Kritik zu Krieg der Welten

© Paramount Pictures

Diesmal kommt nichts Gutes aus dem All: Steven Spielberg, der die Welt in Unheimliche Begegnung der Dritten Art und E.T. mit liebenswerten, wenn nicht gar knuddeligen Außerirdischen beglückte, zeigt in Krieg der Welten eine außerirdische Invasion mit dem Ziel der Vernichtung

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Wenn die ersten Verwüstungen stattfinden, fragen die Kinder, ob es "Terroristen" seien; der Sohn hakt auf die Auskunft des Vaters, die Angreifer kämen von "irgendwo anders" her, mit der Frage "Europa?" nach. Aber solche aktuell-ironischen Bezüge werden im weiteren Verlauf gänzlich ausgeblendet zugunsten einer Rückbesinnung auf die Vergangenheit, zumal die fünfziger Jahre. Genau wie in der Verfilmung von Byron Haskin aus dem Jahr 1953 taucht das Militär hier nur mit Jeeps, Panzern und Bombern auf, spielt die Handlung in der amerikanischen Provinz, zwischen Newark und Boston.

Groß und Klein verbindet der Film: auf der einen Seite nichts weniger als die drohende Vernichtung der menschlichen Zivilisation durch eine außerirdische Invasion, auf der anderen Seite die Geschichte eines einfachen Mannes (Beruf: Dockarbeiter), der im Chaos nur seine beiden Kinder beschützen will, von denen er sich seit der Scheidung zunehmend entfremdet hat. "Was bedeutet es, heute ein Vater zu sein?" - das sei die Fragestellung gewesen, bemerkte Tom Cruise, der in diese etwas ungewohnte Rolle schlüpft.

Diese Konstellation bringt einige eindrucksvolle Szenen hervor, zumal in den Auseinandersetzungen zwischen dem Vater und seinem Teenager-Sohn, die von vornherein durch Aggressionen und gegenseitige Vorwürfe gekennzeichnet sind. Am Ende gibt der Vater nach einem zähen körperlichen Ringen dem Wunsch des Sohnes nach, ihn gehen zu lassen, dies aber auch, weil er fürchten muss, seine Tochter aus dem Auge zu verlieren. Später wird er sie mit "Little Deuce Coupe" von den Beach Boys in den Schlaf singen, und wenn er den Mann zum Schweigen bringt, der mit seinem Gewehr beinahe die Außerirdischen auf sie aufmerksam gemacht hätte, bleibt die Kamera - aus der Perspektive der Zehnjährigen - respektvoll vor der Tür. Das könnte man als Erklärung lesen, den Film so zu erzählen wie es in den Fünfzigern üblich war, nicht nur als Film über eine Familie, sondern auch als Family Entertainment, bei dem übermäßige Grausamkeiten aus dem Bild verbannt werden.

In den Szenen der Verunsicherung zu Beginn, in denen noch der Alltag akzentuiert wird, verrät der Film die Handschrift seines Autors David Koepp, dessen Regiedebüt The Trigger Effect ein bemerkenswerter Paranoia-Film war. Später nimmt Krieg der Welten dieses Thema wieder auf: Wenn der Vater seine Kinder vor Leuten warnt, die ihnen möglicherweise ihr funktionierendes Auto abnehmen wollen - was dann auch passiert, in einer verknappten Szene inmitten panischer Massen. Das ist dicht erzählt und spannender als die vertrauten Bilder von der Zerstörung der Metropolen und ihrer Wahrzeichen - Klischees, die uns hier durch die konsequente Beibehaltung der Perspektive des Protagonisten erspart bleiben.

Verweisen die dreibeinigen außerirdischen Fortbewegungsmittel - Tripods genannt - mit ihren metallischen Geräuschen auf das Maschinenzeitalter, in dem H.G. Wells seinen Roman schrieb, so ist der wesentliche Referenzpunkt für Spielbergs Werk doch die Filmversion von 1953: in der Szene, wo einer der langen Arme der außerirdischen Maschinen mit seinem Auge an der Spitze das zerstörte Haus erkundet, in dem sich die Protagonisten versteckt haben, in den Bildern einer Studiolandschaft gegen Ende und einem Auftritt von Gene Barry, dem damaligen Hauptdarsteller.

Vor allem aber nimmt der Film am Ende die Off-Erzählung seines Vorläufers auf: die von den kleinsten Lebensformen, die den Außerirdischen schließlich zum Verhängnis werden - und der göttlichen Vorsehung, die dahinter steht. Insofern ist es wohl kein Zufall, wenn bei der ersten Zerstörungswelle in einer Kirche zwar ein großer Riss klafft, das Gebäude aber nicht einstürzt, vielmehr das Sonnenlicht verheißungsvoll durchs Fenster scheint. Die gemeinschaftliche Aktion, mit der die Rettung einer Gruppe von Menschen aus dem Inneren eines Tripods gelingt, wird dadurch nicht als Initialzündung des Widerstandes charakterisiert, sondern nur als konkrete Rettungsaktion ohne weitere Konsequenzen - eine Ambivalenz, die über den Film hinausreicht, wie auch das Happy End. Das kommt so dick, dass man es für Ironie halten könnte - aber so ist es bestimmt nicht gemeint. Im Endeffekt ist Krieg der Welten ein bewusster Rückgriff auf die fünfziger Jahre - inhaltlich wie ästhetisch. Für den Regisseur Spielberg, der in A.I. - Künstliche Intelligenz und Minority Report komplexe Zukunftsvisionen auf die Leinwand gezaubert hat, ist dies aber ein ziemlich belangloser Film.

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