Kritik zu Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers
J.J. Abrams bringt die »Skywalker Saga« an ihr Ende – mit einem Film, der alles, was gut war am Franchise, in eine einzige, übervolle Handlung zu packen versucht
Was muss ich wissen? Das ist die erste Frage, die der Kinozuschauer vor jedem neuen »Star Wars«-Film beantworten muss. Auch wenn es genug eingefleischte Fans gibt, die dem Neuling zusichern, dass »Star Wars« ein Franchise sei, in dem man jederzeit einsteigen kann, so hat man als Zuschauer doch mehr davon, wenn man weiß, wer hinter dem Namen Palpatine steht, wie die »Force« so operiert und man nicht darüber erschrickt, dass Carrie Fisher drei Jahre nach ihrem Tod erneut mitspielt. Andererseits, auch das passt zum esoterisch angehauchten »Space Western«, den George Lucas im fernen, fernen Jahr 1977 begründete, ist es natürlich immer besser, nichts zu wissen. Schließlich könnte jeder Name, jede Andeutung schon ein Spoiler sein.
Nach Rian Johnson, der mit »Episode VIII: Die letzten Jedi« die Fans spaltete, hat nun wieder J.J. Abrams die Regie übernommen, dessen »Episode VII: Das Erwachen der Macht« 2015 als Neubeginn eines totgesagten Franchises bejubelt worden war. Tatsächlich wirken schon die ersten Szenen wie eine energische Wiederaneignung: Mit Verve und Souveränität legt Abrams aus, wer in den kommenden 142 Minuten eine wichtige Rolle spielen wird, worum es geht, und wo sich die einzelnen Fraktionen von »Resistance« und »First Order« befinden. Was danach kommt, setzt sich zusammen aus den üblichen Elementen: in wechselnden Konstellationen fliegen die letzten Getreuen von Planet zu Planet, sammeln, rauben und erkämpfen sich Informationen, Mitstreiter und Steine der Weisheit, immer dicht gefolgt von den finsteren Mächten und ihren maskierten Schergen. Mal scheint alles verloren, dann wieder keimt Hoffnung auf. An einer der schönsten Stellen, die direkt inspiriert scheint von »Dunkirk«, und zwar mehr dem Christopher Nolan-Film als dem historischen Ereignis, ruft ein »First Order«-General verzweifelt in den Himmel: »Was ist das denn für eine Flotte!« Und bekommt die schnittige Antwort: »Das ist keine Flotte, das sind nur Leute.« Und weil wir im »Star Wars«-Universum sind, fliegen diese »Leute« natürlich alle quasi in Seifenkisten. Echte Physik hat sich »Star Wars« noch nie zum Problem gemacht.
Wer die Filme mit irgendeinem Maß von Realismus bewerten will, hat hier sowieso nichts mehr verloren. Für »Star Wars« muss man jeden Zweifel über die Art, wie geflogen, geschossen und meinetwegen sogar geliebt wird, fahren lassen. Wenn das gelingt, kann das Vergnügen beginnen: an einer Gruppe von Deserteuren, die auf zotteligen Vierbeinern über die Tragfläche von Raumschiffen galoppieren, an plappernden Droiden und immer zu Scherzen aufgelegten Piloten. Oder auch an dem Duell, in das sich Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) hier mehr und mehr verstricken. Sie können einander sehen, hören und bekämpfen, während sie sich an verschiedenen Enden der Galaxie befinden. Wobei sie eigentlich ausfechten, ob sie das überhaupt wollen, einander ausfechten. Mit fast zu viel Handlung in epischen zweieinhalb Stunden ist J.J. Abrams jedenfalls ein würdiger Trilogie-Abschluss gelungen.
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