Kritik zu Freiland

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Warum soll man eine Kommune gründen, wenn man auch gleich einen eigenen Staat ausrufen kann? Moritz Laubes Komödie annonciert sich selbst etwas großmäulig als »Film zur Lage der Nation«

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Ländliche Aussteigerprojekte blühen wohl fast in aller Welt. Der Plan, gleich einen ganzen Staat zu gründen, ist dagegen eher selten. Denn der Mehrwert ist symbolisch; juristische Konflikte sind vorprogrammiert. Niels und Christian ist das egal, als sie in einem verwahrlosten brandenburgischen Herrenhaus ihr Fürstentum Freiland ausrufen. Denn beide haben mit der Gesellschaft fertig: Niels verlor erst ein Auge und dann seinen Beruf als Lehrer, weil er seine Schüler zu einer Protestdemonstration mitgenommen hatte. Und der in einem Wohnmobil hausende Zwangsneurotiker Christian lebt die Autarkie vor, die er den Lesern seines Buchpamphlets als Ausweg aus der drohenden Katastrophe anpreist.

Charismatisch sind beide nicht gerade. Und in ihrem neuen Reich geht es so autoritär und intransparent zu wie in einer scharf geführten Privatfirma oder Sekte. Zulauf finden die beiden dennoch – von anderen Versprengten, die die Verhältnisse samt verordneter Sexualität lange Zeit ungefragt hinnehmen und sich um die ökonomische Perspektive des Projekts gar keinen Kopf zu machen scheinen: Eine geradezu unheimlich verpeilte Truppe – wohl nicht zufällig hatte der bisherige Werbefilmer Moritz Laube für seinen ersten Langspielfilm das sogenannte Fürstentum Germania in Brandenburg zur Vorlage, wo 2009 rechte Esoteriker drei Monate lang einen eigenstaatlichen Selbstversuch wagten.

Auch in Freiland gibt es Marschmusik und Fahnenappell. Und eine Weile lässt sich hoffen, der Film würde über den komödiantischen Umweg vielleicht den verstörenden Grenzbereich zwischen Ökos und Rechtsgesinnten beackern. Leider umsonst; die politischen Positionen der Freilandbewohner bleiben ausgeblendet. Wahrscheinlich nur aus Ignoranz. Denn es sieht sehr danach aus, als wolle Laube sein Setting nur als bizarr exotische Basis für einige komödiantische Gemeinplätze (samt tumbem Bürgermeister als Antagonisten) nutzen. Die fade Botschaft: dass wir doch lieber Familie gründen als Kommune spielen sollen. Ein bisschen schmal für einen »Film zur Lage der Nation« (so die Eigenwerbung).

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