07/2011

In diesem Heft

Tipp

Dreipersonenstück: Alles kommt anders in der DVD-Premiere des Thrillers »Spurlos – Die Entführung der Alice Creed«
Wenn die Leichen ausgehen: John Landis' Komödie »Burke & Hare«

Filmkritik

Geschichten um drei Menschen in Belgrad, ein Werk des neueren serbischen Realismus. Dem Drehbuchator Srdan Koljevic gelang mit seinem zweiten Film als Regisseur eine lebensfrohe Hommage an das Belgrad von heute, die von Traumata und verletzten Gefühlen erzählt
Ben Affleck steigt vom Porschefahrer zum Bauhilfsarbeiter ab, Kevin Costner macht als Zimmermann gutes Geld, Tommy Lee Jones sitzt noch längst nicht auf dem Altenteil. John Well’s Film zur Finanzkrise ist ein Appell zum Anpacken
Eine frustrierte Brautjungfer sorgt bei den Vorfeiern für das eigentliche Hochzeitsevent für größere und kleinere Katastrophen. Die Komödie »Brautalarm« versucht sich recht gekonnt an der Versöhnung von Deftigkeiten und Slapstick, wie man es aus Jungskomödien kennt. Das ist vor allem Hauptdarstellerin Kristen Wiig als grandios zickiger Desperada zu verdanken
Cameron Diaz als Schülerschreck im Minirock – das klingt nach einer lustigen Idee. Doch leider haben die Macher so wenig Mühe auf ein stimmiges Drehbuch verwandt, dass selbst Komödienkönner wie Jason Segel, Justin Timberlake und Lucy Punch in markanten Nebenrollen gegen das ungenügende Ausgangsmaterial keine Chance haben
Herbert Knaup und Johannes Allmayer glänzen in ihren Rollen mit eiskaltem Humor. Bevor sich das Publikum allerdings für die Geschichte der beiden Tiefkühlkostlieferanten erwärmt, dauert es ein wenig: »Arschkalt«
Britische Clash-of-Cultures-Komödie im jüdisch- islamischen Grenzgebiet, die ihre erfrischende Respektlosigkeit leider nicht bis zum Ende durchhält
Späte Anerkennung eines großen deutschen Bassisten, der mit vielen Berühmtheiten des internationalen Musikgeschäfts zusammenspielte, jedoch immer nur Begleiter blieb
Wie schon Xavier Dolans Erstling erweist sich auch diese Geschichte einer letztendlich rein imaginären ménage à trois als eine etwas zu selbstverliebte Hommage an das Autorenkino vergangener Jahre. Doch diesmal blickt Xavier Dolan wenigstens etwas über den Tellerrand seines jugendlichen Narzissmus hinaus
Nora Bateson, die Tochter von Gregory Bateson, skizziert die philosophischen Leitlinien ihres Vaters. Kurzweilige Doku über einen sanften Querdenker
Ein zynischer Philatelist erwacht nach seltsamen Träumen mit Sand im Bett. Mittels wörtlich genommener Metaphern bebildert diese charmant verschrobene Schweizer Komödie ganz ohne freudianische Zeigefinger die Bewusstwerdung verdrängter Gefühle
Eine introvertierte Grenzgängerin, die sich selbst in sexuellen Begegnungen mit hässlichen fremden Männern sucht. Sandra Hüller als einsame Tagträumerin in einem surrealen Liebesfilm
Komödie über einen belgischen Zöllner, der mit einem verhassten französischen Kollegen zusammenarbeiten muss. Dany Boons Nachfolgefilm zu den »Sch‘tis« ist schlecht geschrieben, langweilig inszeniert und nicht lustig
Kevin James erhält als schüchterner Tierpfleger von seinen vierbeinigen Schutzbefohlenen unerwartete Unterstützung in Liebesdingen. Harmloser, weitgehend unorigineller Beitrag zur Sprechende-Tiere-Komödie
