Kritik zu Highway to Hellas

© Warner Bros. Pictures

Christoph Maria Herbst reist in dieser Culture-Clash-Komödie als deutscher Banker auf eine griechische Insel, um die Sicherheiten eines Kredits zu prüfen. Die Inselbewohner üben sich daraufhin in Erfindungsreichtum

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Die Mühlen im Filmbusiness mahlen bekanntlich etwas langsamer. Nicht, weil man hier ein griechisches Laissez-faire zur obersten Arbeitsmoral ausgerufen hat, sondern weil die ineinander greifenden Prozesse von Drehbuchschreiben, Finanzierung, Drehgenehmigungen einholen und Realisierung ein höchst komplexes und kräftezehrendes Konstrukt sind. Und diese zeitintensive Plackerei ist besonders im Fall von »Highway to Hellas«, um im Bild zu bleiben, eine kleine griechische Tragödie – denn der Film kommt einfach fünf Monate zu spät ins Kino.

Was war das für ein mediales Tohuwabohu im Sommer: gierige Griechen, das dritte Sparpaket, Europa am Abgrund. »Highway to Hellas«, der Titel ist eine etwas holprige Anspielung an AC/DCs Hardrock-Evergreen »Highway to Hell«, hätte der beunruhigten deutschen Volksseele da sehr gutgetan. Nun eben mit ein paar Monaten Verspätung.

Regisseur Aron Lehmann, der mit seinem Debütfilm »Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel« unter anderem den Max-Ophüls-Publikumspreis gewonnen hat, inszeniert hier eine Komödie mit den besten Mitteln der Culture-Clash-Erzählkunst. Und damit es richtig schön clasht, braucht man wunderbar überzeichnete Stereotype. Was Christoph Maria Herbst par excellence beherrscht, seine auch anderorts bereits vielfach zur Schau gestellte Variante des pedantischen Fieslings, macht ihn mittlerweile sozusagen zum Christoph Waltz der leichthumorigeren Art. Hier spielt er den krawattierten Vertreter einer Münchner Bank, der auf die griechische Insel Paladiki reist, um dort die Sicherheiten für einen vor Jahren gewährten Kredit zu überprüfen. Und, wie zu erwarten, gibt es vor Ort natürlich einige Ungereimtheiten, die so gar nicht der deutschen Sorgfaltspflicht entsprechen: Die angegebenen Sicherheiten – ein Krankenhaus und ein Elektrizitätswerk – gibt es die überhaupt in Wirklichkeit auf der kleinen Insel? Adam Bousdoukos, seit jeher Stammgast in den Filmen von Fatih Akin, wird hier zu einer Art Unterhändler des Bürgermeisters. Dem ungebetenen Gast aus Deutschland sollen ein paar Finten gelegt werden, damit der Schmu nicht so schnell auffliegt. Derweil versucht man allerorts, die Fassade für den deutschen Banker aufrechtzuerhalten.

Jenen zuweilen slapstickartigen Erfindungsreichtum der Einheimischen kennt man in ähnlicher Form aus Filmen wie »Local Hero« mit Burt Lancaster oder zuletzt »Die große Versuchung – Lügen, bis der Arzt kommt«. Erzählten jene Filme allerdings von einem eher in sich geschlossenen Kosmos, steht »Highway to Hellas« naturgemäß in einem größeren Kontext: Merkel, Schäuble und Tsipras und die griechische Regierung finden hier ziemlich passende Stellvertreter. Trotz zum Teil etwas abgehalfterter Klischees hat diese Komödie der bitteren Realität einiges voraus: Das Happy End mag so gar nicht der Odyssee entsprechen, die das deutsch-griechische Verhältnis auf politischer Ebene noch jahrelang begleiten wird. Egal, darauf einen Ouzo.

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