Kritik zu Dirty Grandpa
Robert De Niro, der zuletzt verstärkt in komischen Rollen auftrat, gibt in dieser Generationen übergreifenden Jungskomödie einen lüsternen Großvater, der seinen angepassten Enkel aus seinem genormten Dasein lockt
Jason ist, angefangen vom gebügelten Polohemd über seine zickige Vorzeige-Verlobte bis hin zu seiner Anstellung in der Anwaltskanzlei seines Vaters der Inbegriff eines Strebers. Doch auf der Zielgeraden zur Hochzeit kommt ihm sein Opa Dick in die Quere. Der Rentner, der gerade nach vielen Ehejahren seine Frau zu Grabe getragen hat, nötigt Jason unter einem Vorwand dazu, ihn nach Florida zu chauffieren. Als Jason den Witwer abholen will, sitzt dieser masturbierend vor einem Porno. Dargestellt wird der offensive Lustgreis, horribile dictu, von Robert De Niro. Ab da folgen im Dreiminutentakt und bis hin zum abschließenden Finger-im-Allerwertesten-Gag weitere Schockmomente, in denen Regisseur Dan Mazer auszutesten scheint, wie viele Ekelwitze man De Niro und seinen Fans zumuten kann.
Die Komödie gehorcht dem eigentlich viel versprechenden Motto einer verkehrten Welt, in der sich ein junger Mann bemüht, den väterlichen Regeln zu gehorchen, während sein Opa einen kindischen Hedonismus predigt, vulgo: die Sau rauslässt. Unterwegs begegnet das Duo drei Collegestudenten, die zum Spring Break nach Daytona Beach fahren wollen. Jason erkennt im ökobewegten Hippie-Mädchen Shadia eine ehemalige Kommilitonin aus seinem Fotografiekurs, den er zugunsten seines Jurastudiums aufgab. Dick, dessen Restlebensprogramm buchstäblich »ficken, ficken, ficken« lautet, erregt das Interesse ihrer lüsternen Freundin Lenore und überredet seinen Enkel zu einem Abstecher ins Partymekka Daytona.
Inspiriert von »Hangover«, »American Pie« und anderen raubauzigen Jungskomödien, darunter Zac Efrons eigenen Filmen »Bad Neighbors« und »Für immer Single?« (daraus stammt die Szene mit dem Plüschtier vorm Schniedel) muss der Enkel mit Nachhilfe seines dauergeilen Opas die Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Erlebnisse, die Jason sich als braver Student verkniffen hat, nachholen. Doch der »Fun« ist hier, um Adorno zu zitieren, »ein Stahlbad«, ein schier endloser ermüdender Marathon von grellen Situationen und Tabubrüchen, die ohne Gespür für Timing aneinandergereiht werden. Regisseur Dan Mazer (Drehbuch für »Borat«, Regie von »Das hält kein Jahr…«) zeigt etwa Crackpfeifen, vermeintliche Kinderschändung, Gesichtsgraffiti mit Hakenkreuz-Pimmeln, und übergießt alles mit einem verbalen Unflat, der den Synchronsprechern viel Anstrengung abverlangt haben dürfte. Es gibt durchaus spaßige Momente, etwa in der merkwürdigen Beziehung des lokalen Drogendealers mit zwei Polizisten. Doch auch weil der Film seinem eigenen Anarchohumor nicht traut und beständig Rückzieher in formelhafte Sentimentalitäten macht, bleibt der Witz meist auf der Strecke.
Zum fremd schämen ist deshalb weniger der Anblick von De Niro als schwanzfixierter Oldie, der Zotenkanonaden an der Grenze zur Pornolalie abfeuert, als die Tatsache, dass der ganze Zirkus kaum einen Lacher generiert. Lustlos agiert besonders der ehemalige Teenie-Schwarm Zac Efron – während Robert De Niro immerhin durch seinen Sportsgeist, mit dem er diesen unterirdischen Trottel-Auftritt absolviert, Respekt abnötigt.
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