Kritik zu Nie mehr ohne dich

© Falcom

2011
Original-Titel: 
My Last Day Without You
Filmstart in Deutschland: 
15.12.2011
L: 
90 Min
FSK: 
Ohne Angabe

New York, genauer gesagt Brooklyn, bildet den rauen Hintergrund für eine Liebesgeschichte, die vor allem über Atmosphäre funktioniert. In der Hautrolle dieser amerikanischen Independentproduktion: der Heidelberger Ken Duken

Bewertung: 3
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Das Schöne an Liebesfilmen besteht ja gerade darin, dass man weiß, wie sie ausgehen. Es braucht also keine Spoilerwarnung, um zu verraten, dass Niklas (Ken Duken) und Leticia (Nicole Beharie) am Ende zusammenkommen. So unwahrscheinlich das am Anfang auch scheinen mag, schließlich fliegt Niklas aus Frankfurt eigentlich nur für wenige Stunden nach New York, um dort eine Mission der eher unangenehmen Art hinter sich zu bringen. Und Leticia wird uns als bestens integriert ins Brooklyner Leben vorgestellt; sie richtet gerade eine eigene Wohnung ein, nachdem finanzielle Engpässe sie offenbar dazu gezwungen hatten, Unterschlupf bei ihrem Vater, einem Pastor, zu suchen. Aber der Zauberer Zufall setzt die beiden an diesem Morgen zusammen in genau das Café, in dem Niklas sich dafür rüstet, im Namen des Oberchefs einer Bankzweigstelle die Schließung zu verkünden, und Leticia CDs mit eigener Musik verteilt. Und erst mal passiert gar nichts. Niklas steckt zwar die CD ein, den dazugehörenden Flyer mit Einladung zum Konzert am Abend aber schmeißt er sofort weg, schließlich will er New York da schon wieder verlassen haben.

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Wenn das Ziel schon vor Augen ist – lässt sich der Weg dahin umso mehr genießen. Es kommt also bei Liebesfilmen ganz auf das Wie an: Wie genau kommen denn nun Niklas, der deutsche Banker, und Leticia, die Afroamerikanerin mit Singer-Songwriter-Ambitionen, zusammen – über die kulturellen und all jene weiteren Hindernisse, die ihnen das Drehbuch so stellt, hinweg? Der Berliner Drehbuchautor Christoph Silber hat hier seine eigene Lebensgeschichte zusammen mit dem amerikanischen Independentregisseur und -produzenten Stefan Schaefer in eine Form gebracht, die wohl ganz bewusst an Filme wie Before Sunset erinnern soll. Doch während Richard Linklater Ethan Hawke und Julie Delpy hauptsächlich miteinander reden ließ – auf eine Weise, die den Zuschauer fast mehr erschöpfte als die Protagonisten –, sind es in Nie mehr ohne dich keineswegs die Dialoge, die die Annäherung der beiden gegensätzlichen Charaktere zwingend erscheinen lässt, und erst recht nicht die weiteren Zufälle, die eingebaut werden müssen, damit sie sich noch einmal über den Weg laufen. Es ist allein die Atmosphäre, die das Ganze glaubhaft macht.

Einige Drehbucheinfälle wirken dabei weder besonders frisch noch besonders glücklich eingesetzt. Muss etwa Leticia ausgerechnet in der Filiale arbeiten, deren Schließung Niklas verkündet? Und muss sie von der Tatsache, dass er an ihrer Entlassung »schuld« ist, dann unbedingt auf heimliche Weise erfahren, nämlich als sie scheinbar arglos sein Portemonnaie untersucht, während er im Bad ist? Eigentlich stört dieses Schuldmotiv mehr, als dass es die Handlung bereichert. Mit seinen ungeheuer stimmungsvollen Alltagsaufnahmen aus dem unglamourösen Brooklyn schafft der Film aber genug Gegengewicht, um nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: den Funken, der zwischen den beiden überspringt.

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