollzwängen erstarrten Europa in mittlerweile schon klassischer Geyrhalter-Manier. Der Erkenntniswert bleibt deutlich hinter dem Schockeffekt zurück
Im Jahr 1780 stranden Emanuel Schikaneder und seine Schauspieltruppe in einem Bergdorf und geraten dort mitten in einen Aufstand. Marcus H. Rosenmüller übertreibt es zwar bei seiner Romanverfilmung mit den Affekten wie mit den Effekten, aber irgendwie verzeiht man dieser Liebeserklärung an die Kunst fast alles
William Monahans Regiedebüt »London Boulevard« überzeugt als geradliniger, wundervoll fotografierter Krimi mit einem überragenden Colin Farrell
Actionspektakel aus Versatzstücken der griechischen Mythologie von enormer visueller Fantasie, doch bestürzender Schlichtheit in Handlung und Dialogen. Empfehlenswert für Freunde delirierender Bilderwelten, alberner Kopfbedeckungen und wüster Metzelei
Es gibt ihn, den Weihnachtsmann! Ben hat ihn gesehen und kann mit dessen Hilfe auch das eine oder andere kleine Wunder vollbringen. Ein echter Weihnachtfilm eben!
Wissenschaftler entdecken ein außerirdisches Wesen, das sich in eine genaue Kopie eines jeden Lebewesens verwandeln kann. Prequel zu John Carpenters Genremeilenstein aus dem Jahr 1982, das in Wirklichkeit ein Remake mit nahezu identischem Szenario ist
Ein jugendlicher Häftling nimmt gegen alle Widerstände einen Job in einem Bestattungsinstitut an und versucht, mit sich ins Reine zu kommen. Inszenatorisch, visuell und darstellerisch beeindruckendes Regiedebüt des Schauspielers Karl Markovics
Ein junger Arzt verliebt sich im viktorianischen London in eine hinreißende Suffragette und erfindet nebenbei den Vibrator. Sympathischer, gut besetzter Film, ein wenig zu pittoresk in seinen Darstellungen von Sexualität und sozialer Ungerechtigkeit
Als der Ku’damm noch chic und der Westen noch golden war, gehörte die Disco Big Eden zu den Touristenattraktionen der Inselstadt Berlin. Peter Dörfler porträtiert ihren Gründer Rolf Eden in seiner klugen Doku als Unternehmer mit Eventcharakter
Zwei Menschen kommen sich an einem sonnigen Tag in Brooklyn näher. Eine Liebesgeschichte mit viel New-York-Flair und kleinen Unebenheiten im Plot
Im Spin-Off der Shrek-Filmreihe präsentiert sich der gestiefelte Kater als romantischer Abenteuerheld in Zorro-Tradition
Zwei disparate Materialsammlungen – Aufnahmen aus dem Fenster seines Ateliers und Nachrichten seines Anrufbeantworters – hat Thomas Imbach zu einem faszinierenden Filmessay zusammengeschnitten
Mit Empathie und Humor erzählter Film aus dem Leben der afroamerikanischen Hausangestellten im Jackson der frühen 60er Jahre. Er bietet ein klares Bild von den tagtäglichen Verletzungen, die aus diesem rassistischen Abhängigkeitsverhältnis entstehen
Die vorletzte Folge der Saga um das Mädchen und den Vampir ist ein typischer Überbrückungsfilm, der mit gynäkoligischen Blutorgien und folgenlosen Scharmützeln viel erzählerischen Leerlauf produziert
Ein in die Jahre gekommener Schriftsteller, dessen Frau den Kampf gegen den Krebs zu verlieren droht, stürzt sich in eine Affäre mit einer Krankenschwester und löst so eine Tragödie aus. Unausgegorenes Drama, dem auch ein sehenswerter Josef Bierbichler nicht zu Glaubwürdigkeit verhelfen kann

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