Kritik zu Tanja – Tagebuch einer Guerillera
Die Niederländerin Tanja Nijmeijer schloss sich vor über 20 Jahren dem bewaffneten Guerillakampf in Kolumbien aufseiten der berüchtigten FARC an. Hier erzählt sie vom Erlebten aus ihrer Sicht
»Terrorist or Freedom Fighter?« Die Überschrift eines Zeitungstextes über Tanja Nijmeijer im Jahr 2007 zeugt vom internationalen medialen Interesse an einer jungen Frau aus den Niederlanden, von der damals gerade bekannt geworden war, dass sie seit Jahren in Kolumbien aufseiten der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) gegen die Regierung kämpfte.
Bei der Einnahme eines Lagers der FARC waren Regierungstruppen Aufzeichnungen in einer fremden Sprache in die Hände gefallen; eine Journalistin veröffentlichte sie, wodurch Tanja zu einer Medienpersönlichkeit wurde, die nicht nur im niederländischen Fernsehen Erwähnung fand. Von den einen auf eine Liste gesuchter Terroristen gesetzt, spekulierten andere darüber, dass sie eines von vielen Entführungsopfern in dem lateinamerikanischen Land sei. Die Desillusionierung, die aus den Aufzeichnungen sprach, führte zur Sorge um ihr Leben: Haben revolutionäre Gruppen nicht die Angewohnheit, gegen Abweichler in den eigenen Reihen skrupellos vorzugehen?
»Ich wurde nicht bestraft, aber es dauerte zwei Jahre, bis man mir wieder vertraute«, stellt die mittlerweile 44-Jährige klar in diesem Film, in dem sie ihre eigene Geschichte erzählen kann, ergänzt durch historische Filmaufnahmen, Aussagen zweier JournalistInnen, ehemaliger Mitstreiter und einer Studienfreundin.
Wie kommt eine junge Frau aus gutbürgerlichem Elternhaus in einer niederländischen Kleinstadt an die Seite der kolumbianischen Guerilla? Für Tanja ist die Antwort einfach: Sie wollte raus aus dieser Enge. In Kolumbien sieht sie 2002 die Guerilla zuerst im Fernsehen und fragt sich, warum diese so stark ist. Sie schließt sich der FARC an; nach einem Bombenanschlag mit 25 Toten geht sie mit in den Dschungel. Eine prominente Rolle wird ihr zuteil, als im selben Jahr drei US-Bürger gefangen genommen werden, von der FARC verdächtigt, in Diensten der CIA zu stehen. Bei deren Befragung fungiert sie als Dolmetscherin.
2012 kommt es zu Friedensverhandlungen zwischen der FARC und der Regierung. Als Mitglied der FARC-Delegation wird Tanja erneut internationales Medieninteresse zuteil. 2016 wird ein Friedensabkommen unterzeichnet, doch die Utopie einer Versöhnung scheitert.
»Waffengewalt führt zu nichts«, hat Tanja inzwischen erkannt, doch nach Hause, in die Niederlande, kann sie nicht zurück, weil sie für die USA noch immer auf der Terrorliste steht. »Eine sehr interessante Erfahrung, die mir niemand mehr nehmen kann«, resümiert Tanja einmal ihre Zeit bei der Guerilla. Leider bleiben viele ihrer Äußerungen ähnlich vage: ihre Kritik, die sich in Begriffen wie »Sexismus« und »Heuchelei« äußert, gilt einzelnen Personen. Wie verbreitet aber war die Korruption innerhalb der Führungsgruppen der Guerilla (die auch mit Drogenkartellen zusammenarbeiteten)? Welche Rolle spielten die Frauen? Wie groß war die Unterstützung durch die Bevölkerung? Darüber hätte man gern mehr erfahren.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns