Kritik zu The Mechanic
Ein Profikiller nimmt einen Lehrling bei sich auf: Der britische Regisseur Simon West (»Con Air«, »Tomb Raider«) hat ein Drehbuch von Lewis John Carlino aus den frühen 70ern neu verfilmt
Arthur Bishop ist ein absoluter Profi, dessen Spezialität die Morde sind, die in den Augen der Welt nach Unfällen aussehen. Gleich zu Beginn von Simon Wests zeitgemäßem Remake von Michael Winners »Kalter Hauch« stellt der von Jason Statham verkörperte Killer seine Fähigkeit, Schicksal zu spielen, meisterlich unter Beweis. Ein kolumbianischer Drogenbaron soll sterben, ohne dass jemand misstrauisch wird. Also dringt Bishop in seine Villa ein und ertränkt ihn unbemerkt in seinem eigenen Schwimmbad.
Aber schon sein nächster Auftrag bringt Bishops geordnete Welt nachhaltig durcheinander. Er soll seinen langjährigen Freund und Mentor Harry McKenna (Donald Sutherland) beseitigen. Trotz Bedenken lässt er sich schließlich doch darauf ein. Nur tritt wenig später dessen auf Rache sinnender Sohn Steve (Ben Foster) in sein Leben. Aus Verbundenheit zu Harry nimmt sich Arthur seiner an und erklärt sich sogar bereit, ihm sein Handwerk zu lehren. Allerdings zeugt alles, was Steve tut, von seiner Wut auf eine Welt, in der er sich nie richtig zurechtgefunden hat. Dabei verströmt Ben Foster eine manische Energie, die einen faszinierenden Kontrapunkt zu Jason Stathams stoischem Auftreten setzt.
Michael Winners 1972 entstandenes Original, zu dem der bedauerlicherweise gänzlich in Vergessenheit geratene Dramatiker und Filmemacher Lewis John Carlino das Drehbuch geschrieben hat, war ohne Frage ein Film seiner Zeit. Auch wenn der Engländer Winner, der mittlerweile nur noch mit seinen »Death Wish«-Filmen identifiziert wird, niemals zu dem erlauchten Kreis der New-Hollywood-Regisseure zählte, gehörte er zu denen, die das Genrekino aus dem Geist des europäischen wie des japanischen Films erneuert haben. Jean-Pierre Melville stand bei Winners melancholischer Killerballade genauso Pate wie Yukio Mishima, für dessen eigenwilligen Existenzialismus Carlino ein besonderes Faible hatte.
Von diesen Einflüssen hat sich Simon West – man könnte fast sagen: naturgemäß – entfernt. Um so explizit wie einst Winner und Carlino auf sie zu verweisen, sind sie im kollektiven Unterbewussten der heutigen Popkultur einfach nicht mehr präsent genug. Trotzdem weht auch durch seine »Mechanic«-Version noch ein Hauch von Existenzialismus. Jason Stathams Bishop ist eben nicht nur ein weiterer Profi wie der »Transporter«. Er ist vielmehr eine mythische Gestalt, ein moderner Freund Hein, ein einsamer Wanderer durch die Welt, der den Fehler begeht, sich einen Partner zu suchen. Zugleich fungiert er aber auch als eine Art Doppelgänger seines Regisseurs.
Wie Bishop gehört Simon West zu den Handwerkern, die alleine durch die perfekte Beherrschung ihres Metiers zu Künstlern werden. Seine Arbeit zeichnet sich durch eine Geradlinigkeit aus, wie sie im Actiongenre selten geworden sind. West schlägt den Bogen zurück in die frühen 70er Jahre, in die goldenen Zeiten der B-Movies. Mit den Meistern von damals verbindet ihn ein untrügliches, im besten Sinne altmodisches Gespür für Timing und wohl dosierte Effekte. Die Ökonomie seiner Erzählweise ist dabei genauso atemberaubend wie seine Actionszenen, die bei aller Härte nie zum Selbstzweck werden.
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