04/2011
In diesem Heft
Filmkritik
Anthony Hopkins bildet im Vatikan Exorzistennachwuchs aus und wird dabei selbst von einem Dämon besessen. Uninspirierte Variation von der bösen Mutter aller Teufelsaustreiberfilme – »Der Exorzist«
Im durchgestylten Remake eines koreanischen Filmklassikers verführt und schwängert der reiche Hausherr das Hausmädchen, das daraufhin von dessen Schwiegermutter und Ehefrau bedroht wird: ein knalliger, aber eleganter Psychothriller mit Camp-Charme
In seiner überdrehten und sehr makaberen Satire gelingt es Chris Morris, die fanatische Beschränktheit seiner »Dschihadisten«-Helden zu demaskieren, sie selbst aber zugleich sehr menschlich darzustellen. Ein Film, der nicht den Islam aufs Korn nimmt, sondern Fanatismus jeglicher Couleur
Namen und Herkunft sind in Michel Leclercs mit Césars prämierter Komödie keineswegs Schall und Rauch. Die multiethnische neue Generation gibt sich als turbulenter Milieuneurotiker, hält aber am Familienideal fest
Ein auf »Unfälle« spezialisierter Auftragskiller nimmt sich des Sohns eines seiner Opfer an und bildet ihn aus. Das Remake »The Mechanic«, in dem Jason Statham die Rolle von Charles Bronson übernommen hat, besticht durch seine Gradlinigkeit und Präzision
Ein skrupelloser Nachwuchsgangster bändelt mit der unschuldigen Zeugin eines Mordes an: Die Verfilmung verlegt den Gangsterroman von Graham Greene in die frühen Sechziger. Leider kann die Psychologie der Figuren nicht mit der visuellen Brillanz des Dramas mithalten
Der Friedhof von Berlin-Weißensee ist die größte aktive jüdische Begräbnisstätte Europas. Britta Wauers Dokumentarfilm erzählt aus Geschichte und Gegenwart dieser sehr lebendigen Nekropole
Von den Straßenschluchten New Yorks direkt in die Gedankenwege und Datenautobahnen des Gehirns: Der neue Film von Neil Burger sprengt die Grenzen der Wahrnehmung und ist zugleich atemraubender Drogentrip und existenzialistischer Thriller
Ein Bankangestellter wird zum Gangster: Der Film lebt von der Situationskomik, die sich aus dem Mix von French-Connection-Ambiente und der klamaukigen Schauspielerei des Doppelhauptdarstellers José Garcia ergibt
Die Geschichte des Boxers Micky Ward, der sich von seiner dominierenden »White- Trash«-Familie emanzipieren musste, bevor er im Ring Erfolge feierte. Überzeugt eher als Familien- denn als Sportdrama
Aktan Arym Kubat filmt mit poetischer Wucht gegen den kulturellen Selbstverlust – Eigentlich ein Wunder, dass es diesen tieftraurigen wie komischen Film überhaupt gibt
Muntere musikalische Städtereise. John Turturro erkundet Neapel, bringt ein Panorama hübscher Songs bei, reichert es mit informativen Intermezzi an, kann aber nicht so tief und in den Sound der Stadt eindringen, wie es Fatih Akins musikalisches Istanbulbild »Crossing the Bridge« vermochte
Der Tag des Reaktorunfalls von Tschernobyl, erzählt als Drama über die Trägheit des – sowjetischen – Menschen, der statt zu fliehen lieber weiter trinkt. 25 Jahre nach der Katastrophe enttäuscht der erste russische Spielfilm zum Thema damit, dass er lediglich eine Stimmungslage beschreibt
Der Arthouse-Film des ungarischen Filmemacher Benedek Fliegauf überrascht, weil es sich nicht um einen kritischen Sci-Fi-Film über das Klonen handelt, sondern um eine verstörende Liebesgeschichte mit einer großartigen Eva Green in der Hauptrolle
Das Independent-Drama »Willkommen bei den Rileys« über eine verlorene Tochter lebt von seiner unaufgeregten Inszenierung und einem großartigen Ensemble
Mahamet-Saleh Harouns eindrucksvoll schlicht erzählter Film ist moralisches Drama, erzählerische Annäherung an ein bürgerkriegsgeplagtes Land und Allegorie auf universale Gewaltverhältnisse zugleich
Schier endlos ist die Liste an humorvollen Genreverweisen in der Geschichte um einen rotzfrechen Außerirdischen, der auf der Flucht vor dem FBI von zwei britischen UFO-Touristen begleitet wird. Allerdings gelingt es den Filmemachern bei aller Liebe zum Genre nicht, den Zitatendschungel von »Paul« in einer schlüssigen dramaturgischen Form zu bändigen
Frankfurter »Wall Street«: ein überstilisierter, kühler Film, aber hervorragend fotografiert und gut gespielt
Disney wächst in der Beschränkung auf einfachste Stilmittel, souverän in Szene gesetzt, über sich hinaus und erfindet in der schlicht anmutenden Filmästhetik kongenial einen neuen Zugang zu dem Werk A. A. Milnes
Minimalistischer Thriller über einen Mann, der eines Morgens in einem tresorartigen Raum erwacht. Das Aufregendste an dem nachträglich in 3-D konvertierten Film ist leider die unsympathische Hauptfigur. Mitgefühl, Atmosphäre und echte Spannung bleiben weitgehend aus
Die Kamerafrau und Filmemacherin Elfi Mikesch gewährt intime Einblicke in die Arbeitsweise Werner Schroeters und setzt ihm so ein Denkmal, das als »Abfallprodukt« ihrer langen Freundschaft mit diesem grandiosen Exzentriker würdig ist
Zwei Männer bekommen von ihren Frauen einen einwöchigen Freibrief von der Ehe. Allerdings verläuft die große Sause nicht so prickelnd wie erhofft. Trotz einer Reihe pointierter Beobachtungen und amüsanter Gags verliert der Film zum Ende hin immer mehr an Originalität und Charme