Kritik zu Falco – Verdammt wir leben noch!

© drei-freunde Filmverleih

2008
Original-Titel: 
Falco – Verdammt, wir leben noch!
Filmstart in Deutschland: 
05.06.2008
L: 
118 Min
FSK: 
12

Manche seufzen: »Endlich!« Andere: »Das hat uns gerade noch gefehlt!« Ein Biopic über Hans Hölzel alias Falco, den einzigen deutschsprachigen Popstar mit Nummer-Eins-Hit in den USA: »Rock me Amadeus«

Bewertung: 3
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»Sie werden mich erst wieder richtig lieben, wenn ich tot bin«, sagt Falco (Manuel Rubey) in diesem Film immer wieder und gibt damit nicht nur das Charisma eines zu früh Verstorbenen preis, sondern auch das Zentrum eines Films, der sich alle Mühe gibt, kein ungebrochenes Heldenbild zu zeichnen – selbst um den Preis, es sich mit einigen Falco-Fans zu verderben. Wenn Grace Jones in den ersten Bildern auf Englisch von einem Verrückten erzählt, der erst auf dem Parkplatz einer Bar in der Dominikanischen Republik stundenlang Musik hört und dann einfach losfährt, ohne zu schauen, und mit einem Überlandbus kollidiert, dann hat das fast dokumentarische Qualität. Flirrend gelbe Bilder versprechen viel, was der Film als Ganzes nicht halten wird, auch wenn diese Szene leitmotivisch wiederkehrt.

Doch wenn dann von Hansi Hölzel erzählt wird, vom Wien der sechziger Jahre, von dem einen überlebenden Drilling, der ohne Vater, dafür mit viel Musik aufwächst, dann beginnt ein ganz anderer Film. Der DDR-Skispringer Falko Weißpflog, der Überflieger, steht Pate für die Bühnenfigur, während Hansi nachhaltig von seiner Mutter beherrscht wird. Regisseur Thomas Roth nimmt die Künstlichkeit der Figur ernst, die bei jedem Auftritt selbstbewusst aus dem Vollen schöpft, »die Nacht gehört uns bis zum Morgen« singt, und sich mit dem ersten Tageslicht wundert, dass er überlebt hat, nicht nur als einer von dreien im Mutterleib, sondern auch die selbstzerstörerischen Exzesse von Alkohol und Drogen. In Falco kommt die Kehrseite des Big Business zur Sprache, die Angst, die Leere, das Schweigen und die Sehnsucht. Die lähmende Kraft eines weißen Blattes, an dessen Ende ein Welthit zu stehen hat. Der Druck der Industrie und der Fans ebenso, wie die verführerische Illusion, die Massen beeindrucken zu können.

Es ist das Ehrliche an Thomas Roths Film, das beeindruckt; die Art, wie er der Versuchung widersteht, Falco als Wunder der deutschsprachigen Popmusik zu inszenieren, mit dem bis heute einzigen deutschsprachigen Nr. 1 Hit in den USA. Stattdessen rückt er Hansi in den Vordergrund, den zweifelnden Schatten der Bühnenfigur Falco. Ästhetisch zerfällt der Film in zwei Teile: In dem einen, der sich auf die Ähnlichkeit von Schauspieler Manuel Rubey mit dem echten Falco verlässt, beziehungsweise auf die Bilder, die man kennt, wird die Kunstfigur als solche identifiziert und in ihrer Einzigartigkeit als eines der vielen schnelllebigen Phänomene des Pop dargestellt. Auf der anderen Seite allerdings, die der individuellen Existenz von Hansi Hölzel gewidmet ist und damit eine gewisse historische Dimension benötigt, macht sich Hilflosigkeit bemerkbar, die Figur mit den Stimmungen ihrer Zeit zu fassen, wie es etwa Anton Corbjin in »Control« so unprätentiös gelungen ist.

Hansi wird zum Opfer eines etwas zu typischen Popstargehabes, der Popstar selbst zur bloßen Bühnenfigur in schwarz-weißem Anzug mit Sonnenbrille und roboterhaften Bewegungen. Falco ist die Marke, der Hansi hinterherläuft. Man mag nun spekulieren, ob es nur ein Ergebnis des Filmes ist, dass beide Figuren im Grunde nie zusammenfinden.

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