Kritik zu Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln
Im neuen Film der Farrelly-Brüder spielt Owen Wilson einen braven Familienvater, der von seiner Frau einen einwöchigen »Freifahrtschein« bekommt
Auf den ersten Blick wirkt der neue Film der Farrelly-Brüder wie ein Abklatsch von Todd Phillipps' Komödienhit »Hangover«: Zwei biedere Familienväter bekommen von ihren Ehefrauen einen einwöchigen Urlaub von der Ehe gewährt, Erlaubnis zum Seitensprung inklusive. Die Damen verschwinden nach Long Island, damit die »Junggesellen auf Zeit« gemeinsam mit ihren besten Freunden so richtig die Sau rauslassen können. Wobei natürlich alles anders kommt.
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Filmen liegt im Tonfall der Erzählung. Der Humor der Farrellys mag stellenweise derb und vulgär sein, anders als bei Phillipps ist er jedoch nie herablassend gegenüber den Figuren. Davon abgesehen zeigen sie auch diesmal ihre oft übersehene Stärke, die Lebenswelten ihrer Protagonisten durch eine Reihe beiläufiger Details zu charakterisieren. Visuell mögen ihre Filme bestenfalls Sitcom-Niveau erreichen, aber was die Kleidung, die Ausstattung und vor allem die Frisuren betrifft, sind ihre Filme von einer selten gewordenen, hintergründig-humoristischen Finesse. Da sind die karierten Kurzarmhemden und der Seitenscheitel von Owen Wilson, der nie uncooler aussah. Und da ist vor allem eine neureiche Angeberfamilie, die wie ein fleischgewordener Cartoon des legendären »Mad«-Zeichners Dave Berg anmutet. Wo sonst findet man heute noch solche Verweise?
In gewisser Weise betreten die Brüder mit ihrem neuen Film sogar Neuland: Anders nämlich als in »Buddy-Comedies« üblich spielen auch die Ehefrauen eine entscheidende Rolle. Deren eigene Abenteuer sorgen für einen schönen Kontrast zu den verzweifelten Kapriolen der Männer. Wenn man so will, führen die Farrellys durch den nüchternen Blick der Frauen das ganze pubertäre Pathos dieses Comedy-Subgenres vor Augen. Das ändert zwar nichts daran, dass dem Film im letzten Drittel etwas die Luft ausgeht. Aber selbst ein nicht ganz gelungener Farrelly-Film ist immer noch ein sehenswertes Vergnügen.
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