Kritik zu Krieg der Götter
Und wieder einmal mischt ein Actionspektakel die antike Mythenwelt auf. Diesmal sagt ein finsterer Mickey Rourke dem Olymp und der ganzen Menschheit den Kampf an
Über den Wolken wird man nervös. Lange schon sind die Titanen besiegt, die Macht der neuen Götter um Zeus scheint gesichert, da erhebt sich der finstere König Hyperion und will alles kaputtmachen. Mordend und plündernd zieht er mit seinem Heer durch Griechenland, wie ein Hohepriester der Grausamkeit, will Menschen wie Götter vernichten – aus purer Bosheit, wie’s scheint. Die Olympier, die selbst nicht in den Kampf mit Sterblichen ziehen dürfen, setzen ihre Hoffnung auf Theseus, einen Underdog aus einem Küstenkaff. Mit jenem Theseus, der den Minotaurus besiegte, hat dieser wenig gemein. Krieg der Götter bedient sich lediglich einiger Namen und Motive der griechischen Mythologie und verwurstet sie zu einem äußerst vorhersehbaren Plot. Da gibt es eine Rachegeschichte, die schöne Priesterin Phädra als love interest des Helden, es gibt Mitstreiter und Verräter, und vor allem: jede Menge blutrünstiger Kämpfe.
Regisseur Tarsem Singh macht in der Inszenierung der schlichten Handlung seinem Ruf alle Ehre. Wie bereits in The Cell und The Fall zelebriert er den Triumph der Bilder über den Verstand. Oder, um bei der Antike zu bleiben: Der Mythos schlägt zurück, und der Logos kann einpacken. Darin immerhin ist sein Film durchaus stimmig. Die 3-D-Technik kann zwar kaum beeindrucken, die visuelle Exzentrik dagegen schon: Götter- wie Menschenwelt sind hier ein überbordendes Bilderdelirium, voller surrealer Szenerien, als hätte man die Gehirne von Hieronymus Bosch, Salvador Dalí und Matthew Barney kurzgeschlossen. Allerdings mit Ausrutschern: Das Kostümdesign neigt zu Albernheiten, die comichafte Anmutung von 300, der von denselben Produzenten stammt, ist dabei ständig präsent.
Leider hat Krieg der Götter auch dessen martialische Haltung übernommen, und je näher die finale Schlacht rückt, desto aufdringlicher wird das Kriegsgebrüll, das schließlich in heftigstem Gemetzel mündet. Wie um die Kopflosigkeit der Handlung zu unterstreichen, rollen im Finale die Häupter der Sterblichen dutzendweise, werden an Wänden zerschmettert, von Schwertern halbiert. Ein Spektakel, das zwar überstilisiert, doch derart blutrünstig daherkommt, als habe der grausige Hyperion die Regie an sich gerissen. Diesen antiken Charles Manson, der einen Kult um seine eigene Morbidität und Verworfenheit treibt – eine nicht uninteressante Figur –, verkörpert Mickey Rourke leider recht müde. Gänzlich ratlos wirken seine Schauspielkollegen: Henry Cavill als Theseus etwa kommt über die Mimik all der Gewichtheber und Hammerwerfer kaum hinaus, die in den Sandalenfilmen der 60er Jahre die Helden gaben. Wie sie kann er sich lediglich auf die Überzeugungskraft seiner Muskeln verlassen. Auch Freida Pinto oder Stephen Dorff quälen sich durch unfassbar blöde Dialoge, während John Hurt als alter Zeus milde lächelt, wenn er Weisheiten à la Yoda (immerhin ohne dessen Syntaxfehler) von sich gibt. »Das Leben an sich hat nicht den höchsten Wert; es kommt darauf an, richtig zu leben.« Theseus weiß schon, wie das geht: »Lasst uns Geschichte schreiben – mit Blut!«.
Kommentare
Blut und Wurst
Richtig. Griechische Sagen neu verwurstet-- mit viel Blut und zu vielen Zusatzstoffen wie SciFi und Comic-Elementen, die da nicht reingehören.
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