Kritik zu Jumanji: Willkommen im Dschungel
Angepasst an den Zeitgeist: In der Neuauflage des Jugendfilmklassikers aus den 90er Jahren werden vier Teenager in ein Videospiel »hineingezogen«, wo sie sich in ihre erwachsene Avatare verwandeln
Wer seine Kindheit in den 90er Jahren verbracht hat und zumindest hin und wieder im örtlichen Multiplex anzutreffen war, der wird um »Jumanji« kaum herumgekommen sein. Aus heutiger Sicht mag der Film um ein verfluchtes Brettspiel, das diverse Gefahren des Dschungels in einer amerikanischen Kleinstadt heraufbeschwor, reichlich albern wirken; noch immer aber überzeugt das schöne Setdesign sowie die charmant-altmodische Gruselstory. Einer Fortsetzung, die das perfekt gestaltete Brettspiel durch ein Videospiel ersetzt und einen klamaukigen Körpertausch-Plot im Stil von »Freaky Friday« hinzufügt, darf man also durchaus skeptisch gegenüberstehen – auch wenn es sich beim Original nicht gerade um einen unsterblichen Klassiker handelt.
»Jumanji: Welcome to the Jungle« lässt vier gelangweilte Millennials von dem Retrokonsolenspiel in einen fiktiven Dschungel saugen, wo sie von erwachsenen »Spielfiguren« verkörpert werden. Der Running Gag dabei ist, dass diese Charaktere jeweils das Gegenteil der Highschool-Schüler darstellen: Der Nerd wird zum Muskelmann (Dwayne Johnson), die Schüchterne zur Sexbombe (Karen Gillan), die Sportskanone zum ängstlichen Wissenschaftler (Kevin Hart), und das Glamourgirl wird ausgerechnet in den Körper von Jack Black versetzt. Das allzu bekannte Motiv von Jugendlichen in Erwachsenenkörpern steht also klar im Vordergrund, die Abenteuerstory mit Indiana-Jones-Anstrich wird eher alibimäßig abgespult: Routiniert hakt Regisseur Jake Kasdan die auch schon aus dem ersten Teil bekannten Gefahren ab – Spinnen, Nashörner, böse Dschungelbewohner.
Der Film gerät so zur reinen Slapstickkomödie, was gut funktioniert, wenn er die typischen Videospiel-Mechanismen parodiert: Alle Spieler verfügen über bestimmte Stärken und Schwächen, haben drei »Leben« und müssen immer wieder kleine Missionen erledigen. Dabei werden sie von einem ziemlich ungefährlichen Bösewicht und seiner Crew aus Motorradgangstern verfolgt. Wirklich ausgereizt werden die Möglichkeiten der Game-Klischees aber nicht, stattdessen versucht sich »Jumanji: Welcome to the Jungle« im platten Coming-of-Age-Duktus an motivierenden Aufrufen zum Überkommen der eigenen Schwächen.
Das Casting der Spielfiguren ist die größte Stärke des Films: Wie etwa Johnson den unsicheren Außenseiter in seinem Wrestler-Körper zum Vorschein bringt, zeugt von komödiantischem Verständnis; ebenso Jack Black, der als »Mean Girl« Flirttipps gibt und seine Mitspieler anschmachtet. Ab da aber ist dieses Sequel ein Beispiel für eine unglückliche Entwicklung im Mainstream-Jugendfilm der letzten zwei Jahrzehnte: Auf kohärente Stimmung oder Charakterzeichnung wird zugunsten von konstanter ironischer Brechung und penetranten popkulturellen Anspielungen verzichtet. Von einigen gelungenen Comedy-Einlagen abgesehen, sieht man dem Film zu sehr sein Entstehen am Reißbrett des Filmstudios an, das einen wiedererkennbaren Franchise-Namen möglichst gewinnbringend mit aktuellem Zeitgeist zu verbinden sucht.
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