Die wahre Geschichte eines verschwendeten Lebens: Die Verfilmung des Romans »Barney's Version« von Mordecai Richler greift nach dem ganzen Leben in all seiner schönen Widersprüchlichkeit und Unkalkulierbarkeit. Paul Giamatti in der Rolle des von der eigenen Unzulänglichkeit gebeutelten Mannsbildes ist einfach brillant
Der goldene und silberne Bärengewinner der letzten Berlinale glänzt mit subtilen Darstellerleistungen und präziser sozialer Beobachtung. Realistisches Erzählkino vom Feinsten, ein mitreißender und bewegender Film
Das Prequel zur Superheldenserie erzählt die tragische Geschichte des Holocaustüberlebenden Erik Lensherr, der sich in den 60er Jahren mit seinem Freund und X-Men-Gründer Charles Xavier überwirft und zum Oberbösewicht Magneto wird. Der Film bettet Superheldentrivialitäten gekonnt in reales Zeitgeschehen ein und zeigt anstelle strahlender Supertypen traumatisierte Superopfer
Unterhaltsame Familienkomödie mit Jim Carrey, der sechs Pinguine erbt und daraufhin sein New Yorker Edelapartment in ein antarktisches Winterwunderland verwandelt
Ein Feel-Good-Movie über die wirtschaftliche Rezession. Thomas McCarthys dritte Regiearbeit erzählt auf rührend-komische Weise, dass alles schon gut gehen wird, wenn die Familie zusammenhält
Ein Mann um die 50 wird entlassen und beschließt, erstmal aufs College zu gehen und so seine Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Was folgt, ist kein Sozialdrama, sondern eine wunderbar leichte Komödie, in der Regisseur und Star Tom Hanks seinen Traum von einem anderen Amerika wahr werden lässt
Bei einer Vertreter-Convention lernt ein Kleinstädter mehr über das Leben als er sich je hätte träumen lassen. Komödie, die auf präzise Beschreibung setzt und ihre Figuren mit liebevoller Sympathie zeichnet
Guillaume Canets prominent besetzter Ensemblefilm zeigt die pittoreske Sinnkrise einer Clique, die den plötzlichen Unfall eines Freundes verwinden muss. Nur teilweise stimmiges Generationenporträt
Ein Familienurlaub in der Bretagne wächst sich für den 17-jährigen Anton zu einer Zeit der Initiation und des Schreckens aus. Wolfgang Fischers Regiedebüt ist ein visuell brillanter Thriller, der eine Coming-of-Age-Geschichte subtil mit Horrorelementen verbindet
Im Spukhaus nichts Neues: Der routiniert inszenierte Gruselthriller von James Wan und Leigh Whannell lehrt den Zuschauer auf bewährte Art das Fürchten
Materialreiche Langzeitbeobachtung im Bundesligafußball: Aljoscha Pause addiert das Scheitern des musischen Fußballers Thomas Broich zur Unmöglichkeit, als Fußballprofi Autonomie zu gewinnen
Erneut also findet sich der Junggesellenclub nach durchzechter Nacht in einem Hotelzimmer wieder, ohne dass einer von ihnen wüsste, was zuvor passiert ist, diesmal allerdings in Bangkok. Als Kreuzung aus Remake und Sequel mutet der Film stellenweise wie ein formales Experiment an, das den Zuschauer die Unterschiede von Original und Fortsetzung suchen lässt. Was amüsant wäre, wenn nicht auch der größte Teil der Gags einfach nur auf grobe und vulgäre Weise recycelt würde
Ein weiterer Film, der offensiv und humorvoll mit dem Thema Behinderung umgeht. Die Komödie »Ein Tick anders« über ein Mädchen mit Tourette-Syndrom setzt auf anarchische Elemente und märchenhafte Überzeichnung. Vor allem dank dem frischen Spiel der Darsteller übersieht man da gerne ein paar Holprigkeiten und erfreut sich an der beschwingten Skurrilität. Charmant!

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