Kritik zu Der gestiefelte Kater
Nun auf eigenen Pfoten: Als angeberischer Mantel- und Degenheld an der Seite des Ogers Shrek bekannt geworden, geht die Mieze hier eigene Wege mit dem neuen Freund, dem Ei Humpty Dumpty
Der Esel hat das Rennen nicht gemacht. Der beliebte Sidekick aus den Shrek-Filmen hat nach dem Ende der Reihe nicht seinen eigenen Film bekommen. Man kann sich ihn, mit seiner Vorliebe für Oneliner, aber auch besser als Zentrum von kurzen Fernsehepisoden vorstellen, so wie es sie mit den Pinguinen aus den Madagascar-Filmen bereits gibt. Statt dessen heißt es nun: Shrek ist Geschichte, lang lebe Der gestiefelte Kater. Seit Shrek 2 einer der Sidekicks des grünen Helden, bekommt er nun seinen eigenen Film. Mit Fortsetzungen ist zu rechnen, spielte der Film doch in den USA in den ersten beiden Wochen bereits 75 Millionen Dollar ein.
Darin könnte man, in schweren Zeiten, auch die Sehnsucht nach einem Helden ohne Fehl und Tadel erkennen, nach einer neuen Geradlinigkeit, haben wir es hier doch weder mit einem fehlgeleiteten Superhelden (Megamind), noch mit einem übergewichtigen Pandabären und auch nicht mit einem großen grünen Monster zu tun, sondern mit einem geradezu klassischen Helden, den ein wenig die Aura des Mysteriösen umgibt, gerade genug, damit er nicht allzu eindimensional erscheint und auch ein erwachsenes Publikum anspricht. Vorbild für ihn sind die Swashbuckler- Filme mit ihrer Mischung aus Abenteuer und Leichtigkeit. Der Held mag ein Outlaw sein, aber der Zuschauer weiß vom ersten Augenblick an, dass er entweder zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, oder dass das Gesetz, das ihn verfolgt, in Wirklichkeit korrupt ist.
Man kann konkret an Zorro denken, nicht zuletzt, weil der Sprecher des Katers in der Originalfassung, Antonio Banderas, diesen in zwei Realfilmen verkörpert hat. Da schließt sich ein Kreis. Der gestiefelte Kater mag zwar manchmal ein wenig großsprecherisch daherkommen, aber das sieht man ihm nach, weil er das mit einem gewissen Talent zur Selbstironie verbindet. Und er bekommt hier eine ebenbürtige Partnerin, die geheimnisvolle Kitty, was dem Film Untertöne von Screwball-Comedy und Film noir gleichermaßen verleiht. Unbekümmert mischt der Animationsfilm aus Jeffrey Katzenbergs Dreamworks Animationsstudio Motive aus anderen Märchen in die Geschichte, etwa wenn es um Zauberbohnen geht, die im Besitz des Gaunerpaares Jack & Jill sind. Sie an sich zu bringen, auf der Bohnenstange, die daraus erwächst, ins Land der Riesen zu kommen und sich dort der Gans, die goldene Eier legt, zu bemächtigen, wird das Ziel des gestiefelten Katers. Es hängt auch ein Kindheitstraum daran, der sich wiederum mit einer Figur verknüpft, die jetzt plötzlich erneut in sein Leben tritt: Humpty Dumpty, ein Ei, das ein faules Ei sein könnte, vielleicht aber auch ein wahrer Freund, der etwas wiedergut- machen will – eindeutig die ungewöhnlichste und komplexeste Figur des Films, die dem Ganzen einen Zug ins Absurde verleiht.
Ansonsten folgt Der gestiefelte Kater dem Muster des Actionfilms mit mehreren virtuos inszenierten Verfolgungsjagden (die durch 3-D noch akzentuiert werden), zusammengehalten durch eine ansprechende visuelle Gestaltung.
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