Kritik zu Mr. Poppers Pinguine
Nach Oscargewinn, Tanz- und Surfkarriere – das Comeback der antarktischen Frackträger: Als unverhoffte Erbschaft lehren sie Jim Carrey, worauf es im Leben wirklich ankommt
Es war Mitte der letzten Dekade, als der Pinguin die Grausamkeit des Showgeschäfts mit voller Wucht zu spüren bekam. Ein Jahrhundert lang hatte das Kino ihn ignoriert, doch nun stand er im Rampenlicht, glänzte als Tänzer in Happy Feet, als Surfer in Könige der Wellen, als Schurke in Madagaskar. Plötzlich liebte alle Welt den schrägen Vogel, sogar ein Dokumentarfilm über seine Reisen wurde zum Millionenerfolg. Eine tolle Laufbahn schien ihm vorprogrammiert, eine permanente Pinguinparade sozusagen – doch dann? Nichts. Gestern noch Everybody’s Darling, heute schon vergessen, so schnell kann’s gehen.
Aber wer weiß, womöglich werden die Filmhistoriker sich eines Tages lobend über die Karriereplanung des antarktischen Frackträgers äußern. Sein Comeback jedenfalls hat er nach allen Regeln der Marketingkunst vorbereitet. In Mr. Poppers Pinguine steht er gleich sechsfach vor der Kamera, so dass er nun auch im Realfilm alle Facetten seines Talents zum Ausdruck bringen kann. Mal steht er betreten da, mal watschelt er durch die Gegend, mal schreit, krächzt, gurrt er herzallerliebst, er kackt und furzt wie ein Weltmeister, und überall richtet er ein heilloses Chaos an, verwandelt Bäder in Aquarien, Wohnzimmer in Winterwunderländer und das Guggenheim- Museum in eine gigantische Rutschbahn. Man muss ihn einfach liebhaben.
Dass die Story drum herum eher formelhaft daherkommt, schadet nichts, denn so kann man sich ganz auf die putzigen Protagonisten konzentrieren. Mr. Popper basiert auf einem Kinderbuch aus dem Jahr 1938, erzählt die immergleiche Geschichte von dem Mann, der ein falsches Leben lebt und erst herausfinden muss, was wirklich richtig und wichtig ist. Dazu muss er ein Vatertrauma und seine materielle Fixierung überwinden und seine Familie wieder zusammenführen – wahrlich nichts Neues also, Familienentertainment vom Hollywood- Reißbrett. Aber dabei kam es ja noch nie so sehr auf das Was, sondern eher auf das Wie an.
Dass unser Pinguin sich mit Jim Carrey einen Partner gesucht hat, der einst als tierischer Detektiv berühmt wurde und seither zum grandiosen Komiker gereift ist, war ein weiterer kluger Schachzug. Carrey macht wieder diesen Spagat zwischen entfremdet und erleuchtet, zwischen derben Fettnäpfchen und sensibler Verletzlichkeit; wer hätte am Anfang seiner Karriere gedacht, dass es einmal so eine Freude sein würde, diesem Mann zuzuschauen! Überaus clever auch die vielen Running Gags des Films: die Assistentin mit dem P-Tick, die verbalen Scharmützel zwischen Popper und seinem greisen Boss, die immer um dessen baldiges Ableben kreisen, der Clinch mit dem genervten Nachbarn, der keine Haustiere duldet, die Fußballszenen, in denen Poppers Kids ihrem Rabenvater schmerzhaft klarmachen, was sie von ihm halten.
Etwas kraftlos sind dagegen die Gegenspieler geraten. James Tupper als neuer Freund von Poppers Ex bleibt farb- und harmlos, und Clark Greggs Zoowärter, der um jeden Preis die Pinguine kassieren will, ist schlichtweg unglaubwürdig, ein Antagonist ohne Autorität. Immerhin kommt es so aber zu einem Finale, bei dem der Pinguin sich einen Lebenstraum erfüllen kann: Er darf endlich fliegen.
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