Kritik zu Wish I Was Here

© Wild Bunch

Der Vater an Krebs erkrankt, die Karriere am Tiefpunkt und die Kinder im Trotzalter: Zach Braff inszeniert sich erneut selbst als Schauspieler mit allerlei Familien- und Geldsorgen, aber der richtigen Mischung aus Sensibilität und Humor

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Mit seinem Regiedebüt Garden State landete Regisseur Zach Braff vor zehn Jahren einen überraschenden Independent-Hit. Der Film über eine Clique von liebenswert orientierungslosen Mittzwanzigern in New Jersey bot für die ratlose Millenniumsgeneration ein hohes Identifikationspotenzial. Danach ist es Braff lange Zeit nicht gelungen, ein weiteres Regieprojekt auf die Beine zu stellen. Stattdessen machte er als Schauspieler in der Serie Scrubs Karriere und nutzte die hier erworbene Popularität nun, um das Startkapital für seinen zweiten Film via Crowdfunding einzusammeln.

Wish I Was Here ist vielleicht kein Sequel, aber auf jeden Fall ein Seelenverwandter von Garden State. Auch hier steht ein erfolgloser Schauspieler, den Braff erneut selbst spielt, im Zentrum der Geschichte. Aber dieser Aiden driftet nicht allein durch den trostlosen Casting-Alltag in Los Angeles, sondern ist als Vater Teil einer lebhaften Familienkonstellation. Schon in der ersten Szene beim Frühstück zündet Braff ein schlagfertiges Dialogfeuerwerk ab, nach dem einem die chaotische Sippe fest ans Herz gewachsen ist. Der Vater mag als Ernährer und Vorbild für seine Kinder vielleicht nicht viel taugen, aber die Art, wie Eltern und Kinder sich hier gegenseitig unter Beschuss nehmen, zeugt von einer aufgeweckten Vertrautheit.

Aidens letzter Auftritt als Schauspieler in einem Werbespot liegt schon einige Zeit zurück, und es ist seine Frau Sarah (Kate Hudson), die die Familie mit einem Bürojob mehr schlecht als recht über Wasser hält. Als der Großvater an Krebs erkrankt und den Monatsbeitrag für die jüdische Privatschule nicht mehr aufbringen kann, beschließt Aiden, die Kinder zu Hause zu unterrichten. Da die Konzentration auf dem heimischen Sofa schon bald nachlässt und die Tochter ohnehin von Geometrie mehr Ahnung hat als der Vater, rückt die Familie zu lebenskundlichen Ausflügen aus. Die haben zwar wenig mit dem Lehrplan, aber viel mit der produktiv vor sich hin kriselnden Identität des erfolglosen Mittdreißigers zu tun, der durch den herannahenden Tod des eigenen Vaters seine Parameter neu justieren muss. Der alte Mann hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Sohn für einen Versager hält und lässt auch im krebskranken Zustand keine Gelegenheit zum Streit aus.

Aus der gefühlschaotischen Gemengelage seiner Figuren entwickelt Braff eine munter sprudelnde Familienkomödie, die sich durch ihre unkonventionelle Frische deutlich von den spießigen Genrestandards des US-Kinos abhebt. Souverän verhandelt der Film die familiäre Rollenverteilung von Männern und Frauen, die schwierige Vereinbarkeit von Familie, Beruf und kreativer Selbstverwirklichung, die Grabenkriege zwischen den Generationen und das Gefühl von Verlorenheit, wenn der Tod der eigenen Eltern herannaht. Daraus entsteht eine wilde, wortgewandte und grundsympathische Komödie, die auch vor punktuellen Sentimentalitäten nicht zurückschreckt und sich erst in der allzu versöhnungssüchtigen Schlusswendung den Zwängen des Genres ergibt.

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